Scharfe Kritik am Gremium
Experte verlässt Kinderschutzkommission
Mangelnde Transparenz, zu wenig Verantwortungsübernahme - der deutsche Kinderschutz-Experte Hans Zollner kritisiert die Päpstliche Kinderschutzkommission. Nun verlässt er das Gremium.
Der Kinderschutzexperte Hans Zollner (56) hat sich wegen "struktureller und praktischer Probleme" aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission zurückgezogen. "Während meiner Arbeit für die Kommission habe ich Probleme bemerkt, die dringend angegangen werden müssen und die mir ein weiteres Engagement unmöglich gemacht haben", teilte der deutsche Jesuit mit. Sorgen äußerte er mit Blick auf die Bereiche Compliance, Verantwortungsübernahme und Transparenz. So seien etwa die Auswahlkriterien für die Kommissionsmitglieder sowie deren genaue Rollen und Aufgaben unklar.
Zollner befand zudem die finanziellen Rechenschaftspflichten des Gremiums als unzureichend. "Es ist von höchster Wichtigkeit für die Kommission, klar zu zeigen, wie sie Fonds in ihrer Arbeit nutzt", teilte der Jesuit mit. Zudem brauche es mehr Transparenz über konkrete Entscheidungswege und eine Regelung, die das Verhältnis zwischen der Kommission und der vatikanischen Glaubensbehörde klärt. Papst Franziskus hatte die Kinderschutzkommission vergangenes Jahr im Zuge der Kurienreform - der Neuaufstellung der vatikanischen Behörden - in die Glaubensbehörde eingegliedert.
Der Papst habe seinen Rücktritt bereits am 14. März angenommen, erklärte Zollner weiter. Kurz vor Veröffentlichung seiner Mitteilung hatte sich der Präsident der Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O'Malley, geäußert. Nach Darstellung des Kardinals bat Zollner wegen der Fülle an neuen und bereits bestehenden Aufgaben um den Rückzug. O'Malley würdigte die Arbeit des Jesuiten, der dazu beigetragen habe, viele Projekte und Programme der Kommission umzusetzen. Er habe Bischöfe und religiöse Führer auf der ganzen Welt geschult und sei so zu einem Botschafter für Kinderschutz geworden. Zollner werde mit seiner Arbeit in diesem Bereich weiterhin präsent sein.
Der Theologe und approbierte Psychotherapeut Zollner, der international als Fachmann für die Prävention von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gilt, war seit Gründung der Päpstlichen Kinderschutzkommission im Jahr 2014 durch Franziskus Mitglied des Gremiums. Er leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zudem berät er Bischöfe und Priesterausbilder in allen Erdteilen in Sachen Missbrauchs-Prävention. Seit Anfang dieses Monats ist der Experte zudem als Sachverständiger für die diözesane Fachstelle für Kinderschutz im Bistum Rom tätig.
Zollner kündigte an, sich auf seine Aufgaben für das Bistum Rom und das Institut zu konzentrieren. Es sei sein Ziel, "die Welt durch akademische und wissenschaftliche Bemühungen zu einem sichereren Ort für Kinder und schutzbedürftige Menschen zu machen". Für Gespräche mit der Kinderschutzkommission sei er aber weiterhin offen.
kna