Gisela Handke gewinnt ersten Preis in TdH-Wettbewerb
Frisch und möglichst regional
Gisela Handke am Altar ihrer Kirche. Auch an anderen Festen – so an Weihnachten – übernimmt sie die Gestaltung. Eingeführt wurden auch Kräutersträuße zum Fest Mariä Himmelfahrt. Foto: Andrea von Fournier |
Gisela Handke ist eine echte „Berliner Pflanze“: Geboren in Zehlendorf ist sie im Gemeindegebiet aufgewachsen und lebt bis heute dort. Und auch ihrer Taufkirche, der Herz-Jesu-Kirche, ist die 41-Jährige treu geblieben. Als sie kürzlich im Tag des Herrn las, dass ein Wettbewerb zum floralen Kirchenschmuck an Erntedank ausgelobt wurde, fühlte sie sich spontan angesprochen.
Schmuck zu Erntedank ist etwas Besonderes
Seit Jahren kümmert sie sich mit anderen Mitstreitern, aber auch mal allein, in dem ehrwürdigen roten Backsteingebäude an der Riemeisterstraße darum, dass der Altarraum zu besonderen Anlässen würdig geschmückt wird. Das geschieht außerhalb der regelmäßigen Blumendekoration, für die ein Team Ehrenamtlicher verantwortlich ist. „Weil ich ohnehin vom fertig geschmückten Erntedank-Kirchenraum Fotos mache, dachte ich, die könne ich auch gleich an die Redaktion schicken“, erinnert sie sich. Gesagt, getan. Und Freude machte sich breit, denn Gisela Handkes Idee und Umsetzung für die diesjährige Ausgestaltung des Dankgottesdienstes hat gewonnen. Der Schmuck zu Erntedank in Berlin sei schon besonders, erklärt sie. Denn in einer Großstadtgemeinde wie ihrer bekomme man keine Spenden zu diesem Anlass. „Die Gärten fehlen, aus denen etwas mitgebracht werden könnte“. Gerade darum sei es ihr wichtig, dass thematisch und schön geschmückt wird, sich Jung und Alt daran erfreuen, sich der Gaben des Jahres bewusst werden können und dafür danken. „Und weil die Kinder später die gesegneten Gaben mit in die Familien nehmen dürfen, kann man einen Denkanstoß geben, dass Brot, Kartoffeln oder Blumen nicht im Supermarkt wachsen“.
Vor einigen Jahren gab es in ihrer Kirche einmal keine Dekoration zu Erntedank. Das fehlte ihr so, dass der Funke übersprang und sie seitdem selbst dafür tätig wurde. Unbedingt zum Erntedank-Schmuck gehören für Gisela Handke Kürbisse und Sonnenblumen, die symbolisierten eindeutig Herbst- und Erntezeit. Da ihre Einkaufsliste sie in verschiedene Geschäfte führt, achtet sie auf Frische, Regionalität und Saisonware – Exotisches kommt natürlich nicht in die Körbe. Die stehen schon bei ihr im Keller parat, ebenso eine Holzkiste, die jedes Jahr Verwendung findet.
Sonnenblumen flankieren den Altar
In der Kirche gibt es einen Strohballen, der Teil der Dekoration wird. Ein Jutesack mit Kartoffeln – „der wirkt sehr gut auf dem Backstein“ – , Weintrauben und anderes Obst und Gemüse ergänzen die Szenerie. Wichtig sei, aufzupassen, dass nichts vorschnell verderbe, erklärt sie. Ihrer Erfahrung nach sind Möhren oft viel schneller schlapp und unansehnlich als Weintrauben.
In diesem Herbst wollte Gisela Handke eigentlich gar nicht schmücken. Ein anderer Ehrenamtlicher habe sie schließlich doch dazu überredet. Und wenn die großen Sonnenblumen an beiden Seiten den Altar flankieren und die bunten Gaben auf den Stufen davor wunderschön anzusehen sind, sodass manche Besucher Fotos machen und die Kinder schon ganz begierig auf die Kürbisse warten, weiß sie, dass ihr Einsatz richtig war. In diesem Jahr kaufte sie die Sonnenblumen bei einem Händler, der schon Weihnachtsbäume an die Kirche geliefert hatte. „Der freute sich so, dass die Blumen hierher kommen, dass er gleich noch ein paar mehr und Eichenlaub dazu gelegt hat“.
Feld- und Gartenfrüchte gut und sichtbar angeordnet. Foto: Gisela Handke |
Neben ihren beruflichen Verpflichtungen bleibt für Gisela Handke Zeit für den Kirchenchor und für die Flötengruppe der Kinder, die sie seit 20 Jahren leitet. Sie betätigt sich auch Weihnachten, holt Bäume, Moosbeeren und Farn, um in der Kirche eine Krippenlandschaft „wie eine Waldlichtung“ entstehen zu lassen.
Seit gut 30 Jahren, als ihre Mutter die Idee aus Bayern in die Gemeinde brachte, Kräutersträuße für Maria Himmelfahrt zu binden, ist auch die Tochter dabei. Vor den Toren der Stadt werden den Sommer über Schafgarbe, Rainfarn, Beifuß und andere Pflanzen gesammelt und mit verschiedenem Korn gebunden, das hat inzwischen Tradition in der Herz-Jesu-Gemeinde Berlin-Zehlendorf.
Von Andrea von Fournier
In harmonischer Weise angeordnet
Die Preise des Wettbewerbs zur floralen Gestaltung zu Erntedank gehen nach Berlin, Ranis, Naundorf sowie nach Helmsdorf und Diedorf.
Der erste Platz geht an Gisela Handke aus der Herz-Jesu-Kirche Berlin-Zehlendorf. Die Feld- und Gartenfrüchte sind, so Expertin Ruth Bredenbeck von der Jury, gut sichtbar für alle Gottesdienstteilnehmer vor dem Altar in harmonischer Weise angeordnet. Das graugrüne Sackleinen hält die Gruppierung optisch zusammen und die Menge der gelegten Früchte ist wohldosiert und passt auch farblich zum Terrakottaboden sowie zum dominanten Goldton im Altarraum. Sie konkurrieren damit nicht um Aufmerksamkeit, was ansonsten schnell einen unruhigen Eindruck macht. Die fünf Getreidebunde fügen sich wie frischgeschnittene Garben in das Arrangement ein. Getreide und Weintrauben haben einen hohen christlichen Symbolwert.
Den zweiten Platz erhält Ursula Kühnel aus Ranis in Thüringen. Ruth Bredenbeck: „Der Altarraum wurde üppig ausgestaltet ohne überfrachtet zu wirken. Die Größe und auch die neutrale Farbgebung der Wände lassen dies zu. Jeder der drei gestalteteten Bereiche ist in sich stimmig: das Arrangement mit dem mit Früchten gefüllten Holzrad, der große Korb mit Äpfeln und Kartoffeln vor dem Altar und der seitlich angeordnete Holzkarren, beladen mit vielfältigen Erntegaben. Die Maispflanzen und die verwendeten Blumen sind jahreszeitlich passend und alles wurde gut sichtbar für die Gottesdienstbesucher angeordnet. Sogar Kräuter haben sich eingefunden: Salbei und auch Hopfen, was man als die ,Würze des Lebens‘ interpretieren könnte.“ Die Bankreihen wurden zusätzlich, aber sehr zurückhaltend, mit herbstlichen Efeukränzen geschmückt.
Der dritte Platz geht an Cordula und Martina Mainitz aus Naunhof bei Leipzig. Ihr Arrangement überzeugt durch seine Konzentration auf wesentliche Elemente und passt proportional gut zum schlichten Holzaltar. „Auf kleinem Raum ist mit Körben und Holzkisten eine Höhenstaffelung vorgenommen worden. Getreideähren und die dunklen Weintrauben werden so hervorgehoben. Die verwendeten natürlichen Materialien wie Sackleinen, Körbe und Holzkisten passen zum Erntethema und das gesamte Arrangement hat durch seine fließende Anordnung eine freundliche Ausstrahlung. Unterstrichen wird die herbstliche Erntefülle durch den üppigen violetten Asternschmuck, er bildet einen schönen Kontrast zu den Gelb- und Orangetönen der verschiedenen Erntegaben.“
Zudem wurden zwei Sonderpreise in Höhe von jeweils 100 Euro vergeben. Sie gehen an die Gestalterinnen des Früchte- und Blütenteppichs in der Sankt Peter und Paul Kirche in Helmsdorf (Pfarrei Hüpstedt) und an die Frauengruppe Diedorf.
(jak)