Namenssuche: Wie soll die neue Pfarrei heißen
Frauennamen beliebt
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Ein Name prägt. Er kann Programm sein. Im Bistum Mainz wird die Suche nach Namen für Pfarreien im Zuge des Pastoralen Wegs zunehmend eine Rolle spielen. Bis spätestens 2030 sollen aus den 46 Pastoralräumen 46 Pfarreien werden. In der Regel werden in einem Pastoralraum die bisherigen Pfarreien aufgehoben. Die daraus neu entstehende Pfarrei braucht einen Namen. Die Pastoralräume sollen Vorschläge erarbeiten, der Bischof entscheidet letztlich. Die Pilot-Pastoralräume befinden sich in diesem Prozess, aber auch andere Räume beginnen damit. Drei Koordinatorinnen und ein Koordinator berichten von ihren Erfahrungen.
Christine Wüst-Rocktäschel, Koordinatorin im Pilot-Pastoralraum Ingelheim:
Im Pastoralraum Ingelheim hat sich ein Vorschlag für den Namen durchgesetzt: Die neue Pfarrei soll St. Maria Magdalena heißen, die Ortsbezeichnung soll Ingelheim lauten – so die Bitte an den Bischof. „Das Votum für das Patrozinium war sehr deutlich“, sagt Christine Wüst-Rocktäschel. Sie erläutert die Vorgehensweise der Suche: „Bis Aschermittwoch konnten Vorschläge mit Begründung eingereicht werden. Wir haben knapp 50 Namen und 17 Ortsbezeichnungen erhalten.“ Die Vorschläge wurden in die Pastoralraumkonferenz zu einer ersten Abstimmung gegeben. „Über die Favoriten konnten die Menschen dann in 15 Gottesdiensten an allen Orten abstimmen. Maria Magdalena lag mit fast 200 Stimmen klar vorn“, sagt die Koordinatorin. Sie freut sich, dass Vorschläge aus allen Gemeinden kamen, „das war sehr ausgewogen“. Zudem gab es viele Vorschläge zu weiblichen Patrozinien.
Maria Magdalena passe als Winzerheilige gut zu dem rheinhessischen Pastoralraum. Vor allem drücke ihre Person das aus, was der Pastoralraum vermitteln will, teilt Christine Wüst-Rocktäschel mit. Die Koordinatorin zitiert aus dem Brief an Bischof Peter Kohlgraf: „Maria Magdalena hat die ihr übertragene Botschaft mutig in die Welt getragen. In dieser Nachfolge wollen auch wir mutig die Zukunft mit Gott gestalten.“
Angela Eckart, Koordinatorin im Pilot-Pastoralraum Viernheim:
Auch in Viernheim spielt Maria Magdalena eine Rolle. Der Name ist einer von dreien, die der Pastoralraum beim Bistum eingereicht hat. Die anderen heißen: Johannes XXIII. und Katharina von Siena. „In der diesjährigen Fastenzeit konnten uns die Menschen ihre Vorschläge mit Begründung zusenden. In Gottesdiensten haben wird das Thema erläutert, haben Postkarten gestaltet, das Anliegen in die Gruppen und Kreise gegeben“, berichtet Angela Eckart. Auch in der Lokalpresse und in den Sozialen Medien wurde darüber informiert. Viele unterschiedliche Namen waren das Ergebnis. „Die Vorschläge haben wir in der Apostelkirche ausgehängt, die Menschen konnten dort Punkte vergeben.“ Die Favoriten wurden schließlich in einer Pfarrversammlung präsentiert, „aus einer geistlichen Haltung heraus. Das war sehr dicht und bewegend“, erzählt die Koordinatorin. Dabei sei das erste Abstimmungsergebnis bestätigt worden. „Alle drei Patrone bringen etwas mit, das die neue Pfarrei auszeichnet“, so Eckart. Maria Magdalena war erste Osterzeugin und Apostelin, das passe gut zur Apostelkirche. Johannes XXIII.: So heißt bereits eine Pfarrei, zudem befinden sich in der Apostelkirche Reliquien dieses heiligen Papstes. Zu Katharina von Siena sagt Angela Eckart: „Sie trat für Reformen ein in einer herausfordernden Zeit. Auch setzte sie sich für Benachteiligte ein, das korrespondiert gut mit unserem Sozialzentrum.“
Dr. Manfred Göbel, Koordinator (ehrenamtlich) im Pastoralraum Otzberger Land:
Noch bis 31. August können die Menschen im Pastoralraum Otzberger Land Namen für eine neue Pfarrei vorschlagen. Koordinator Manfred Göbel ist bereits jetzt beeindruckt von der Vielfalt der Vorschläge und von der Breite, in der das Thema aufgenommen wurde. „Es dürften an die 140 Vorschläge werden.“ Bekannte und unbekannte Patrozinien seien dabei. „Es wird deutlich, dass es darum geht, einen neuen Namen zu finden und nicht eines der bisherigen Patrozinien zu übernehmen.“ Der Koordinator betont, dass das Thema Namensfindung sehr breit gestreut wurde, über den Kreis der Gottesdienstteilnehmer hinaus, mit Schwerpunkt Jugendliche, so wurden auch Schulen und die Firmlinge einbezogen. Göbel: „Die Suche nach einem neuen Namen ist Teil des geistlichen Prozesses und zugleich Öffentlichkeitsarbeit. Das eher abstrakte Thema Pastoraler Weg wird mit der Namenssuche konkret. Zugleich stoßen wir damit Diskussionen an, zum Beispiel bei Schülern, die sich fragen: Warum haben mir meine Eltern diesen Namen gegeben?“
Katharina Kron, Koordinatorin im Pilot-Pastoralraum Langen-Egelsbach-Erzhausen:
In den Gottesdiensten im Advent 2022 wurden die Menschen aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Plakate informierten, Zettel-Boxen standen in den Kirchen bereit. Digital hatten Menschen über die Gemeinden hinaus die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Aus 30 Namen traf die Pastoralraumkonferenz eine Vorauswahl. „Bevorzugt wurden Namen, die etwas mit dem Zusammenwachsen der Gemeinden zu tun haben“, sagt Katharina Kron. Nach einer öffentlichen Abstimmung, in Gottesdiensten und online, ergaben sich folgende Favoriten: Heilige Familie mit 180 Stimmen, Maria und Josef mit 125 und Immanuel mit 120 Stimmen. Es folgten Maria Magdalena mit 92 sowie Klara und Franz von Assisi mit 30 Stimmen. Die ersten drei Namen schickte der Pastoralraum an den Bischof. „Vor dem Hintergrund, dass es in den Orten Marienkirchen und eine Josefskirche gibt, vermitteln die ersten beiden Favoriten etwas Gemeinschaftliches“, findet Katharina Kron. Mit klarer Mehrheit sprach sich die Pastoralraumkonferenz für die lokale Bezeichnung Langen-Egelsbach-Erzhausen aus. „Sie soll zeigen, dass die Orte gleich wertgeschätzt werden.“
https://bistummainz.de/pastoraler-weg/Pastoralraeume/uebersicht/phase-ii-b/index.html