Podiumsdiskussion zum Weltmissionssonntag

Frauen, die Frieden stiften

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Drei Aktivistinnen berichten in Osnabrück, wie unterschiedlich die Ausgangslage in Friedensprozessen weltweit ist und welche Rolle Frauen dabei spielen. Für sie ist der interreligiöse Dialog der richtige Weg.


Margret Dieckmann-Nardmann, Schwester Nenlidang Gochin und Dua Zeitun (2., 3. und 4. v. l.) waren Gäste der Podiumsdiskussion. Foto: Florens Böwering

Im Forum am Dom in Osnabrück haben die Aktivistinnen Dua Zeitun und Margret Dieckmann-Nardmann aus dem Osnabrücker Land sowie Schwester Nenlidang Gochin aus Jos in Nigeria an einer Podiumsdiskussion zur Rolle der Frau in Friedensprozessen teilgenommen. Auch der innere Frieden in Deutschland war ein Thema der Veranstaltung, die das missio-Hilfswerk organisierte und knapp vor dem Weltmissionstag ansetzte. 

Zeitun berichtete von ihren Erfahrungen als Projektleiterin für interreligiösen Dialog an der Landvolkhochschule Oesede. Dort führte sie unter anderem jüdische und muslimische Jugendliche für Diskussionen über Glaubensfragen zusammen. Um Respekt für Unterschiede im Glauben zu vermitteln, veranstaltet sie auch Kurse für Eltern, bezieht die Familien in ihre Arbeit ein. „Dass die Jugendlichen ihre eigene Religion verstehen, ist die Basis“, sagt Zeitun. Sie hält Sichtweisen für inakzeptabel, die bestimmte Glaubenspraktiken als „Ungläubigkeit“ brandmarken. „Ich sehe den Islam als wahrhaftig an, aber andere müssen das nicht“, sagt Zeitun. 

Projekte in Nigeria bringen Christen und Muslime zusammen

Ihr sei es wichtig, Frauen in allen Belangen des Alltags zu stärken, insbesondere dann, wenn ihre Stimmen in den Familien ungehört bleiben. In Seminaren für muslimische Mädchen gehe sie so vor, dass sie erst von ihrer Familie erzählt, woraufhin die Teilnehmerinnen von sich erzählen. „Bildungsarbeit ist Vertrauensarbeit“, schließt Zeitun daraus. Sie ist stolz auf die Entwicklung junger Frauen, die zum Teil seit fünf Jahren in ihren Seminaren dabei sind.

Während Zeitun Projekte umsetzt, die den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland erhalten sollen, ist das „Frieden stiften“ in Bezug auf konfliktreiche Regionen in Afrika wörtlich zu nehmen. Die Präsidentin des Frauenmissionswerks, Dieckmann-Nardmann, setzt sich unter anderem für die Witwen des Völkermords in Ruanda ein. 

Die Franziskanerin Nenlidang Gochin war anlässlich des Weltmissionstags aus Nigeria nach Osnabrück gekommen und stellte die Damietta-Friedensinitiative vor. Sie arrangiert Projekte, die Muslime und Christen in Jos, einer Stadt mit über 850 000 Einwohnern, direkt im Alltag zusammenbringen. Es gibt regelmäßige Treffen, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene den Umgang mit Glaubenskonflikten üben. Aber sie feiern auch Feste miteinander. Gleichzeitig sind die Teilnehmer an den Projekten vor Ort dazu eingeladen, sich selbst als freiwillige Helferinnen und Helfer für den interreligiösen Dialog in einem Kompetenztraining ausbilden zu lassen.

Angesprochen auf eine möglicherweise besondere Rolle der Frau im Friedensprozess, antwortet sie: „Die Mütter zeigen den Kindern, wie man isst und redet.“ Dort, wo Mütter immer noch den Großteil von Haushalt und Erziehung übernehmen, könnten sie ihren Kindern menschenfreundliche Werte und Normen vorleben. Die Damietta-Gründerin verweist auf die Spiritualität der Franziskaner, wenn sie sagt, dass es ihr um die Vermittlung der Würde des Einzelnen geht. Sie hilft auch verstoßenen, oft vergewaltigten Frauen, wieder in ihre Familien zurückzukehren und arbeitet direkt mit Anwältinnen vor Ort zusammen.

Interreligiöses Leben authentisch weitergeben

Das Frauenmissionswerk mit Präsidentin Margret Dieckmann-Nardmann unterhält Bildungseinrichtungen und Schutzhäuser weltweit. Eine Besonderheit ist das „Dorf der Versöhnung“ in Ruanda, in dem die Witwen von Tätern und Opfern des Völkermords von 1994 zusammenleben. Dieckmann-Nardmann schließt aus ihrer Erfahrung, dass aufgeklärte, gebildete Frauen ihre Kinder davor schützten, in einen Sog der Gewalt zu geraten. Fest steht: Alle Aktivistinnen engagieren sich für Verständigung, die über die Grenzen der Religionen hinaus Völkerverständigung ermöglichen soll, wie im Fall von Ruanda. „Wenn man interreligiöses Leben lebt, kann man es auch authentisch weitergeben“, sagt Dua Zeitun.

Florens Böwering