Zu einem biblischen Thema beten, meditieren und malen

Farbige Annäherung an Gott

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Zu einem biblischen Thema beten, meditieren und malen – bei den Teilnehmern kommt dieses Online-Angebot einer Berliner Gemeinde zur Fastenzeit gut an. Die nächste Gelegenheit zum Mitmachen gibt es am 7. März.

Frauen aus dem Erzbistum ließen sich von Psalm 63 zu farbigen, teilweise auch witzigen Zeichnungen inspirieren – oben die Skizze der Teilnehmerin Susanne, unten die Illustration der Kursleiterin Elaine Rudolphi.

Als Susannes Bild eingeblendet wird, zeichnet sich auf den Gesichtern der Zuschauenden Lächeln ab. Farbenfroh, voll Charme und Witz, hat die junge Frau mit flottem Strich ein ernstes Thema zu Papier gebracht: Ein König mit langem Bart, roter Krone und langen Wimpern, dessen feingliedrige, überdimensionale Hand eine durchsichtige Blase hält. Darin sitzt mit angezogenen Beinen eine Frau. Die Blase liegt auf einer Wolke, unter der eine undurchsichtige Gemengelage herrscht. Man sieht mehrere Füße, Tieraugen, Schwert und Messer, die die Frau in ihrem abgeschirmten Refugium zu bedrohen scheinen. All das assoziierte Susanne mit dem Text des Psalms 63, „Gott, mein Gott bist du, dich suche ich …“
Theologin Elaine Rudolphi, die im Pastoralen Raum Berlin Charlottenburg Wilmersdorf arbeitet, hat für die Fastenzeit Angebote erdacht, um die Christen unabhängig von Corona weiter zu erreichen. „Beten mit Stift und Farbe“ ist eines davon. Alle zwei Wochen sonntags wird es bis Ostern über die Online-Plattform „Zoom“ laufen. Der Start erfolgte am 21. Februar mit dem Psalm 63. Auch bei den nächsten Terminen wird Elaine Rudolphi eine Bibelstelle in den Fokus rücken, in die man sich vertiefen und diese mit Zeichenstift oder Farbe auf ein Blatt Papier bringen kann. „Stifte, Farben und Finger vermögen uns noch mehr über Gott zu erzählen, als nur der Kopf allein“, erklärt Elaine Rudolphi ihre Absicht. Beim ersten Zoom-Treffen waren bis zu zehn Teilnehmer dabei, ausschließlich Frauen verschiedenen Alters. Alle zeigten sich von dieser Möglichkeit, gemeinsam zu beten, nachzudenken und anschließend kreativ zu reflektieren, erfreut.
Darüber freut sich Elaine Rudolphi, die das Format nun erfolgreich platziert hat und den nächsten drei Terminen gespannt entgegen sieht. Jedes Treffen ist eine abgeschlossene Einheit, man muss nicht von Anfang an dabei gewesen sein.
Bei jedem Online-Meeting wird sie nach der Begrüßung meditativ in die gewählte Bibelstelle einführen und Interessantes aus dem Entstehungskontext berichten. Diesmal gab es einen kurzen Film zur Inspiration, den sie erstellt hatte. Auf dem Blatt, auf dem der Psalm 63 stand, könnte man die Worte farbig markieren, die einen beim Nachdenken ansprechen und zu denen man zeichnen will: „Ihr könnt nichts falsch machen. Das ist kein Malkurs: Alles was Gott uns heute in den Pinsel gibt, ist richtig!“. Ein gelungener Einstieg, denn mehrere Frauen meinten am Schluss, dass sie eigentlich gar nicht malen könnten.
Der „Sehnsuchtspsalm 63“ schien vielen als ein gut gewähltes Thema für die Fastenzeit. Elaine Rudolphi selbst fand darin viel über Vertrauen zu Gott, die Sehnsucht nach körperlicher und seelischer Nahrung, über göttliche Güte. „Und am Ende, für uns heute irritierend, der Hinweis, die Gegner meiner Gottesnähe müssen hinabfahren! Wie sollen wir so was heute verstehen?“. Darüber sinnierte man am Bildschirm, bevor der für eine Stunde im standby blieb, weil alle für sich selbst meditierten, nachdachten, beteten - und den Farbstift zur Hand nahmen.
Einfälle für ihre Angebote kommen Elaine Rudolphi, wenn sie Ruhe hat. „Ich liege nachts im Bett und überlege: „Was kannst Du mit den Menschen machen?““ Es soll jetzt Corona-fest, also unter allen Umständen durchführbar, sein. Außerdem muss ihre Idee die Menschen in ihrem Pastoralen Raum zusammenbringen und einen Weg zu Gott zeigen.
„Und natürlich muss ich selbst auch Lust drauf haben“, sagt die Theologin lachend. Eben diesen Eindruck hatte man auch, als sie die Teilnehmerinnen nach der Malpause zurück zur Zoom-Schaltung begrüßte. Jede hatte den Zeichenstift benutzt. Mal wurde direkt zwischen die Psalm-Zeilen gemalt, mal prangten Noten oder Wasserfälle in der Wüste auf einem Extrablatt. Eine hatte eine Bibelseite farbig gestaltet. Niemand hatte Scheu – alle Bilder wurden gezeigt und die Frauen erzählten, was sie warum dargestellt hatten. Sie waren sich einig, dass es ihnen gut getan hat. Mit Gebet und Einladung zum nächsten Termin verabschiedete sich Elaine Rudolphi.

Nähere Informationen zur nächsten malerischen Bibel-Meditation am 7. März von 15 bis 17 Uhr unter www.sanktcanisius.de

Von Andrea von Fournier