Szenische Lesung in der Nordhorner Kirche

"Geheimplan gegen Deutschland"

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Ein Mann steht an einem Stehtisch und trägt einen Text vor.
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Foto: Hanno Endres

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In Nordhorn wird am 16. April die szenische Lesung "Geheimplan gegen Deutschland" aufgeführt. Foto: Hanno Endres

Allgemeines Entsetzen lösten Anfang des Jahres die Enthüllungen des Medienhauses „Correctiv“ aus, die einen „Geheimplan gegen Deutschland“ offenbarten. Nur wenige Wochen später brachte Regisseur Kay Voges den „Correctiv“-Bericht als szenische Lesung auf die Bühne. Am 16. April wird das Stück in Nordhorn aufgeführt - bewusst in einer Kirche.

Teils hochrangige Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer hatten sich laut der Recherchen im November 2023 in einem Hotel in Potsdam getroffen, um nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland zu planen. Nur wenige Wochen später zeigte der Regisseur und Intendant des Volkstheaters Wien, Kay Voges, den „Correctiv“-Bericht in Form einer szenischen Lesung, um über das Gedankengut der neuen Rechten aufzuklären, Möglichkeiten zur Auseinandersetzung zu geben und zum friedlichen Widerstand gegen Rechtsextremismus zu ermuntern.

Am Dienstag, 16. April, um 19.30 Uhr werden fünf Mitglieder des Kammertheaters „Der kleine Bühnenboden“ aus Münster die Texte in der St. Augustinus-Kirche vortragen. Die Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt der Stadtpfarrei St. Augustinus, der Nordhorner Citypastoral „Kirchenschiff“ und dem Aktionsbündnis „Grafschaft zeigt Gesicht“. Die Lesung wird rund 60 Minuten dauern, im Anschluss besteht Gelegenheit zum Austausch.

Bernd Overhoff, der als pastoraler Koordinator in Nordhorn sowohl für die Gemeinde St. Augustinus als auch für das „Kirchenschiff“ tätig ist, war vor einigen Wochen zufällig im Internet auf das Stück aufmerksam geworden – und zeigte sich direkt interessiert. „Es ist eine spannende Sache, sich diese Thematik auf künstlerische Weise zu vergegenwärtigen“, sagt er. Die großen Demonstrationen in ganz Deutschland im Nachgang der „Correctiv“-Veröffentlichungen hätten eindrucksvoll bewiesen, dass die Angelegenheit den Menschen nicht egal ist. Allein in der 55.000-Einwohner-Stadt Nordhorn waren Ende Januar rund 9000 Menschen auf die Straße gegangen. Das Münsteraner Theater „Der kleine Bühnenboden“, das sich laut Overhoff häufig gesellschaftskritischen Themen zuwendet, habe umgehend eine Zusage erteilt.

Bei dem Vorhaben, die Lesung nach Nordhorn zu holen, sei er offene Türen eingerannt, berichtet Overhoff – auch beim Kirchenvorstand. Aus diesem Gremium heraus sei zudem ausdrücklich der Wunsch formuliert worden, die Veranstaltung in der Kirche stattfinden zu lassen: „Es war den Kirchenvorstandsmitgliedern ein Bedürfnis, als Christinnen und Christen in Nordhorn ein starkes Zeichen zu setzen – gegen Ausgrenzung und Extremismus, für die Würde des Menschen, für Demokratie und freie Medien.“ Wo sonst überwiegend finanzielle Fragen im Vordergrund stünden, habe man in jener Sitzung eine inhaltliche Positionierung in außergewöhnlicher Deutlichkeit vollzogen: „Es war wirklich eine Sternstunde der Kirchenvorstandsarbeit“, kommentiert Overhoff. Übrigens sei die Zusammenkunft genau an dem Tag erfolgt, als auch die Deutsche Bischofskonferenz konstatierte, dass die Alternative für Deutschland (AfD) für Christen nicht wählbar sei.

Bernd Overhoff betont, dass es sich bei der Lesung natürlich um eine politische Veranstaltung mit einem politischen Statement handele – im Grundsatz aber auch dem entspreche, was mit dem Evangelium verkündet wird: „Jesus Christus ist schließlich derjenige, der den Menschen durch Heilung ihre Würde zurückgibt, insbesondere den Ausgegrenzten.“ Mit Blick auf die christliche Haltung „What would Jesus do?“ („Was würde Jesus tun?“) gebe die Bibel auch im Kontext des Rechtsextremismus klare Antworten.

Die Lesung in Nordhorn beginnt am Dienstag, 16. April, um 19.30 Uhr; Einlass ist ab 19 Uhr. Die St. Augustinus-Kirche befindet sich an der Burgstraße in der Nordhorner Innenstadt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Gefördert wird die Veranstaltung von der Partnerschaft für Demokratie Landkreis Grafschaft Bentheim (PaDGraf) über Fördermittel des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, sowie von der Unternehmensgruppe LIST, der Kreissparkasse Grafschaft Bentheim und dem Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) in Nordhorn.

Sebastian Hamel