Brandenburger Evangelistar in Magdeburg ausgestellt

Gemalte Geburt Christi

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Weihnachten 1121 gründet Norbert von Xanten die Prämonstratenser. Klöster entstehen auch hierzulande. Das Brandenburger Evangelistar, hier mit seiner Illustration zum Weihnachtsevangelium, stammt aus dieser Zeit. Es ist in der Jubiläumsschau „900 Jahre Prämonstratenser“ in Magdeburg zu sehen.

Die Geburt Christi – Die Verkündigung an die Hirten, Darstellungen aus dem Brandenburger Evangelistar, entstanden Anfang des 13. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich in einem Skriptorium in Magdeburg.

Norbert von Xanten hatte sich um 1115 von seinem Leben als reicher Stiftsherr abgewandt und ein Leben nach der strengen Augustinusregel geführt. Als Wanderprediger zog er durch Frankreich und erreichte durch seine charismatische Art, dass sich ihm viele Männer und Frauen anschlossen.
Zu Weihnachten 1121 gründete er mit seinen Gefährten und Gefährtinnen eine Gemeinschaft in Prémontré. Als er im Jahr 1126 zum Erzbischof von Magdeburg erhoben wurde, schuf er mit dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg ein zweites Zentrum des Ordens. Von hier ausgehend gründeten er und seine Mitbrüder etliche weitere Klöster und vermochten es auf diese Weise, das Gebiet, das seit dem großen Slawenaufstand von 983 stark pagan (heidnisch – d. Red.) geprägt war, wieder christlich zu durchdringen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die zuvor zerstörten und aus dem Exil heraus regierten Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg mit Prämonstratensern besetzt.

Prämonstratenser in Brandenburg
Magdeburger Prämonstratenser waren über das Kloster Leitzkau nach Brandenburg gekommen. Hier gründete Bischof Wigger, ebenfalls ein Ordensbruder und ehemaliger Propst des Klosters Unser Lieben Frauen, das Kloster Pardwin (Parduin), das sein Nachfolger Wilmar 1161 zum Brandenburger Domkapitel erhob.
Für die Neueinrichtung eines Klosters war eine Grundausstattung mit Handschriften vorgeschrieben. Zu diesen gehörten in erster Linie diejenigen Bücher, die für die Feier der heiligen Messe und das Stundengebet der Ordensleute unabdingbar waren. Hatte ein neu gegründetes Kloster (noch) keine eigene Schreibstube (Skriptorium), mussten fehlende Werke extern in Auftrag gegeben werden.

TIPP
Ausstellung
Die Ausstellung „Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenser-Orden“ zeigt (bis 9. Januar) zum 900. Gründungsjubiläum des Prämonstratenser-Ordens hochkarätige Exponate, die das Werden und Wirken des Ordens und seines Gründers Norbert illustrieren. Das Brandenburger Evangelistar als Meisterwerk der Spätromanik gehört dazu.
Die Schau im Kulturhistorischen Museum Magdeburg ist geöffnet: Di bis Fr: 10 bis 17 Uhr, Sa/So/Fei: 10 bis 18 Uhr. Geschlossen am Heiligabend, ersten Weihnachtsfeiertag und zu Silvester. Mehr Infos: www.khm-magdeburg.de

Für das Brandenburger Evangelistar gilt eine Herstellung in Magdeburg als höchst wahrscheinlich. In der Stadt gab es leistungsstarke Skriptorien, die einen solchen Auftrag mühelos ausführen konnten. Für eine Herstellung in Magdeburg spricht, dass das lange aus Prämonstratensern bestehende Brandenburgische Domkapitel lange einen engen Kontakt zum Mutterkonvent in Magdeburg pflegte. Die in der Elbestadt ansässigen Schreiber und Illuminatoren (Miniaturmaler)  waren, so darf man annehmen, mit den niedersächsischen Traditionen der Buchkunst vertraut, die sich auch im Brandenburger Evangelistar erkennen lassen.

Evangeliar und Evangelistar
Während der heiligen Messe wird stets ein Abschnitt aus einem der vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) vorgelesen. Zusammengefasst sind die vollständigen Texte der Evangelien in sogenannten Evangeliaren. Dagegen enthalten Evangelistare, wie das Brandenburger Werk, nur diejenigen Abschnitte der Evangelien, die während der Messe und der Vigilien (Stundengebet) gelesen werden. Dabei sind sie so angeordnet, wie sie im Laufe des Kirchenjahres vorgetragen werden sollen.

Geburt Christi und „große Freude“ für die Hirten
Auf fol. 3v (folium: Blatt) des Brandenburger Evangelistars hat der Illuminator des Werks die Geburt Christi dargestellt. Unter einer Kuppel liegt das Christuskind in seiner Krippe. Maria thront zu seiner Linken auf einem Polsterbett. Die für bildliche Darstellungen der Weihnachtsgeschichte typischen Tiere, Ochse und Esel, sind im Hintergrund zu erkennen. Engel halten Wache, vorn sinnt Josef über das Geschehen nach.
Die untere Miniatur zeigt die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten. Aus den Wolken heraus, wendet sich ein Engel an die drei Männer. „Annuncio vobis gaudium magnum“ – Ich verkünde euch große Freude – ist auf einem Spruchband zu lesen. Die Hirten antworten dem Verkünder der Botschaft, dass sie sich auf den Weg nach Betlehem begeben werden, um dort mit eigenen Augen den ihnen verheißenen Retter im Stall zu sehen.
Die beiden Miniaturen und die nachfolgende Seite mit einer aufwendig gestalteten Initiale bilden den Auftakt zu den Evangelien für die Weihnachtsmessen.

Von Julia Saborowski