Neue Kolumbarien
Gemeinschaft mit den Verstorbenen
In Papenburg und in Emden sollen zwei Kirchen zu Begräbnisstätten für Urnen umgebaut werden. In Gemeindeversammlungen wurden die Pläne für die Kolumbarien vorgestellt – bei einigen Besuchern gab es auch Skepsis.
In Papenburg möchte die Pfarrei St. Michael voraussichtlich ab Sommer 2020 ein Kolumbarium in die St.-Marien-Kirche integrieren. Vorgesehen ist dabei eine beinahe vollständige Umgestaltung des Innenraums. Das Konzept dafür stammt von Architekt Tobias Klodwig aus Münster.
Nach seiner Idee wird das Element Wasser prägend für den Kirchenraum von St. Marien werden – passend zum maritimen Charakter der Schifferstadt Papenburg. Die Längsseiten des Kirchenschiffs sollen zu Kolumbariumswänden mit Platz für etwa 1200 beschriftete Urnen umgebaut werden. In der Mitte werden die Bänke zu einer Einheit zusammengerückt. Zwischen Bänken und Kolumbarium wird jeweils ein Wasserlauf fließen und immer in Bewegung bleiben. Altar und Ambo sollen weiter nach vorn in den Kirchenraum rücken.
Durch den Umbau wird die Zahl der Sitzplätze auf 140 unten und auf 80 oben auf dem Rang deutlich reduziert. Das führte bei einigen Gemeindemitgliedern in der Versammlung zu Unmut. Sie befürchteten, dass bei den Messen zu Weihnachten und Ostern zu wenig Platz für die Gottesdienstbesucher bleibt. Eine Besucherin hielt jedoch dagegen, dass das Zusammenrücken für mehr Gemeinschaft sorgen würde. Pfarrer Heiner Lohe machte zudem deutlich, dass bei Bedarf auch Stühle dazugestellt werden können. Eine reine Grabkirche werde St. Marien aber nicht, betont Lohe. „Wir wollen hier keinen Friedhof installieren“, so der Pfarrer. Die Kirche solle weiterhin ein Gottesdienstraum bleiben.
Befürchtungen, dass eine Urnenbestattung kostspielig sei, schlugen Maria Kleinhaus entgegen. Die Gemeinderendantin rechnete aber vor, dass ein Urnengrab für zwei Personen für eine Dauer von 25 Jahren 3000 Euro kosten würde. Ein normales Grab würde nach ihren Worten für die gleiche Zeitspanne dagegen mit 13 000 Euro zu Buche schlagen.
Pfarrer Lohe verwies darauf, dass sich die Bestattungskultur auch im Emsland stark verändert hat. Im vergangenen Jahr habe die Urnenbestattung in der Papenburger Gemeinde einen Anteil von 60 Prozent der Bestattungen ausgemacht. Finanziert wird das Bauvorhaben jeweils zur Hälfte vom Bistum Osnabrück und von der Kirchengemeinde. Die genauen Baukosten stehen noch nicht fest.
Namen sind in goldener Schrift zu lesen
Auch in Emden soll in eine katholische Kirche eine Begräbnisstätte für Urnen eingebaut werden – dort in St. Walburga. „Das Projekt hat in unserer Gemeindeversammlung eine sehr positive Resonanz gefunden“, erklärt Pfarrer Jörg Buß – auch weil damit der Kirchenstandort erhalten werden kann. Er gab die geschätzten Baukosten mit etwa 1,5 Millionen Euro an.
Der Entwurf für das Emder Kolumbarium, laut Buß das erste in Ostfriesland, stammt ebenfalls aus der Feder des Münsteraner Architektenbüros Klodwig und Partner. Der Kolumbariumsbereich entsteht dabei im hinteren Teil der Kirche. Zwei frei stehende Wandsegmente, die Segeln gleichen, werden gut 800 Urnenplätze beherbergen. Die Namen der Verstorbenen sollen dort in goldener Schrift zu lesen sein.
Gottesdienst können die Emder weiterhin in St. Walburga feiern – im vorderen Teil der Kirche, mit dann 60 statt bisher 170 Sitzplätzen und dem Altarbereich auf einem abgesenkten Podest. Gottesdienstraum und Kolumbarium sollen mit ihren Funktionen klar aufgeteilt sein. Betreten werden die Besucher die Kirche künftig durch einen neu geschaffenen gläsernen Eingangsbereich, der anstelle des heutigen Pfarrhauses stehen soll.
Die Gemeinde will nach Worten von Pfarrer Jörg Buß mit diesem Konzept St. Walburga zu einem Ort der Begegnung, der Erinnerung und der Besinnung machen, an dem Gemeinschaft mit den Verstorbenen gelebt wird – als positiven Beitrag zur Begräbniskultur und wider die Anonymisierung. Nach der Planungsphase im nächsten Jahr soll der Umbau laut Buß spätestens Anfang 2021 starten.
Philipp Helm/Petra Diek-Münchow