Gemeinsam weiterleben
Wenn Kinder sterben, sitzt der Schmerz bei Eltern und Geschwistern besonders tief. Am Weltgedenktag für verstorbene Kinder geben Angehörige dieser Trauer Raum. So wie in Kiel – und an vielen anderen Orten im Erzbistum.
Ein Weihnachtsbaum, geschmückt mit Anhängern, mit leuchtenden Kugeln in allen Farben. Auf einer Kugel steht: „Ich denke an dich.“ Am 9. Dezember, dem 2. Adventssonntag, bemalen und beschriften Eltern und Geschwister in Kiel Tannenbaumkugeln in Erinnerung an verstorbene Kinder. Sie gestalten auch Kerzen, bekleben sie mit Wachsplatten. Um 19 Uhr werden sie diese zu Hause in ihre Fenster stellen. Doch nicht nur in Kiel und im Erzbistum. Überall auf der Welt sind Menschen an diesem Sonntag dazu aufgerufen, Kerzen zu entzünden. Denn am 9. Dezember ist Weltgedenktag für verstorbene Kinder.
„Manche sagen, die Gedenkfeier ist das Weihnachtsfest der verstorbenen Kinder“, sagt Rita Becker vom Veranstalter-Team der Kieler Aktion. Dahinter stehen die Pfarrei Franz von Assisi, die evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde, die Hospiz-Initiative Kiel, der Verein „Trauernde Kinder Schleswig-Holstein“, die Gesprächsgruppe „Wenn das Leben mit dem Tod beginnt“, der Sozialdienst katholischer Frauen sowie die „Verwaisten Eltern und trauernden Geschwister“. Seit Ende der 1990er-Jahre laden sie Jahr für Jahr zu diesem Gedenken ein.
Geschwister wollen gerne etwas tun können
Zunächst sollen Eltern und Geschwister die Kerzen und Kugeln gestalten. „Gerade für Kinder ist das schön. Dann können sie wirklich etwas machen, sie haben das Gefühl, etwas tun zu können“, sagt Mitorganisatorin Samira Schüller.
Kugeln und Kerzen sind Teil des Gottesdienstes mit Pastor Niels-Peter Mahler. „Als ich zum ersten Mal von diesem Gottesdienst im Advent hörte, musste ich schlucken“, erinnert er sich. „Nun habe ich das Gefühl, dass er genau richtig in dieser Zeit ist. Denn man muss den verstorbenen Kindern Heiligabend einen Platz einräumen.“ Mit großer Hoffnung und Freude waren sie schließlich verbunden. „Freude und Trauer, das passiert auch Weihnachten gleichzeitig“, sagt er.
Im Gottesdienst werden auch die Namen der verstorbenen Kinder verlesen. Am Eingang schreiben die Angehörigen sie in ein Buch. Manchmal sind es Namen von Kindern, die nur wenige Minuten auf der Welt waren. Sie stehen vielleicht auf einer Seite mit der 30-Jährigen, die bei einem Autounfall starb, oder dem Sohn, der schon vor 40 Jahren beerdigt wurde. Sie alle bekommen ihren Raum in dem Gottesdienst: Ihr Name wird genannt, ihre Familien und Freunde bekommen Zeit, eine Kerze zu entzünden.
Anschließend treffen sich die Besucher bei Kaffee und Kuchen – einige lernen sich kennen, andere begegnen sich wieder. „Das Wiedersehen und das Sprechen unter den Familien zeigt uns, dass es keinen Stillstand gibt“, sagt Rita Becker. „Wenn man sich gegenseitig vom Leben erzählt, erlaubt man sich, weiterzuleben.“
Text: Catharina Volkert
Die Gedenkfeier beginnt am 2. Adventssonntag um 15 Uhr in der Kirchengemeinde St. Joseph (Ostring 193) in Kiel.
Weitere Feiern finden im Erzbistum Hamburg:
- Lübeck, 9. Dezember um 19 Uhr in St. Lorenz;
- Marne, 9. Dez. um 17 Uhr, Maria-Magdalenen-Kirche;
- Neumünster, 9. Dez. um 15 Uhr, Friedhofskapelle;
- Elmshorn, 8. Dez. um 15 Uhr in St. Mariae-Himmelfahrt;
- Preetz, 9. Dez. um 15 Uhr, Friedhofskapelle;
- Süsel, 9. Dez. um 16 Uhr, St. Laurentius Kirche;
- Rendsburg, 9. Dez. um 15 Uhr, Christkirche;
- Bad Segeberg, 9. Dez. um 15.30 Uhr im Gemeindezentrum Glindenberg;
- Hamburg: 8. Dezember (!) um 11 Uhr im St. Marien-Dom;
- Neubrandenburg, 9. Dez. um 17 Uhr in St. Johannis;
- Waren/Müritz, am 8. Dez. (!), 18.30 Uhr in Heilig Kreuz;
- Ludwigslust, am 9. Dez., 17 Uhr in der Stiftskirche;
- Schwerin, 9. Dezember um 17 Uhr im Dom (Thomaskapelle).