Lichtblicke in der Corona-Pandemie
Flämmchen der Hoffnung
Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt im Griff. Europa hat das öffentliche Leben heruntergefahren. Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Zwangspause. Die Angst geht um – Angst um Menschenleben, Angst vor den wirtschaftlichen Folgen. Doch es gibt auch Lichtblicke.
In diesen Tagen von Hoffnung zu schreiben, ist schwer. Zu schnell entwickeln sich die Ereignisse. Dinge, die bislang unmöglich erschienen, passieren: Schulen in Zwangspause, geschlossene Restaurants und Läden, Kontaktsperren. Was kommt als Nächstes? Die Lage macht Angst: Die Bilder der vielen Särge in Bergamo zeigen, dass es um Leben und Tod geht. Menschen sterben. Um Leben zu retten, halten wir Abstand.
Doch das hat Folgen: Die eigenen vier Wände sind für viele keine Zuflucht. Wie geht es Kindern aus brüchigen Familien, mit überforderten, vielleicht gewalttätigen Eltern? Wie stehen einsame Menschen, psychisch Kranke diese Zeit durch? Was ist mit der Wirtschaft? Unternehmen bekommen finanzielle Schwierigkeiten, stehen vor dem Aus. Menschen verlieren ihre Jobs. Mit jedem Krisentag wird es schlimmer. Wie soll das enden?
Und doch gibt es Zeichen der Hoffnung. Da sind Aktionen, sich gegenseitig Mut zu machen und zu helfen. Nachbarschaften, Gemeinden und Initiativen, die sich um besonders gefährdete Menschen kümmern, für sie einkaufen. Aufrufe, eine Kerze als Zeichen der Verbundenheit ins Fenster zu stellen. Da sind die Kulturschaffenden, die digitale Medien nutzen, um andere mit ihrer Kunst zu erfreuen. Der Pianist Igor Levit gibt jeden Abend auf Twitter ein kleines Konzert. Das ist so beliebt, dass kürzlich die Übertragung kurzzeitig in die Knie ging. Überhaupt erweist sich die digitale Welt als Segen. Enkelkinder unterhalten sich per Videoanruf mit ihren Großeltern. Gemeinden übertragen Gottesdienste, Menschen schicken tröstende Impulse.
Unsere Gesellschaft funktioniert auch in der Krise
Hoffnung macht, dass wir in einem Land mit besonnenen Politikern leben, die Parteigrenzen überwinden und versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen. Hoffnung macht aber auch, dass es gleichzeitig kritische Mahnungen davor gibt, allzu leicht Freiheitsrechte aufzugeben.
Unsere Gesellschaft funktioniert auch in der Krise. Das zeigen auch die immer wieder aufgefüllten Supermarktregale. Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, das die Zeit nutzt, um sich auf den Ansturm vorzubereiten. Und vorher sogar noch Menschen aus Nachbarländern hilft.
Allerdings: Nach der Krise sollten wir mal über Finanzierung von Pflege und den Erhalt von Krankenhäusern sprechen. Wir haben Medien, die einen tollen Job machen. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender schaffen es, ernsthaft und besorgt zu berichten, ohne Panik zu schüren.
Diese Krise ist eine Herausforderung, wie wir sie uns nicht ausmalen konnten. Wie lange sie dauert, ist unklar. Wir können sie nur durchhalten, wenn wir die Hoffnungszeichen sehen. Und als Christen uns auf die Hoffnung besinnen, die wir an Ostern feiern – in diesem Jahr erst recht.
Ulrich Waschki