Förderverein kümmert sich um Eremitinnen-Klause

Es soll ein Provisorium bleiben

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Die Eremitin Maria Anna Leenen wohnt abseits der Zivilisation in einer Klause. Das Gebäude ist baufällig, ein Förderverein kümmert sich darum. Warum sie sich engagiert, erklärt die Vereinsvorsitzende. Und was die Klause auszeichnet.


Evelyn Globig-Meyer (links) und Irmgard Kettmann (rechts) reden
mit Maria Anna Leenen über die erfolgte Dachsanierung.
Foto: Matthias Petersen

„Nachts konnte man hierdurch die Sterne sehen.“ Maria Anna Leenen steht in ihrer Diele und zeigt zur Decke. Früher waren dort Löcher, jetzt ist das Dach frisch eingedeckt. Die Diele ist ziemlich dunkel und einfach gehalten, wie alles in der Klause, in der sie wohnt. Leenen ist Eremitin. Sie lebt in der Nähe von Ankum in einer Klause namens St. Anna umgeben von Bäumen und Feldern – bescheiden und ganz für sich. Ein altes Heuerhaus mit Küche, Bad und Arbeitszimmer, ein Stall für die Ziegen und eine kleine Kapelle – mehr braucht Leenen nicht, um ein glückliches Leben zu führen. Jederzeit können Menschen, egal welchen Glaubens zu ihr kommen, auch wenn sie vielleicht nur jemanden zum Zuhören brauchen. Die Eremitin verdient sich ihren Lebensunterhalt durch das Schreiben von Büchern. Das reicht aber nicht aus, auch die baufälligen Gebäude zu unterhalten.

Klause als Ursprung des Christentums

Für Evelyn Globig-Meyer ist die Klause „ein Stück Heimat“. Vor zehn Jahren war sie dabei, als der Förderverein „Klausenkapelle St. Anna“ gegründet wurde. Einziges Ziel: den Unterhalt der Gebäude zu gewährleisten. Die 69-Jährige lebt in Bremen und engagiert sich dort in der Propsteigemeinde St. Johann, aber immer wieder ist sie in der Klause zu Gast. „Für uns ist die Klause ein Bild der Kirche. Hier kann ich endlich zur Ruhe kommen“, meint Globig-Meyer, die Vereinsvorsitzende. Zum Beispiel bei Gottesdiensten, die regelmäßig in der Kapelle gefeiert werden. Irmgard Kettmann, die Schatzmeisterin, stimmt ihr zu. Beide Frauen sind sich einig: Die Klause stellt für sie den Ursprung des Christentums dar: arm, bescheiden und immer allen Menschen zugewandt. In der heutigen Kirche fehle ihr persönlich manchmal diese Bescheidenheit und Ruhe, sagt Globig-Meyer. 

Zusammen begannen die beiden Frauen, für den Verein zu werben. Inzwischen sind es 42 eingetragene Mitglieder, die Zahl der regelmäßigen Spender ist deutlich höher. Mancher verzichtet zum Geburtstag oder Weihejubiläum auf Geschenke und bittet stattdessen um Geld für die Klause. Bis heute konnte vieles verwirklicht werden; das Grundstück gehört mittlerweile ganz dem Förderverein, das Dach wird saniert und ein neuer Ofen ermöglicht es, auch im Winter in der Kapelle zu beten, ohne zu frieren. 

Aktuelles Projekt: Ein Raum soll in den nächsten Tagen mit einem weiteren Ofen versehen werden, damit sich dort Gruppen treffen können. Vorher muss noch aufgeräumt werden – zurzeit steht eine ganze Reihe an Wasserflaschen im Weg. Der Brunnen ist nämlich defekt.

An diesem Ort nicht zu sehr einrichten

Der Verein hat auch noch weitere Pläne für die Zukunft: Aus einer ehemaligen Scheune soll in ein paar Jahren ein Wohnhaus werden, um Menschen anzubieten, für ein paar Monate das Leben eines Eremiten auszuprobieren. Bei allem soll die Klause aber eines nicht verlieren: das Provisorische. Das kann man gut in der Kapelle erkennen; neben den Malereien an der Wand klafft dort auch ein großer Putzfleck. Für Maria Anna Leenen spielt er eine große Rolle: „Der Putzfleck erinnert mich daran, dass ich mich an diesem Ort nicht zu sehr einrichten soll. Mein Weg endet hier nicht. Er wird weitergehen, wie genau, weiß nur Gott.“ 

Die abgeschlossene Dachsanierung ist für Evelyn Globig-Meyer eine willkommene Gelegenheit, einmal für die vielen Spenden zu danken. Und natürlich, um neue Spender zu werben. Der eingetragene Verein kann Spendenquittungen erstellen.

Hannah Tiesmeyer/Matthias Petersen