Familienurlaub im Kolping-Feriendorf
„Er ist ein Geschenk“

Foto: Kolping-Feriendorf Herbstein
Er hilft, wo es nötig ist: Wigbert Nophut hat beim Bau des Bibelparks geholfen und viele Arbeitseinsätze geleitet. Dafür ist er mit einem eigenen Platz im Vogelsbergdorf geehrt worden.
Manchmal sitzt Wigbert Nophut mit seiner Familie oben im Kolping-Feriendorf, trinkt Kaffee, isst Kuchen und genießt die Aussicht: runter nach Herbstein – und rauf auf die Wand des benachbarten Bungalows. Dort hängt ein Bild von ihm, lebensgroß und holzgerahmt, mit Kolping-Kappe, Arbeitsklamotten und Handfeger. Über dem Bild steht: Wigbert-Platz. Nophut sagt: „Meistens kriegt man so eine Ehrung ja erst, wenn man nicht mehr lebt.“
Er hat sie schon 2016 bekommen. Als Dank für die ehrenamtliche Arbeit, die er für das Vogelsbergdorf, das Feriendorf in der Nähe von Fulda, geleistet hat. Norman Strauch, der Leiter des Dorfes, sagt: „Der Wigbert ist Kolpinger durch und durch. Für unser Haus ist er ein unfassbares Geschenk.“
Seit Jahrzehnten hilft Nophut (74), wo er kann. Zweimal im Jahr leitet er einwöchige Arbeitseinsätze: den Frühjahrsputz und den Herbstputz. Mit 20 Helfern schneiden sie dann Sträucher, säubern Dachrinnen und Rohre, kehren Dächer ab, malern Wände, reparieren, was zu reparieren ist. Sie suchen sich Wochen aus, in denen kaum oder keine Gäste da sind; so können sie in allen Bungalows werkeln.
Die Geschichte von Wigbert Nophut erzählt davon, was Kolpinger bewirken – mit ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer Anpackermentalität, ihrem handwerklichen Geschick. Es gibt viele, die so ticken wie er: Sie bringen ihr Können ein; sie opfern ihre Freizeit für etwas Gutes; sie helfen gern. Motivieren andere, mitzumachen. Und finden das selbstverständlich.
Nophut arbeitet im Vogelsbergdorf nicht nur in den zwei Wochen im Frühjahr und Herbst mit. Er kommt auch sonst oft aus Herbstein hoch und schaut, was anliegt. Hausleiter Strauch sagt: „Er sieht immer, wo was im Argen ist.“ Ob irgendwo was renoviert werden sollte, ob eine Steckdose erneuert werden muss oder ob ein Spielgerät kaputt ist und für die Kinder gefährlich werden könnte.
„Er weiß, wo jedes Kabel liegt“
Viele Gäste, erzählt Strauch, würden Nophut für den hauptamtlichen Hausmeister halten, so präsent sei er. Dass er sich ehrenamtlich engagiert, sei ihnen nicht klar. Der Wigbert-Platz soll helfen, den Menschen seinen Wert bewusstzumachen. „Wir wollen den Gästen nahebringen: Hier ist jemand, der ist die gute Seele des Hauses“, sagt Strauch. „Er läuft immer im Hintergrund herum, aber er gehört eigentlich nicht in den Hintergrund. Sondern in den Vordergrund.“
Denn ohne ihn wäre das Kolping-Feriendorf nicht das, was es ist. Strauch betont, Nophut habe nicht nur ein riesiges handwerkliches Wissen, sondern kenne das Haus durch seine Erfahrung auch so gut wie niemand sonst: „Er weiß, wie alles funktioniert. Er weiß, wo jedes Kabel in der Wand liegt, wo jedes Abflussrohr langgeht, wie das Haus im Detail gebaut ist. Das ist Gold wert.“

Was treibt Nophut an? Er sagt, Adolph Kolping sei ein Vorbild für ihn, er bewundere seine Religiosität, seine Offenheit, seinen Einsatz für die Gesellschaft. Zu Hause in seinem Büro hat er einen Kolping-Messingkopf stehen. Nophut erzählt, schon sein Vater sei Kolpinger gewesen und Haustechniker im Kolpinghaus in Frankfurt. Er selbst habe mitfahren dürfen, als einst der Grundstein für das Vogelsbergdorf gelegt wurde. Als er dann mit seiner Familie nach Herbstein zog, begann er sich zu engagieren. Von Beruf war er Fliesen-, Platten- und Mosaikleger – im Ehrenamt ein Alleskönner.
Auch am wohl prägendsten Projekt des Feriendorfes wirkte Nophut mit: am Bibelpark. Gleich neben dem Haupthaus können die Kinder unter Bäumen in der Arche Noah oder dem Turm zu Babel spielen, sie können einen Goliath mit Tennisbällen abwerfen, sich wie Jona in einem riesigen Wal bewegen oder staunen, dass aus dem Fels von Kadesch manchmal tatsächlich Wasser sprudelt, wenn man darauf klopft.
Nophut erzählt, wenn er am Bibelpark entlang spazieren gehe und viele Familien da seien und die Kinder spielten, lachten, jauchzten, dann spüre er, dass all die Arbeit sich gelohnt hat: „Da geht mir so richtig das Herz auf. Das hält mich ein bisschen jung.“ Nophut liebt das Vogelsbergdorf, das hört man, wenn man mit ihm spricht. Er mag es, dass Menschen aller Generationen sich dort treffen. In den Ferien kommen vor allem Eltern und Kinder, sonst aber auch Gruppen aus Unternehmen. Und Senioren, die einen Kaffee trinken, ihn grüßen und sagen: „Mensch, du bist ja immer noch da!“
Der Kolpinger hat nie gezählt, wie viele Stunden er für das Feriendorf geackert hat. Hausleiter Strauch sagt: „Im Jahr waren es manchmal 1000 Stunden oder mehr. Das ist unfassbar. Ich glaube, Wigbert hat oft mehr Zeit hier bei uns verbracht als zu Hause auf der Couch. Das ist quasi sein zweites Zuhause.“ Nophut hat das Feriendorf nicht nur als Handwerker unterstützt, lange auch als Vorsitzender des Fördervereins.
Bis wann er weitermachen will? In diesem Jahr, sagt er, wolle er die Arbeitseinsätze noch leiten. Dann wolle er die Leitung übergeben und sich zurückziehen. Aber nur langsam. „Ganz ohne kann ich nicht“, sagt Nophut. „Ich kann das Haus ja nicht alleinlassen.“
Zur Sache
2025 feiert das Kolpingwerk Deutschland sein 175-jähriges Bestehen. Vom 2. bis 4. Mai hat in Köln ein bundesweites Jubiläumsfest stattgefunden, an dem Tausende Kolpingmitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet teilgenommen haben. Nähere Informationen zum Vogelsbergdorf und allen weiteren Kolping-Familienferienstätten finden Sie unter www.kolping-familienurlaub.de