Erfülltes Leben geht auch anders

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Wieder eine Fastenzeit, Karwoche und Osterfest unter Corona-Bedingungen. Was kann man tun? Die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück haben gemeinsam einen großen Strauß von Vorschlägen gesammelt. Von geistlichen Wellness-Angeboten bis zu Material für Andachten, Exerzitien und Online-Kreuzwegen

Sonnenlicht durchflutet einen Wald
Baden im Wald? Auch das kann man tun, um in der Fastenzeit Kraft zu tanken. Ein Vorschlag der Aktion „Spiritea“, zu finden im Osterportal der Nordbistümer. Das Foto entstand im Grumsiner Forst in Brandenburg. Foto: Marco Heinen

Erinnern Sie sich an Palmsonntag vor einem Jahr? Wenn nicht, dann liegt es vielleicht daran, dass dieser Palmsonntag gewissermaßen ausfiel. Der erste Corona-Lockdown fiel auf das Ende der Fastenzeit. Gottesdienste waren zum großen Teil gar nicht möglich. Palmsonntag, die Heilige Woche, Ostern, die wichtigsten Tage im christlichen Jahr mussten alle Christen weitgehend zuhause gestalten. 

In diesem Jahr, 2021, ist die Krise noch lange nicht bewältigt. Heute können wir noch nicht sagen, wie Gottesdienste gefeiert werden und wer anwesend sein darf. Die Ersatzlösungen, die im vergangenen Jahr schnell auf die Beine gestellt werden mussten, sind heute nicht mehr so improvisiert, sondern professionell gestaltet. Beispiel: Das Oster- und Fastenportal „Osterzeit im Norden“. Die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück haben sich zusammengetan und eine ganze Palette von Vorschlägen gesammelt, wie man die Fastenzeit, Karwoche, die Ostertage und die österliche Festzeit gestalten kann. Man findet diese Vorschläge auf der Internetseite www.osterzeit-im-norden.de 

Meditative Musik mit Bild und Text

Es geht los mit „musikalischen Impulsen“ zu den Fastensonntagen. Der Jugendchor Wallenhorst Hollage unter der Leitung von Maria Hartelt singt und spielt „Ich bleibe in Dir“ – Gesang, Klavier, Klarinette, bildlich unterlegt mit einem kurzen Gebetstext. Das ist der Impuls zum zweiten Fastensonntag. Eine Woche zuvor spielte Dr. Gabriel Isenberg an einer hörenswerten Orgel in der sehenswerten gotischen Kirche St. Bonifatius in Neuenkirchen (Oldenburg) ein zeitgenössisches, meditatives Orgelwerk von Eugène Reuchsel. Bis Pfingsten wird diese musikalische Reihe mit neuen Einspielungen laufen. 

„Hoffnungstöne“ – Hitliste für jeden Sonntag

Unter dem Stichwort „Hoffnungstöne“ gibt es an jedem Sonntag eine „Playlist“ mit Musik zum Thema der Misereor-Fas­tenaktion „Es geht! Anders“. Das Motto der Fastenaktion hat die Osnabrücker Autoren zu dieser Liedauswahl zum Thema „Gehen“ veranlasst. „Gerade angesichts der aktuellen Situation in der Corona-Pandemie mag dieses Wort Fragen provozieren wie: Geht im Moment überhaupt etwas? Wohin geht es denn? Wer geht mit? Wohin möchte ich?“

Achtsamkeit, während der Tee zieht

„Spiritea – eine Teelänge Achtsamkeit“ spricht vor allem Menschen an, die es weniger fromm und traditionell mögen, sondern eher für heilsame und spirituelle Anregungen, die einem gut tun, interessieren. „Spiritea, das sind Texte für eine Teelänge: Ob an einem stressigen Tag oder bei trübem Wetter. Spiritea hilft dir, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, Deine innere Mitte zu finden und deinen Geist achtsam zu halten. Wir erzählen dir von Meditationen, dem mystischen Blick auf die Welt und einem achtsamen Leben.“ Dort gibt es Vorschläge zum Waldbaden nach japanischem Vorbild oder Bauanleitungen für einen geistlichen Rückzugsort in der eigenen Wohnung – der alte „Herrgottswinkel“ kann auch eine mit Tüchern und bunten Steinen gestaltete Meditationsecke sein. 

Geistliche Übungen mit Kurzfilmen 

Die Fastenzeit ist seit jeher eine Zeit für „Exerzitien“, also für geistliche Übungen, deren Grundform vom heiligen Ignatius von Loyola stammt. Außer den „Exerzitien im Alltag“ gibt es auf der Osterseite auch eine neue Form von Exerzitien, nämlich Exerzitien mit Film-Impulsen. Das Autorenteam Claudia Schäble aus Eichstätt und Thomas van Vugt aus Bamberg laden zu diesen Film-Impulsen in der Fastenzeit ein. Ausgewählte Kurzfilme, die man im Internet kostenlos herunterladen kann, beleuchten das Thema „Leben in allen Facetten“. Wer mitmacht, kann zusätzlich per Mail einen Impuls erhalten, etwa ein Gedicht, eine Geschichte oder Fragen. 

Füße und Stimmen zum Psalm 31

Wem das Misereor-Hungertuch in diesem Jahr zu abstrakt ist, der kann eine ganz andere Bebilderung des Psalms 31 betrachten. „Du stellst meine Füße in weiten Raum“ ist der Untertitel des Hungertuch-Motivs, das ein Röntgenbild eines verletzten Fußes darstellt. Das Pas­toralteam der Hamburger Pfarrei Seliger Johannes Prassek hat die eigenen Füße vor eine Kamera gehalten – man ahnt die Tätigkeit und die Orte, wo diese Füße stehen. Die Gummiclogs von Diakon Werner Heitmann auf gebohnertem Laminatboden lassen den Einsatzbereich Altenheim erkennen, die Kletterschuhe von Pater Christoph Hammer verraten den Wanderer, Gemeindereferentin Katja Laber hat auf eine frische Schneeschicht ein Herz getreten: „Um Deines Namens willen wirst du mich führen und leiten“, so lauten die Psalmworte dazu.

Beten mit Stift und Farbe 

Es gibt auch Veranstaltungen in der „Osterzeit im Norden“. Hier hat die Pandemie sogar einen Vorteil gebracht. Alle Veranstaltungen sind online. Das heißt: Die Teilnehmer müssen keinen weit entfernten Ort aufsuchen. Und an der bib­lischen Reise „Ein roter Faden zum leeren Grab“ mit den Lesungen der Osternacht, die der Hildesheimer Theologe Christian Schramm am 10. März anbietet, kann man auch in Rostock, Osnabrück oder Buxtehude teilnehmen. Ebenso am Online-Treffen „Beten mit Stift und Farbe“: Das „Bible-Art-Journaling“ bietet die Theologin Elaine Rudolphi in Berlin an – aber nicht nur für Berliner.

Das sind nur einige Beispiele für Anregungen. Es gibt Beiträge für Kinder, Farbimpulse, Gottesdienste, Tipps für Kreuzweg-Geocaching in der Stadt, Fas­tenpredigten. Die Impulse kommen nicht nur aus dem Norden Deutschlands. Die Generalsekretärin der nordischen Bischofskonferenz, Schwester Mirijam Kaschner, ist zu sehen und zu hören mit ihren Fastenpredigten, die sie in der Ros­tocker Christuskirche hält.

www.osterzeit-im-norden.de

Text: Andreas Hüser