Anstoß 19/21
Ersthelfer gesucht
Gibt es so etwas wie ein silbernes Erste-Hilfe-Kurs-Jubiläum? Vor 25 Jahren habe ich für den Führerschein meinen ersten Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich wirklich einmal einen Menschen wiederbeleben werde.
Dann war es plötzlich so weit und ich war froh, dass mein erster nicht auch mein letzter Erste-Hilfe-Kurs war. Trotzdem war dem Mann nicht mehr helfen. Die Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen. Zu meiner großen Erleichterung versicherte sie mir, dass ich keinen Fehler begangen hätte. Es sei einfach zu spät gewesen. Für andere kommt die Hilfe nicht zu spät. Deshalb sollten Ersthelferschulungen regelmäßig aufgefrischt werden.
Schaue ich mir an, in welcher Lage die Kirche ist, wünschte ich mir auch so einen Ersthelfer. Einen, der die richtigen Schritte kennt, um dem Patienten neues Leben einzuhauchen. Nur daran, wie die Wiederbelebung aussehen müsste, scheiden sich die Geister. Die einen beklagen längst überfällige Reformen. Andere mahnen, dass die Kirche den Kurs halten müsse.
Wenn ich darüber nachdenke, was die Kirche braucht, finde ich mich in einem Bild wieder, dass Jesus im Evangelium verwendet. Er vergleicht unsere Beziehung mit einem Weinstock und seinen Reben. Er verspricht, dass wir reiche Frucht bringen, wenn wir in ihm bleiben. (Johannes 15,1-8)
Ich bin kein Revolutionär. Trotzdem ärgert mich, wie unbeweglich die Kirche in manchen Fragen erscheint. Wie schwer es der Kirche fällt, in Fragen der Sexualmoral und der Rolle der Frau zu wachsen. Aber zuerst gehöre ich zu Christus. Das kann und will ich nicht ändern. Ich bin überzeugt, dass die Kirche genau das Gesicht haben wird, das Jesus Christus ihr geben will.