Katholischer Deutscher Frauenbund
Frauen, Macht und Frieden
Foto: Harald Oppitz
Ute Zeilmann ist seit 2022 Vizepräsidentin im KDFB-Bundesvorstand, Theologin und Pastoralreferentin im Bistum Hildesheim.
Das Motto des Frauenbundes ist „Wir machen uns stark für Frauen“. An welchen Stellen brauchen Frauen aktuell besonders viel Rückhalt und Unterstützung?
Ich möchte mehrere Felder hervorheben. Es gibt nach wie vor keinen gleichberechtigten Zugang zu politischen Ämtern, es fehlt ein gutes Paritätsgesetz. Hinzu kommt die unbezahlte Sorgearbeit, diese sollte zwischen Partnern fair geteilt werden. Das kann man politisch steuern. Ein Riesenproblem ist auch die zunehmende Gewalt gegen Frauen. Toxische Männlichkeitsideale müssen durch Bildungsarbeit zurückgedrängt werden.
Anlässlich des 120-jährigen Bestehens des KDFB im Bistum Osnabrück sprechen Sie bei einer Festveranstaltung über „Frau. Macht. Frieden.“ Wie wichtig sind Frauen für den Frieden?
Klar ist: Frauen leiden in Kriegen nachhaltig, obwohl sie weder kämpfen noch Kriege führen. Kriege werden häufig von Ländern geführt, in denen Frauen nicht wirklich gleichberechtigt sind. Statt Geld sinnvoll zu verwenden, wird es in Aufrüstung und Krieg investiert. Frauen wiederum blicken stärker auf Bildungs- und Sozialpolitik. Sie sind aufgrund eigener Diskriminierungserfahrungen oft sensibler für systematische und strukturelle Ungerechtigkeit.
Damit Frauen wirksam werden können, brauchen Sie Macht. Passt das zusammen?
Macht gehört zur menschlichen Natur, um zu gestalten, somit passt sie zu Frauen. Vorrangig weiße Männer haben Macht dazu missbraucht, eine Dominanz des einen über den anderen zu schaffen. Missversteht man Macht nicht als Dominanz, wird Gestaltungsraum geschaffen.
Haben Frauen an der Macht es besonders schwer?
Anfeindungen erlebt wohl jede Frau, die irgendwo in vorderer Reihe steht, da schließe ich mich auf beruflicher Ebene ein. Eine jüngere Frau, die auch noch gebildet ist, das gefällt nicht jedem. Was beispielsweise die frühere Außenministerin Annalena Baerbock über sich ergehen lassen musste, war unwürdig, zeigt aber auch, dass sie erfolgreich war. Wer so viele Anfeindungen von Männerbünden erfährt, hat vieles richtig gemacht. Feministische Außenpolitik, die wir als KDFB unterstützen, heißt nicht: Politik nur für Frauen, sondern Gerechtigkeit für alle. Der KDFB schafft Frauen einen Raum, in der Vielfalt Raum hat und geschätzt wird. Faire, sachliche Kritik ist erlaubt, aber sie darf nicht persönlich werden.
Wie wichtig ist Gleichberechtigung für eine Gesellschaft?
Sie ist essenziell. Es geht um Chancengerechtigkeit, Teilhabe und gerechten Zugang zu Ressourcen. Nicht nur für Mann und Frau, sondern auch für Menschen mit Behinderung, Ältere und Kinder.
Wie sieht es mit der Macht der Frauen in der Kirche aus?
Ich erlebe Frauen in der Kirche durchaus als wirkmächtig. Doch es fehlt deren sakramentale Stärkung, zum Beispiel durch Weihe. Im System Kirche gibt es am Ende immer einen Mann, der Nein sagen kann. Zugespitzt kann man sagen, dass der Priestermangel der Grund für die Wirkmacht der Frauen in der Kirche ist. Was bleibt, ist eine strukturelle Zweitrangigkeit. Wir als KDFB wünschen uns, dass Frauen und Männer in der Weltkirche paritätisch Entscheidungen treffen.
1903 in Köln gegründet, hat der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) heute deutschlandweit 130 000 Mitglieder in 20 Diözesanverbänden und etwa 1200 Zweigvereinen. In den Bistümern Osnabrück und Hildesheim sowie in Münster sind etwa 2000 Ehrenamtliche aktiv. Der KDFB hat im Norden circa 130 Zweigvereine.