Türkischer Präsident Erdogan in Köln
Eröffnung mit Hindernissen
Pleiten, Pech und Pannen: Die Ditib-Moschee in Köln ist offiziell eröffnet worden. Ein großes Fest gab es allerdings nicht.
Pleiten, Pech und Pannen: Was als große Feier mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geplant war, endete in einem bürokratischen und organisatorischen Hickhack. Via Facebook hatte die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) zur offiziellen Eröffnung ihrer Zentralmoschee in Köln eingeladen. Am Vorabend blockte die Stadt die Großveranstaltung mit erwarteten 25.000 Menschen. Das von der Ditib vorgelegte Sicherheitskonzept reiche nicht aus, hieß es.
Und so waren am Samstagnachmittag nur 500 geladene Gäste dabei, als Erdogan den Prestigebau seiner Bestimmung übergab - in einer gut einstündigen Zeremonie, die mit deutlicher Verspätung begann. Nicht zugegen waren die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Reker wollte nicht bloß Staffage für den Auftritt des Präsidenten sein, sondern selbst in der Moschee sprechen. Aber bis zuletzt hätten ihr die Organisatoren das nicht zugesichert, so die Politikerin. Auch Laschet blieb der Zeremonie fern. Eine Ditib-Moschee sei "nicht der geeignete Ort" für einen von ihm angestrebten "offenen Austausch und kritischen Dialog".
Da hatte der Ministerpräsident wohl gerade ein brisantes Dossier des Bundesamtes für Verfassungsschutz erhalten. Darin geht es auch um eine mögliche Beobachtung der Ditib wegen verfassungsfeindlicher Aktivitäten. Von Köln aus koordiniert der Dachverband laut eigenen Angaben mehr als 960 formell selbstständige Mitgliedsvereine. Immer wieder werfen Kritiker der Ditib vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren und durch eine nationalistische Ausrichtung die Integration von Türken in Deutschland zu behindern.
Zugleich gehört der Verband zu den vier größten islamischen Organisationen in Deutschland und war deswegen lange Zeit ein wichtiger Ansprechpartner für deutsche Politiker. Massiv erschüttert wurde das Vertrauen, als im vergangenen Jahr Vorwürfe bekannt wurden, wonach Imame des Verbands Informationen über Anhänger des mit Erdogan verfeindeten Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergeleitet hatten.
Die Geschichte der jetzt vom Präsidenten eröffneten Zentralmoschee passt zu dem widersprüchlichen Bild, das die Ditib in der Öffentlichkeit abgibt. Geplant von den deutschen Architekten Gottfried und Paul Böhm, gilt der lichte und moderne Bau als einer der wichtigsten zeitgenössischen Moscheebauten in Westeuropa. Neben den zwei Minaretten von je 55 Metern Höhe ist der 36 Meter hohe Kuppelsaal, der Gläubige schon seit mehr als einem Jahr zum Gebet einlädt, ein Blickfang.
Hinter den Kulissen rumort es seit langem
Doch hinter den Kulissen krachte es seit der Grundsteinlegung 2009 immer wieder. Im Oktober 2011 wurde bekannt, dass die Bauherrin die Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro des Architekten Paul Böhm aufgekündigt hatte. Sie warf dem Architekturbüro Mängel bei Planung und Bau der Moschee vor. Böhm bestritt das. Es folgte eine langwierige juristische Auseinandersetzung; nach einer Mediation fungiert Böhm inzwischen als Berater der Bauherren, blieb aber nun ebenso wie Reker und Laschet der Eröffnung "seiner" Moschee fern.
Der deutsch-türkische Politiker Mustafa Yeneroglu, der für Erdogans AKP im türkischen Parlament sitzt, bedauerte die Absagen und widersprach der Darstellung, wonach für Laschet oder Reker keine Redezeit vorgesehen gewesen sei. Zudem hätten "juristische Haarspaltereien" um das Sicherheitskonzept ein gemeinsames Fest verhindert.
Jenseits der Absperrungen hatten sich Unterstützer und Gegner von Erdogan versammelt. Sprechchöre drangen bis zur Moschee, wo der türkische Präsident die "tief verwurzelte Freundschaft" zwischen Deutschland und der Türkei beschwor. Und zugleich durchblicken ließ, dass er seinen harten Kurs gegen Gülen-Anhänger und andere Oppositionelle fortzusetzen gedenkt. Gegen Ende seiner Rede dann noch ein Schlenker zu den Fußballern Mesut Özil und Ilkay Gündogan - diese seien in Deutschland diskriminiert worden. Am Ende von Erdogans Deutschland-Besuch wurden hinter der Fassade noch einmal die Risse in den Beziehungen beider Länder sichtbar.
kna