Wallfahrten

"Gebetet wird hier eigentlich immer"

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Kirche in Telgte
Nachweis

Foto: Andreas Große Hüttmann

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Ein gefragtes Angebot: Der Telgter Lichtersegen wird in der Vorweihnachtszeit unter anderem von Pilgerseelsorger Richard Schu-Schätter gespendet.

Im Juli ist es wieder so weit. Dann kommen mehrere tausend Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Osnabrück nach Telgte. Es ist die wahrscheinlich größte Fußwallfahrt nördlich der Alpen. In Telgte gibt es auch außerhalb dieser Zeit viele spirituelle Angebote.

Es ist ruhig in der Kapelle, als Pilgerseelsorger Richard Schu-Schätter an diesem Morgen eine Kerze in der Wallfahrtskapelle in Telgte entzündet. Doch trotz der frühen Stunde brennen bereits rund zwei Dutzend Lichter. „Gebetet wird hier eigentlich immer“, sagt der Pastoralreferent, der sich zusammen mit Propst Michael Langenfeld um das Thema Wallfahrt und Pilgern kümmert. In der Hauptwallfahrtszeit, die von Ende April bis Ende Oktober geht, ist gerade an den Wochenenden viel zusätzliches Leben in der 20.000-Einwohner-Stadt. Wallfahrer mischen sich mit Ausflüglern und Fahrradfahrern, die das flache Münsterland schätzen. 

Und genau darin liegt nach Ansicht des Pilgerseelsorgers eine große Chance. Denn neben den traditionsreichen Wallfahrten, und dazu zählt beispielsweise die Telgter Wallfahrt aus dem Osnabrücker Land, ist es ihm wichtig, zusätzlich Angebote für Einzelpilger, Kleingruppen oder auch religiös interessierte Touristen zu bieten.

Pilgerseelsorger in Telgte
Pilgerseelsorger Richard Schu-Schätter entzündet in Telgte eine Kerze. Foto: Andreas Große Hüttmann

Deshalb hat die Wallfahrtsgemeinde in Telgte sukzessive ihr Angebot ausgebaut – und das zum Teil auch außerhalb der Kernzeit. Wesentlich hierbei ist die Lichterwallfahrt. Zeitgleich zur Krippenausstellung im Museum Religio wurde ein vielfältiges Programm entwickelt, das in der Advents- und Weihnachtszeit für meditative Akzente sorgt. Stimmungsvolle Gottesdienste, im wahrsten Sinne des Wortes erleuchtende Veranstaltungen und der Telgter Lichtersegen sind dabei nur einige Aspekte. Ein weiteres Beispiel ist die Fahrrad-Wallfahrt, die 2024 erstmalig stattfand und bereits zum Start deutlich über 200 Radfahrer aus allen Himmelsrichtungen anlockte, auch aus dem Osnabrücker Land. Am 31. Mai heißt es wieder „Beten auf dem Bike“.

Es gibt auch einen Kinder-Pilgerweg

Als Anlaufpunkt in der Kernwallfahrtszeit etabliert hat sich das Pilgerhaus, das Schu-Schätter leitet. Zusammen mit einem Team von Ehrenamtlichen geht es darum, Einzelpilger und Kleingruppen – wenn gewünscht – bei ihrem Besuch mit Tipps und seelsorgerischen Angeboten zu begleiten. Der Empfang der Pilger ist auch das Anliegen der Wallfahrtsgilde, die sich um den Fahnenschmuck in der Innenstadt bei den größeren Wallfahrten kümmert.

Um auch die Jüngsten für das Thema Wallfahrt zu begeistern, gibt es in Telgte einen sogenannten Kinder-Pilgerweg. Der ist etwa anderthalb Kilometer lang und wurde von Teilnehmern des Kinder-Pilger-Clubs der Kirchengemeinde St. Marien zusammen mit der Künstlerin Petra-Maria Wewering gestaltet. An zwölf Stationen besteht die Möglichkeit, einige „überraschende Erfahrungen zwischen Himmel und Erde“ zu machen. Ein Kinderpilgerpass und über QR-Codes abrufbare digitale Inhalte bringen die Kinderpilger dabei auf die richtige Spur. Erkennbar sind die Stationen an Holzstelen mit einem Stern.

Dass gerade die Zeit außerhalb der Kern-Wallfahrtszeit ihre besonderen Reize hat, das weiß Pilgerseelsorger Schu-Schätter aus vielen Gesprächen. „Ich treffe immer wieder auf Menschen, die an einer der großen Wallfahrten teilgenommen haben“, sagt er. „Und nun kommen sie alleine oder zu zweit wieder, um Telgte und das Gnadenbild auf eine ganz andere, ruhige, aber auch faszinierende Art zu erleben.“

Andreas Große Hüttmann

Eröffnet wird die neue Wallfahrtssaison am Samstag, 26. April. Dann beginnt ein besonderes Wallfahrtsjahr, denn die Propsteikirche wird derzeit saniert und umgebaut. Sämtliche Angebote allerdings laufen uneingeschränkt weiter, nur teilweise unter etwas anderen Rahmenbedingungen. Die Wallfahrt von Osnabrück nach Telgte findet am Samstag/Sonntag, 12 und 13. Juli, statt. Mit dabei ist Bischof Dominicus.