Der Künster Walter Moroder stellt seine Werke vor
Es kommt auf den Betrachter an
„Hinter den Dingen“ heißt eine Ausstellung von Walter Moroder im Hildesheimer Dommuseum. Ab dem 21. September sind hier Skulpturen, Köpfe, Holzdrucke und Zeichnungen des Südtirolers zu sehen. Moroder selbst ist im Dommuseum kein Unbekannter.
Walter Moroder stammt aus einer alten Holzbildhauerfamilie. Und davon gibt es im Grödnertal in Südtirol einige. Doch er hat sich freigemacht, ist neue Wege gegangen und hat manchmal auch eher unkonventionelle Techniken in der Bildhauerei eingesetzt. Da greift er statt zum Schnitzmesser auch schon mal zum Bohrer. Stück für Stück, Loch bei Loch trägt er die Schichten ab. Nach und nach kommt die Frauengestalt zum Vorschein, die Moroder vorher nur in seinem Kopf gesehen hat. Der so entstandenen Frauenfigur gibt er den exotischen Namen „Fureda“. „Das ist Ladinisch, die rätoromanische Sprache meiner Heimat und heißt soviel wie ‚Die Gebohrte‘. Aber auf Ladinisch hört es sich einfach netter und bedeutungsvoller an“, erzählt der Künstler und lächelt verschmitzt. Eine andere ganz dunkle Figur in einem Kasten heißt „Dumbria“ – Schatten. Aber die Namen sind mehr für Moroder, als nur die Bezeichnung für ein Kunstwerk. „Sie sind auch die Verbundenheit mit meiner Heimat.“
Walter Moroder ist 1963 in St. Ulrich im Grödnertal geboren, hat bei seinem Vater das Schnitzhandwerk gelernt, dann folgte das Studium an der Kunstakademie in München. Später hat er dann selbst unterrichtet – an der Holzbildhauerschule in St. Christina, im Nachbarort.
2001 hängt er seine Lehrtätigkeit an den Nagel und arbeitet als selbstständiger Künstler. Immer wieder probiert er neue Techniken aus, greift auf das traditionelle Schnitzwerkzeug zurück oder eben auch zum Holzbohrer.
Von sich reden machte der Holzbildhauer vor allem durch seine lebensgroßen Frauenfiguren. Auch in der Hildesheimer Ausstellung stehen sie im Zentum. „Die Figuren sind keine Menschen, sie sind Träger für etwas Anderes. Etwas, das hinter den Dingen steht“, sagt der Südtiroler. In der Gegenüberstellung zu den mittelalterlichen Kunstwerken des Museums führt die Ausstellung zu den grundlegenden Fragen nach unserem Bild des Menschen und der Wirklichkeit die oft dahinter verborgen ist.
Sind die Schnitzwerkstätten seiner Südtiroler Heimat berühmt für ihre Krippen und Heiligenfiguren, hat Moroder keinen sakralen Anspruch. „Meine Figuren sind nicht sakral gedacht. Ich überlasse es dem Betrachter, was er in ihnen sieht. Ich fertige meine Skulpturen so an, dass der Betrachter alle Freiheiten hat. Ich will ihm nichts aufdrücken.“
Moroder will keine Botschaft rüberbringen, sondern möchte, dass man sich mit der Figur auseinandersetzt, sie für sich selbst entdeckt und auf sich wirken lässt. „Ich kann ein Objekt nur mit meinen Augen betrachten. Es ist immer eine Projektion von mir selbst. Es ist immer ein neues Entdecken. Man muss sich aber darauf einlassen“, betont Moroder.
Ideal für ihn ist, wenn man sich Zeit nimmt, die Figuren und Objekte auf sich wirken lässt, um dann vielleicht im Gegenüber der Figuren „sich auch selbst zu erfahren“.
Walter Moroder ist im Hildesheimer Dommuseum kein Unbekannter. Zur Neueröffnung des Museums hatte er für die Goldene Madonna und das Jesuskind neue Köpfe aus Holz angefertigt. So bildet sie jetzt eine Verbindung zwischen der Dauerausstellung des Dommuseums und der Ausstellung „Hinter den Dingen“.
Die Ausstellung „Hinter den Dingen“ von Walter Moroder ist vom 21. September bis zum 17. Februar im Dommuseum zu sehen. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. www.dommuseum-hildesheim.de
Edmund Deppe