Vor 75 Jahren töteten Nazis den Priester Max Josef Metzger

Für den Frieden bis in den Tod

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Vor 75 Jahren brachten die Nazis den Freiburger Priester Max Josef Metzger in Brandenburg-Görden wegen seines Engagements für die Völkerverständigung um. Vorher hatte er in Berlin vor der Gestapo Schutz gesucht.

Von den Nazis ermordet: Max Josef Metzger. | Foto: Diözesanarchiv Berlin

„Wir fordern den dauerhaften Weltfrieden, an den wir glauben, im Namen der Zivilisation, der Kultur, der Sittlichkeit und der Religion.“ Dieser Satz, der vor über 100 Jahren geschrieben wurde, scheint heute so aktuell wie eh und je. Er ist der zweite von zwölf Punkten aus dem „Friedensprogramm“, das der Priester Max Josef Metzger 1917 veröffentlichte.
Ähnlich wichtig wie Friede und Völkerverständigung war Metzger ansonsten nur die Sorge um alkoholkranke Menschen im Kreuzbund. „Ein einfacher Mensch war er sicher nicht“, sind sich Reinhold Thiede und Martin Kodritzki aus der Gemeinde St. Joseph in Berlin-Wedding einig. Hier verbrachte Metzger die Jahre von 1940 bis 1943. Dass Max Josef Metzger trotz seines manchmal schwierigen Charakters „so konsequent war und für den Glauben bis in den Tod gegangen ist“, wie Kondritzki es ausdrückt, erzählt auch eine Ausstellung über sein Leben in der Krypta von St. Joseph.
Geboren wurde Max Josef Metzger am 3. Februar 1887 im südbadischen Schopfheim als Sohn eines Realschullehrers. In der evangelisch geprägten Gegend wuchs er katholisch auf, studierte Theologie in Freiburg. Er fiel als Student durch Begabung und Humor auf, dem Konviktsdirektor aber auch negativ durch seinen lebhaften und selbstbewussten Charakter. Schon während des anschließenden Promotionsstudiums in Fribourg in der Schweiz. soll er mit der Deutschen Friedensbewegung sympathisiert haben. Außerdem fiel hier der Entschluss, auf Alkohol zu verzichten und dieses Ideal zu verbreiten.
Nach der Promotion der Theologie im Jahr 1910 verbrachte Metzger Kaplansjahre in Karlsruhe, Mannheim und Obershausen bei Freiburg. Dort widmete er sich der Arbeiterseelsorge und zunehmend der Trinkerfürsorge, auch im Dienst des „Katholischen Kreuzbündnisses“. Gleich nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Metzger freiwillig zur Militärseelsorge, wurde in den Vogesen eingesetzt. Im Sommer 1915 wurde er dienstuntauglich krank. Die Kriegserfahrung machte Metzger endgültig zum Pazifisten, und neben seiner Aufgabe als Generalsekretär des „Kreuzbündnisses“, eines Verbandes abstinenter Katholiken, setzte er sich für Frieden und Völkerverständigung ein. Er veröffentlichte unter anderen Schriften das eingangs erwähnte „Friedensprogramm“. Das konnte er über Nuntius Eugenio Pacelli sogar Papst Benedikt XV. zukommen lassen, der es wohlwollend aufnahm. Auch gründete Metzger mit Wilhelm Impekoven den „Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz“. Seine Vortragstätigkeit für Frieden und Völkerversöhnung setzte er auch nach dem Krieg fort. In der Kunstsprache Esperanto verfasste er einen Aufruf zur Gründung einer katholischen Internationalen.
1919 gründete Metzger die „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“, seit 1927 „Christkönigs-Institut“. In der Missionsgemeinschaft nannte sich Metzger nun Bruder Paulus und strebte eine urchristliche Lebensform an. In Meitingen übernahm er 1927 mit dem Christkönigs-Institut die Trinkerheilstätte St. Johannesheim. Mit dem Nationalsozialismus setzte sich Metzger bereits vor 1933 auseinander. 1932 soll er auf einer Versammlung der NSDAP diese angegriffen haben. In der anonymen Denkschrift „Die Kirche und das neue Deutschland“ reflektierte Metzger nach Abschluss des Reichskonkordats über das Verhältnis der Kirche zum Dritten Reich.

„Er lebte hier halb im Untergrund“
In Augsburg wurde er hierfür 1934 drei Tage in Schutzhaft genommen. Eine weitere Haft von einem Monat folgte 1939. Im Sommer 1940 übersiedelte Metzger nach Berlin, wo er mit Schwestern des Christkönigs-Instituts im St. Pius-Stift im Quergebäude des Hauses hinter St. Joseph lebte, in der Hoffnung, vor der Gestapo sicherer zu sein. „Er lebte hier halb im Untergrund und war in der Gemeinde nicht so bekannt“, weiß Martin Kodritzki. Vielmehr pflegte er seine Kontakte zur Friedens- und zur ökumenischen Bewegung, war auch mit dem Kreisauer Kreis in Kontakt. 1943 wurde er auf Hinweis einer Gestapo-Beamtin festgenommen  und am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch das Fallbeil enthauptet.
Lange war Metzger im Wedding wenig bekannt. In den 1990er Jahren stieß der historisch interessierte Pfarrer von St. Joseph, Konrad Beißel, auf seine Spuren und holte ihn ins Bewusstsein von Gemeinde und Politik. Der Platz gegenüber der Kirche wurde nach Metzger benannt, ein Stolperstein und eine Gedenktafel erinnern heute an ihn. Das Todesurteil gegen Max Josef Metzger hob das Landgericht Berlin 1997 auf. Seit 2006 läuft im Erzbistum Freiburg das Seligsprechungsverfahren.

Von Cornelia Klaebe

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