Deutsche Kirche ruft Sonntag der Solidarität aus

"Es geht um weltweite Nächstenliebe"

Image

Die Corona-Pandemie verschärft in armen Ländern Hunger und Not. Die Kirche in Deutschland will helfen – und ruft zu Spenden auf. Erzbischof Ludwig Schick erklärt, warum globale Solidarität unverzichtbar ist.

Ein Mädchen in Brasilien, einem der Länder, die besonders schlimm an der Corona-Krise leiden.
Was wird ihre Zukunft bringen? Ein Mädchen in Brasilien, einem der Länder, die besonders schlimm an der Corona-Krise leiden.

Von Andreas Lesch 

Die Corona-Krise macht vielen Menschen in Deutschland das Leben schwer. Sie zwingt Alte und Kranke in die Einsamkeit, stresst Familien, lässt Arbeitnehmer um ihren Job bangen. Zu befürchten ist, dass eine zweite Welle der Pandemie die Probleme noch massiv verschärfen würde. Aber zur Wahrheit gehört auch: Im weltweiten Vergleich geht es uns nach wie vor ziemlich gut. Wir haben die Mittel, um die Krise zu bewältigen. Und wir können anderen helfen, die Corona härter trifft.

Deshalb starten die Deutsche Bischofskonferenz, die Bistümer, die kirchlichen Hilfswerke und die Ordensgemeinschaften eine Solidaritätsaktion für die Leidtragenden der Pandemie. Den 6. September hat die Bischofskonferenz zum Sonntag der Solidarität ausgerufen. An diesem Tag soll in allen Gottesdiensten eine Sonderkollekte abgehalten werden. Aber schon jetzt kann gespendet werden – für die kirchlichen Hilfsprogramme weltweit. Diese Aktion setze ein Zeichen, sagt Erzbischof Ludwig Schick: „Christen haben einen weiten Blick und wissen, dass die Nächstenliebe keine Grenzen hat. Wir vergessen die Notleidenden dieser Welt nicht, auch wenn wir selbst in Schwierigkeiten stecken.“

Mutige Politik ist nicht zum Nulltarif zu haben

Jeder von uns kann jetzt solidarisch sein. Schick, der Weltkirche-Bischof der Bischofskonferenz, sagt, Spenden seien wichtig: „Wer etwas abgibt, zeigt, dass es ihm oder ihr wirklich ernst ist mit einer Sache.“ Corona drohe die Lebensgrundlagen von hunderten Millionen Menschen zu zerstören, warnt Schick. „Nur durch gezielte und zugleich groß angelegte Wirtschafts- und Sozialprogramme kann dem entgegengewirkt werden. Es kommt also auch auf die richtigen politischen Entscheidungen an – mutige Entscheidungen, die nicht zum Nulltarif zu haben sind.“ Wir alle könnten dazu beitragen, dass eine solche Politik Rückenwind erhält.

Er sei mit Bischöfen, Priestern und Laien weltweit in Kontakt, sagt Schick. Was er sieht, nennt er eine „gigantische Herausforderung“. Die Zahl der Hungernden nehme erschreckend zu. Die Kirchen in den Entwicklungsländern lindern mit Unterstützung der Hilfswerke die Not, sie kümmern sich um Nahrungsmittel, Gesundheit, Bildung. Sie sind, so Schick, „nahe bei den Armen und helfen effektiv und nachhaltig – oft weit mehr als staatliche Stellen dies vermögen“. Eine globale Krise wie die Corona-Pandemie könne nur global überwunden werden, betont Schick: „Wer jetzt auf nationale Lösungen setzt und den Blick von den anderen abwendet, der mag kurzfristig den einen oder anderen Vorteil für sich herausschlagen. Mittel- und langfristig aber wird er von den Folgen der eigenen Selbstbezogenheit und Kurzsichtigkeit eingeholt.“ Es geht um das Wohl der ganzen Welt. Schick sagt: „Nur wer weltweite Nächstenliebe übt, liebt sich auch selbst.“

Für die Aktion ist ein Sonderkonto eingerichtet worden, auf das ab sofort Spenden eingehen können: Darlehnskasse Münster, Stichwort: Corona-Kollekte 2020, 
DE53 4006 0265 0003 8383 03. Oder online unter: www.dkm-spendenportal.de/corona-kollekte