Am 25. Mai

Familienwallfahrt nach Wietmarschen

Image
Unter hohen Bäumen sitzen viele Menschen auf Stühlen
Nachweis

Foto: Ann-Kathrin Hoffmann

Caption

Gottesdienst im Stiftsbusch von Wietmarschen

Auf eine lange Geschichte zurückblicken kann die Familienwallfahrt nach Wietmarschen, die traditionell am Sonntag vor Christi Himmelfahrt – dieses Jahr am 25. Mai – stattfindet. Viele Helferinnen und Helfer sorgen für den reibungslosen Ablauf.

Ziel der jährlich rund 1500 Pilgerinnen und Pilger, von denen viele den Weg per Fahrrad oder Fuß zurücklegen, ist das Gnadenbild der Muttergottes: eine hölzerne, mit Gold- und Silberblech beschlagene Marienfigur mit Jesuskind auf dem Schoß, deren Entstehung auf das Jahr 1220 zurückgeht. Die Statue befindet sich in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Johannes Apostel, wo im Jahr 2014 eine eigens geschaffene Kapelle im Eingangsbereich des Gotteshauses eröffnet wurde.

Eine Wiederbelebung erfuhr die zeitweise „eingeschlafene“ Wallfahrt im Jahr 1921 auf Betreiben des damaligen Wietmarscher Pfarrers Matthias Rosemann – zunächst noch als „Männer- und Frauenwallfahrten“, heute als Familienwallfahrt. Klar, dass diese jährliche Großveranstaltung viele helfende Hände benötigt, damit alles reibungslos abläuft. „Zählt man jede einzelne Person, die sich auf irgendeine Weise ehrenamtlich einbringt, kommt man mit Sicherheit auf 100 Beteiligte“, schätzt Ann-Kathrin Hoffmann, Gemeindereferentin und „zuständige Hauptamtliche“ aus dem Pastoralteam für die Organisation der Wallfahrt. Als Schnittstelle zwischen Bistum, Vereinen und sonstigen Mitwirkenden laufen bei ihr viele Fäden zusammen – denn vom Musikverein bis zur Frauengemeinschaft ist in Wietmarschen dann alles auf den Beinen.

Porträtfoto Ann-Kathrin Hoffmann
Ann-Kathrin Hoffmann. Foto: Sebastian Hamel

Der Wallfahrtssonntag geht dabei wie folgt vonstatten: Zunächst wird um 10 Uhr ein Freiluft-Gottesdienst im Stiftsbusch gefeiert (bei Regen findet der Gottesdienst in der Kirche statt), für dessen inhaltliche Gestaltung eine jährlich wechselnde Partner-Kirchengemeinde verantwortlich zeichnet. Anschließend kommt es auf der Bleeke – dem Platz neben der Kirche – zu einer geselligen Begegnung mit Mittagsimbiss, Kaffee und Kuchen sowie Kinderprogramm. Den Abschluss bildet eine Andacht um 14 Uhr in der Kirche.

Als zentrales Gremium besteht ein sechsköpfiger Wallfahrts-Arbeitskreis, der sich überwiegend aus Mitgliedern des Pfarrgemeinderates zusammensetzt. Schon im Herbst – also ein halbes Jahr im Voraus – tagt diese Gruppe erstmals, um sich der „To-Do-Liste“ zu widmen. „Viele Dinge müssen frühzeitig auf den Weg gebracht werden“, sagt Klemens Esders, der seit sechs Jahren mit von der Partie ist. Beispielsweise gelte es, den Toilettenwagen zu bestellen, den DRK-Ortsverein Lohne – dieser kocht jedes Jahr die Erbsensuppe – in Kenntnis zu setzen oder den Vertretern der jeweiligen Partnergemeinde schon einmal die örtlichen Gegebenheiten zu zeigen. Zur Unterstützung und Orientierung erhalten diese zudem von ihren Wietmarscher Glaubensbrüdern und -schwestern eine mehrseitige Arbeitshilfe. Seitens der Partnergemeinde werden auch Plakate entworfen, die wiederum von weiteren Unterstützern in Wietmarschen und Umgebung aufhängt werden.

Am Samstag, dem Vortag der Wallfahrt, erfolgt im Stiftsbusch bereits der Aufbau des großen Wallfahrtswagens. Ein Elektriker kümmert sich um die Einrichtung der Technik. Sonntagmorgen geht die Arbeit weiter mit dem Aufstellen der Bänke, die mit Treckern und Anhängern angeliefert werden. Wer möchte, kann auch einen Stuhl „mieten“: Wietmarscher Kinder geben diese Sitzgelegenheiten heraus und freuen sich über ein kleines Taschengeld der Pilger. Auch während des Gottesdienstes sind die Ehrenamtlichen im Einsatz, halten beispielsweise bei der Kommunion auffällige Schirme empor, um anzuzeigen, an welchen Stellen die Hostien ausgeteilt werden.

Nach dem Gottesdienst müssen die Bänke umgehend zur Bleeke gebracht werden, wo weitere Helferinnen und Helfer bereits große Mengen Kaffee gekocht und die Tische eingedeckt haben. Durch das Zeltlager-Team der Gemeinde wird stets ein großes Küchenzelt errichtet und ein Grill bereitgestellt, sodass die Pilger sich neben Blechkuchen und Erbsensuppe auch mit einer frischen Bratwurst versorgen können. Bei diesem Teil des Wallfahrtstages zählt Irmgard Klewing zu den gefragten Kräften. Trotz der vielen Arbeit genießt sie das Miteinander: „Ich führe hier jedes Mal gute Gespräche, es herrscht eine tolle Stimmung und man erfährt viel Wertschätzung.“

Nach der Andacht beginnt das große Aufräumen, und auch dann packen wieder etliche Leute mit an – getreu dem Motto „Viele Hände, schnelles Ende“. Ann-Kathrin Hoffmann, Klemens Esders und Irmgard Klewing würdigen es ausdrücklich, dass sich Jahr für Jahr immer wieder so viele Menschen im Ort zur Mithilfe bereiterklären. Nur auf diese Weise sei es möglich, den Pilgern stets aufs Neue ein schönes Erlebnis zu bieten – und die lange Geschichte der Wietmarscher Wallfahrt fortzuschreiben.

Sebastian Hamel