Wärmestube Osnabrück
Gegessen wird draußen
In der Wärmestube in Osnabrück bekommen Obdachlose etwas zu Essen, Kleidung und Zuwendung. Das ist auch zu Corona-Zeiten so. Allerdings geht es nicht ohne kleine Einschränkungen.
Joachim Meyer legt eine Stange Spargel in eine Kiste und antwortet energisch: „Nein!“ auf die Frage, ob sich jemand aus der Wärmestube mit dem Corona-Virus angesteckt hätte. Dann klopft der Leiter der Einrichtung an der Bramscher Straße auf Holz. „Ich hoffe, dass das auch so bleibt!“
Seit 1981 finden in der Wärmestube Wohnungslose Unterstützung. Hier bekommen sie etwas zu essen, können duschen oder erhalten Kleidung. Die Hilfe wird über Spenden und ehrenamtliche Arbeit organisiert. Allein die Stelle von Diakon Joachim Meyer wird seit 2011 über den Bischöflichen Stuhl finanziert, der auch die Räume kostenlos zur Verfügung stellt.
Eine ganze Wanne voll Spargel hat Joachim Meyer an diesem Morgen bei einem Supermarkt abgeholt. „Der kann nicht mehr verkauft werden“, sagt er, während er die teils bräunlich verfärbten Stangen aus der Folie nimmt und prüft. Ehrenamtliche werden später daraus ein Gericht kochen. Denn auch zu Corona-Zeiten gibt es in der Wärmestube ein warmes Mittagessen. Aber die Öffnungszeiten sind eingeschränkt: Statt von 5.30 bis 16 Uhr steht die Tür nur bis 13 Uhr offen. Fürs Abendessen gibt es Brot mit auf den Weg. Das Frühstück gibt es wie gehabt vor Ort.
Viele der Ehrenamtlichen gehören zur Risikogruppe
Die eingeschränkten Öffnungszeiten sind dem fehlenden Personal geschuldet: Viele der Ehrenamtlichen sind über 60 Jahre alt, zählen damit zur Risikogruppe und bleiben zu Hause. „Jetzt springen die Jüngeren mehr ein“, erzählt der Diakon und berichtet von einem Schüler, der während der Schließung der Schulen öfter in der Wärmestube ausgeholfen hat. Was passiert, wenn er wieder zur Schule gehen muss, werde man sehen. Die Öffnungszeiten wurden aber auch verkürzt, um die Gefahr der Ansteckung zu reduzieren.
„Es hat sich eigentlich nicht viel geändert, nur die Abläufe sind anders“, sagt Meyer. So können sich die Gäste nicht mehr drinnen an die Tische setzen, sondern müssen ihr Essen mit nach draußen nehmen, wo sie es gemäß der Abstandsregeln verspeisen. Nur wer nicht stehen kann, darf an den wenigen Plätzen im Haus essen. Das warme Wetter der vergangenen Wochen habe da vieles erleichtert. Die meisten Gäste stehen vor der Tür der Wärmestube. Nur wenige im Haus tragen einen Mund-Nase-Schutz, aber alle achten darauf, mindestens zwei Meter Abstand voneinander zu halten.
Zwischendurch kommt eine der Thuiner Ordensschwestern, um ein Fenster zu öffnen. Von draußen werden große Pakete hereingereicht: Einlagen bei Blasenschwäche, Pappbecher, Verbandmaterial. All das stammt aus einer Apotheke, die derzeit aufgelöst wird. Eine Helferin hat an die Wärmestube gedacht und bringt die Sachen vorbei. „Wir können alles gebrauchen“, kommentiert Joachim Meyer. Kleidung jedoch nimmt die Wärmestube derzeit nicht an. „Aber wir haben noch einen Vorrat. Wenn jetzt jemand nachts seine Schuhe verliert oder eine nasse Hose hat, dann können wir immer noch helfen“, betont der Diakon.
Zum Monatsende steigt immer die Zahl der Gäste
Während das Haus zu normalen Zeiten täglich zwischen 100 und 150 Besucher habe, seien es derzeit im Schnitt viel weniger. Wie zu normalen Zeiten, sind es tendenziell am Ende eines Monats mehr Gäste. Sorgen hat Meyer sich vor allem um diejenigen gemacht, die betteln oder Leergut sammeln. „Denen ist beim Lockdown fast alles weggebrochen. Aber jetzt kommt es langsam wieder“, sagt er, prüft eine Spargelstange und wirft sie in die Schüssel fürs aussortierte Gemüse.
Marie-Luise Braun
Zur Sache
Die Wärmestube in der Bramscher Straße in Osnabrück gehört zum Bischöflichen Stuhl, unter dessen Dach sich weitere Einrichtungen für benachteiligte Menschen befinden. Die Hilfsstelle besteht bereits seit 1981 als reiner Spenden- und Freiwilligenbetrieb. Es kommen jeden Tag ehrenamtliche Helfer. Eigene Mittel hat die Wärmestube nicht, alle Hilfen werden nur aus Spenden finanziert. (kb)