Das Erzbistum Hamburg lässt eine Bestandsaufnahme aller Gebäude vornehmen
„Es ist keine Geheimaktion“
Die Unternehmensberatung Ernst&Young wird in den Pfarreien des Erzbistums eine Bestandsaufnahme aller Gebäude vornehmen. Nur eine Dokumentation? Oder schon eine Vorentscheidung für Schließungen? Daniel Hoch, Leiter der Bistumsabteilung Immobilien und Bau, erklärt, worum es geht.
Ernst & Young erfasst im Auftrag des Bistums sämtliche Gebäude. Was bringt diese Erfassung?
Wir erstellen erstmalig eine Gesamtübersicht über die Immobilien der Pfarreien und des Erzbistums. Daraus wird eine Immobiliendatenbank entstehen, mit der wir den Bestand und den Zustand aller Gebäude jederzeit einsehen können.
Das heißt: Bisher gab es das noch nicht?
Nein, aber seit es im Bistum eine zentrale Bauabteilung gibt, besteht die Notwendigkeit, sämtliche Bestandsdaten an zentraler Stelle vorliegen zu haben. Für uns ist natürlich wichtig, dass wir einen umfassenden Überblick über alle Immobilien haben.
Deren Zahl wurde bisher mit 1000 angegeben. Kann es sein, dass es mehr sind, oder weniger?
Das ist durchaus möglich. Es ist schon vorgekommen, dass sich in einer Pfarrei der Gebäudebestand etwa durch eine Erbschaft oder Veräußerung verändert hat und im Generalvikariat keine Kenntnis darüber herrschte. Das sollte zwar nicht so sein, ist jedoch in der Vergangenheit auch schon vorgekommen. Wir erfassen auch nicht nur die genutzten Kirchen, Pfarrhäuser oder Kita-Gebäude, sondern auch Gebäude, die angemietet werden oder die vermietet sind.
Wird auch der Zustand der Gebäude bewertet?
Ja. Wir haben das bei den Schulen bereits gemacht. Es wurden Begehungen durchgeführt und im Anschluss die baulichen Zustände aufgenommen. Danach wurden die Sanierungskosten entsprechend dem Baukostenindex (BKI) ermittelt. Für die Pfarrei-Immobilien wird es ähnlich laufen.
Im Dezember wurden im Ernst&Young-Bericht schon Zahlen genannt. 28 Mio. Euro Sanierungsbedarf für 2018, 130 Millionen von 2019–2021.
Das war eine vorläufige Größenangabe. Ernst&Young hat 15 Pfarreien ausgewählt, den Bedarf ermittelt und dann auf das ganze Bistum hochgerechnet. Künftig werden wir für jedes einzelne Gebäude genauere Zahlen haben. 28 Millionen Bedarf in diesem Jahr heißt übrigens nicht, dass wir jetzt in dieser Größenordnung sanieren. Die Mittel so kurzfristig zur Verfügung zu stellen, und das mit drei Baureferenten, wäre völlig utopisch. In vielen Bereichen ist vor der baulichen Umsetzung noch eine Planung notwendig, so dass der genannte Betrag zwar ein Indikator für die Dringlichkeit von Instandsetzung ist, jedoch eine sofortige Umsetzung gar nicht möglich ist.
Was passiert bei der Untersuchung genau?
Es werden sämtliche Verträge, Bauzeichnungen, Betriebskostenabrechnungen, bestehende Mängellisten, Mieterträge und Arbeitsaufwand für den Betrieb zusammengetragen. Baufachleute werden die Objekte begehen und eventuellen Sanierungsbedarf untersuchen. Wir legen großen Wert darauf, dass die Begehungen immer im Beisein von Kirchenvorstandsmitgliedern, oder Fachausschussmitgliedern stattfinden. Die Erhebung soll transparent sein. Es ist keine Geheimaktion.
Hohe Sanierungskosten bedeutet wenig Chancen für das Gebäude, kann man das sagen?
Die Kosten spielen schon eine Rolle. Aber die Erfassung entscheidet noch nicht darüber, was aus dem jeweiligen Gebäude wird. Sie ist eine Diskussionsgrundlage für die anstehenden Beratungen mit den Pastoralen Räumen. Wir müssen wissen, worüber wir reden – und was es kostet. Entscheidend wird letztlich das Pastorale Konzept sein. Welche Gebäude brauche ich, um mein Pastoralkonzept umzusetzen? Auf welche kann ich verzichten? Dass wir Gebäude abgeben müssen, steht fest. Wie viele, das wird von Pfarrei zu Pfarrei unterschiedlich sein.
Wann liegen die Ergebnisse vor?
Das hängt unter anderem davon ab, wie gut die Pfarreien ihren Immobilienbereich schon dokumentiert haben. Wir beginnen im März. Ziel ist, im Sommer in die Diskussion einzusteigen. Die steigenden Kosten zwingen uns dazu, schnell zu handeln. Die Zeit sitzt uns im Nacken.
Interview: Andreas Hüser