Aschermittwoch
Es muss ordentlich qualmen
Die Asche für den Aschermittwoch wird traditionell aus Buchsbaumzweigen vom Palmsonntag des Vorjahres gewonnen. In der Bremer Propsteigemeinde St. Johann übernimmt die Küsterin, Schwester Francis, diese Aufgabe.
Im Pfarrgarten der Bremer Propsteigemeinde St. Johann steigt am frühen Nachmittag dicker Qualm auf. Schwester Francis Wächter macht Feuer. Als Küsterin übernimmt sie eben auch ausgefallene Aufträge – und das Herstellen der Asche für den Aschermittwoch gehört dazu.
Schwester Francis stellt einen feuerfesten Eimer auf, gefüllt mit trockenen Buchsbaumzweigen, gesegnet am Palmsonntag des Vorjahres. Die zündet sie nun an. Es lodert, knistert und raucht ordentlich. Das muss sein. Erst, wenn wirklich alle Zweige verbrannt sind, kann die Thuiner Franziskanerin zum nächsten Schritt übergehen. Sie streicht die abgekühlten verkohlten Überreste durch ein Sieb, so dass feine Asche übrig bleibt – Asche für die beiden Aschermittwochsgottesdienste in St. Johann.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, heißt es in einem Karnevalsschlager von Jupp Schmitz. Vorbei ist zumindest das närrische Treiben. Ansonsten sei das Unsinn, sagt Schwester Francis, denn jetzt gehe es doch erst so richtig los: Mit einer Zeit des Fastens und der Buße bereiten sich Gläubige 40 Tage lang auf Ostern vor, das höchste Fest im Kirchenjahr. Schwester Francis verzichtet wie immer auf Süßigkeiten. Weil ihr das besonders schwerfällt. „Ich könnte zu jeder Mahlzeit Süßes essen, aber in der Fastenzeit bin ich knallhart“, sagt sie und lacht. Fasten soll aber kein Hungerstreik sein. Für die Ordensfrau heißt Fasten vielmehr: Beten mit Leib und Seele, „und ein Verzicht berührt auch die Seele“.
Untrennbar mit dem Aschermittwoch ist das Aschekreuz verbunden. Asche geht zurück auf eine biblische Tradition im Alten Testament. Wenn Menschen merkten, dass sie sich von Gott entfernt hatten, zerrissen sie ihre Kleider, riefen ein Fasten aus und streuten sich Asche aufs Haupt. Daher stammen auch die Redewendungen: „Asche auf mein Haupt“ oder „sich in Sack und Asche hüllen“ – wenn wir einen Fehler gemacht haben oder Schuld eingestehen. Asche wurde früher sogar als Reinigungsmittel verwendet, deshalb ist sie auch ein Symbol für die Reinigung der Seele.
Bestreuen mit Asche seit dem elften Jahrhundert
Das Aschekreuz, das der Priester den Gläubigen auf die Stirn zeichnet oder auf den Kopf streut, steht für Umkehr, Buße und Vergänglichkeit. Es ist der Startschuss für eine Umkehrzeit. Die Asche soll die Menschen daran erinnern, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Anfang eines ewigen Lebens bei Gott. Sie symbolisiert zugleich, dass Altes vergehen muss, damit Neues kommen kann. Zunächst wird die Asche mit Weihwasser gesegnet, dann spricht der Priester die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“
Schwester Francis weiß, dass dieser Brauch vielen Gläubigen etwas bedeutet. „Unsere Aschermittwochsgottesdienste sind immer gut besucht“, sagt sie und erinnert sich mit Bedauern, dass sie während der Corona-Pandemie wegen der strengen Auflagen Gläubige wieder wegschicken musste.
Der Beginn der Fastenzeit wurde unter Papst Gregor dem Großen (590 bis 604) auf einen Mittwoch verlegt. Damals legten sich Büßer ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Hier liegt der Ursprung des Wortes Aschermittwoch. Seit dem elften Jahrhundert gehört das Bestreuen mit Asche zur Gottesdienstliturgie. Seit dem zwölften Jahrhundert wird Asche aus den verbrannten Palm- und Ölzweigen des Vorjahres gewonnen. Das ist bis heute so.
Von alters her ist der Aschermittwoch ein strenger Fastentag: Gläubige sollen an diesem Tag kein Fleisch essen und keinen Alkohol trinken. Auch hinter dieser Abstinenz steht ein symbolischer Sinn: Der Verzicht auf Fleisch soll bereitmachen, um sich auf das geistliche Leben und auf Gott zu besinnen. Strenge Fastenvorschriften wie den Verzicht auf Fleisch gab es in früheren Jahrhunderten für die gesamte Bußzeit, inzwischen sind die Abstinenztage auf den Aschermittwoch und den Karfreitag beschränkt.
Schwester Francis, die in Bremen mit drei anderen Thuiner Franziskanerinnen zusammenlebt, hat die Buchsbaumzweige anfangs im Garten ihres Konvents verbrannt. „Das qualmte schon heftig“, sagt sie. „Die Leute dachten deshalb, dass es bei uns brennt und haben geklingelt. Bloß gut, dass sie nicht gleich die Feuerwehr gerufen haben.“
Anja Sabel