Taizétreffen in Madrid
Friedliches Fest in turbulenter Zeit
Ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens: Tausende junge Menschen nahmen am europäischen Taizé-Treffen in Madrid teil.
Überfüllte Metros, Kakao und Tee im Sonnenschein und Tausende junge Menschen, die mit einem Taize-Beutel durch die Straßen von Madrid ziehen: Nach vier Tagen ist das Europäische Taize-Treffen in Spanien zu Ende gegangen. Es war ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens, das über Grenzen hinweg Menschen verband - in einer Zeit, in der das Wort Grenze einen hohen Symbolgehalt hat und Länder verstärkt dazu tendieren, sich abzuschotten.
Der Leitgedanke der Gastfreundschaft passte zum Zeitgeschehen. "Wir sind keine soziale oder politische Bewegung, sondern eine religiöse, die junge Menschen zusammenbringt", betonte Frere Alois, Leiter der ökumenischen Taize-Gemeinschaft. Die Begegnung junger Menschen sehe er als Hoffnung für die Zukunft Europas - das scheinbar auseinanderfalle. Die Jugendlichen setzten ein Zeichen dagegen: Sie kamen über politische, kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg zusammen und stellten dabei existenzielle Fragen über Gott und den Glauben.
Der europäische Zusammenhalt war auch dem Erzbischof von Madrid, Kardinal Carlos Osoro, ein wichtiges Anliegen des Treffens. "Europa braucht junge Menschen, die ihr Leben für Christus einsetzen und gegen das, was uns trennt", sagte er zu den Teilnehmern. Dabei stand in Madrid eigentlich nicht Politik, sondern der Glaube im Vordergrund. Zu welcher anderen Gelegenheit kommen Tausende Jugendliche zusammen, um dreimal am Tag zu beten? Die Anziehungskraft gründet immer wieder in der besonderen Atmosphäre von Taize.
Diese Atmosphäre hatte Joel dazu bewogen, für mehrere Monate als Freiwilliger in Taize zu leben. Der Ablauf der Gebete, die Stille und das Persönliche gefielen ihm besser als in der Gemeinde zu Hause, sagte der 21-jährige Deutsche. "Und die Besucher in Taize sind im Schnitt locker 40 Jahre jünger - nicht nur bei den Jugendtreffen." Als die Teilnehmer am Neujahrstag abreisten, packte er mit anderen Helfern Schilder und Dekoration in LKWs - bis zum nächsten Treffen im polnischen Wroclaw (Breslau).
Gastfreundschaft konkret leben und erfahren
"Einheit und Offenheit, das sind abstrakte Begriffe", so die Einschätzung von Frere Richard. Gastfreundschaft, wie sie bei dem Treffen gelebt werde, sei konkreter: miteinander kochen, essen, das Haus öffnen. Das führe die Menschen zusammen.
Die Gebete strukturierten den Tag der Teilnehmer. Höhepunkt war dabei das Abendgebet mit Frere Alois. Dann wurde es in der großen Messehalle ganz ruhig. Die Taize-Lieder erfüllten den Raum, begleitet von ein paar Musikern. Gegen Ende eine Zeit der Stille, in der jeder ein persönliches Anliegen vor Gott bringen oder einfach den Moment genießen konnte.
Drumherum gab es ein vielfältiges Programm: In verschiedenen Workshops diskutierten die Teilnehmer über religiöse und gesellschaftliche Themen - etwa Menschenhandel, Geld, Klimawandel, Spiritualität, Vertrauen oder Wissenschaft. Dazwischen trafen sich die Jugendlichen in kleinen Gruppen oder nutzten die freie Zeit, um durch die Stadt zu streifen. Und fast immer war ein Taize-Bruder für Fragen oder ein kurzes Gespräch in Reichweite.
Das Treffen ist ein Gemeinschaftswerk: Etwa 1.000 Freiwillige organisierten und koordinierten die Mahlzeiten und Veranstaltungen - eine logistische Herausforderung. Rund 7,5 Tonnen Brot und 120.000 Mandarinen und Orangen wurden an die Teilnehmer verteilt. "Ich habe viele Menschen getroffen und ein anderes Land kennengelernt", fasste Viktoria ihre Eindrücke zusammen. Die 18-jährige Polin versorgte die jungen Menschen an der Essensausgabe mit Brot - in wiederverwendbaren Beuteln, um Plastik zu sparen.
Die Spanier nahmen den Trubel in ihrer Stadt gelassen - und ließen sich durchaus mitreißen. Als sich in eine vollgestopfte Metro noch ein Taize-Teilnehmer mit Gitarre quetschte, verdrehte niemand die Augen, die Menschen sangen einfach mit: Es entwickelte sich eine besinnlich-fröhliche Metro-Party.
Das Treffen ging mit einem "Fest der Nationen" in den Gastgemeinden zu Ende - ein internationales Fest, das ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln wollte. Der Gedanke dahinter, mit dem die Teilnehmer in ihre Heimat zurückkehren sollen: Dort, wo Vertrauen wächst, können auch Lösungen für schwierige Fragen gefunden werden.
kna