Ein Pastorales Orientierungspraktikum dient als Entscheidungshilfe.
Fasziniert vom Priesteramt
Mit 17 Jahren besuchte Sven Keppler erstmals einen Gottesdienst. Vier Jahre später überlegt er, ob er ins Priesterseminar gehen soll.
Vom ersten Gottesdienstbesuch zum Priesteramtskandidaten binnen weniger als fünf Jahren, das hört sich nach einer sehr sportlichen Berufung an. Und noch ist es auch gar nicht ausgemachte Sache, dass Sven Keppler (21) diesen Weg geht. Aber die ersten großen Schritte sind getan.
Im Advent 2013 besuchte der gebürtige Thüringer erstmals einen katholischen Gottesdienst in Meiningen. Ein Schulfreund, der zugleich Messdiener war und der Pfarrjugend angehörte, hatte ihn zum Mitkommen ermuntert. „Vorher war ich der Kirche fern“, so Keppler, der in einer gemischt-konfessionellen Familie aufwuchs. Zwar war der Glaube den Großeltern immer wichtig gewesen, nicht jedoch den Eltern, so dass der damals 17-Jährige keine Ahnung hatte, wie so ein katholischer Gottesdienst überhaupt abläuft. „Für die Kirch-
gänger muss ich merkwürdig gewirkt haben, weil für mich ja alles neu war“, erinnert sich der junge Mann, der derzeit ein sogenanntes Pastorales Orientierungspraktikum im Erzbistum Hamburg absolviert und in der Pfarrei St. Answer in Ratzeburg und Mölln die Gemeindearbeit unterstützt.
Der damalige Elftklässler fing zu jener Zeit an, sich für theologische Themen zu interessieren. „Das Priesteramt hat mich fasziniert. Mein Wissen darüber war nicht groß, aber ich fand es interessant“, so Keppler. Ein besonderes Schlüsselerlebnis hat es für ihn nicht gegeben. Vielmehr empfindet er es aus heutiger Sicht als ein kontinuierliches Hineinwachsen in die neue Gemeinschaft. Sonntags war er fortan in der Kirche, engagierte sich in der Pfarrjugend und ließ sich vom Pfarrer auf die Taufe vorbereiten. Jede Woche trafen sie sich für ein bis zwei Stunden und gingen das Katechumenatsbuch durch. In der Osternacht 2015 empfing Sven Keppler schließlich das Sakrament der Taufe.
Unterstützt von den Freunden in der Pfarrjugend wurde Sven Keppler natürlich auch Minis-
trant und hatte ein paar Mal Gelegenheit, Jugendvespern in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach mitfeiern zu können. Und so war es wohl nur die logische Konsequenz, dass sich der junge Mann nach dem Abitur für ein Theologiestudium entschied. Er bewarb sich an der renommierten Hochschule in Heiligenkreuz im Wienerwald. Er kannte die Hochschule schon ein bisschen, denn zweimal hatte er zuvor in der dortigen Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz als Gast erlebt, wie sich ein Leben im Kloster anfühlt. Doch für ein Leben in der Ordensgemeinschaft würde es bei ihm nicht reichen, das spürte er damals sehr schnell. „Da muss eine andere Berufung da sein“, sagt Keppler.
Vier Semester blieb er an der Hochschule, die Benedikt XVI. gewidmet ist. Doch schon nach zwei Semestern nahm der Thüringer Kontakt zum Erzbistum Hamburg auf, denn seine Mutter lebt inzwischen in Schwerin. „Ich wollte das hier oben auch mal kennenlernen“, erzählt er. Über Regens Dr. Jürgen Wätjer kam der Kontakt zustande. Es folgte ein erster Tag der Begegnung an Pfingsten 2016 im Kloster Nütschau, an dem Seminaristen mit am Priesterstudium interessierten jungen Männern zusammentrafen.
Wenige Monate später begann für Sven Keppler das Pastorale Orientierungspraktikum. „Der Erzbischof kann schauen, ob ich passe. Und ich selbst kann schauen, ob ich Priester werden will“, so Keppler. Er sieht diese Phase der praktischen Orientierung sehr positiv, hat für sich aber noch keine Entscheidung getroffen. „Es ist für mich alles noch sehr neu“, sagt er. Noch bis Ostern dauert seine Zeit, die er vor allem in der Möllner Gemeinde verbringt. Hier hilft er im Pfarrbüro, übernimmt Küsterdienste oder kümmert sich um die Schaukästen. Natürlich ministriert Sven Kepp-
ler auch regelmäßig. Bis Ostern wird er noch im Kreis Herzogtum Lauenburg bleiben, dann geht es voraussichtlich für fünf Monate an die Nordseeküste nach Husum. Und im Herbst dann vielleicht ans Priesterseminar in St. Georgen bei Frankfurt. Mal sehen. Der Beruf des Religionslehrers oder Pastoralreferenten wäre ja auch eine Möglichkeit. Keppler: „Es ist immer wichtig, ein paar Alternativen zu erwägen.“
Text u. Foto: Marco Heinen