Priesterweihe im Osnabrücker Dom
In gespannter Erwartung
Am Samstag vor Pfingsten wird Lukas Mey in Osnabrück zum Priester geweiht. Ein Gespräch darüber, wie es war, in einem katholisch geprägten Umfeld aufzuwachsen, wie die Entscheidung reifte und was die Zukunft bringen wird.
Wenn Lukas Mey von seiner Kindheit und Jugend erzählt, dann sagt er oft, dass alles „klassisch“ war. Der 29-Jährige ist in Andervenne aufgewachsen, in einem 900-Seelen-Dorf im südlichen Emsland. Damals, in den 90er Jahren, war vieles noch anders als heute, klassisch eben. Gemeint sind die dörfliche Struktur, die Situation der Kirchengemeinde. Der kirchliche Kindergarten, die Grundschule, der Gang zur Erstkommunion noch in der zweiten Klasse, der Einstieg in die Messdienerarbeit gehören ebenfalls dazu. Bis zum Abitur blieb Lukas Mey Messdiener, war mit großer Freude dabei, bildete später selber kleine „Minis“ aus.
Lukas Mey denkt jetzt an diese Zeit zurück, denn in wenigen Tagen wird er zum Priester geweiht. Als einzigem Kandidaten wird Bischof Franz-Josef Bode vor ihn treten, wird ihn „durch Handauflegung und Gebet“, wie es in der Liturgie heißt, zum Priester weihen. Deshalb wird er jetzt oft gefragt, wie es war, in Andervenne aufzuwachsen. Fußballmannschaft, Chorgesang, Zeltlager, Firmung, Kolpingjugend, Blaskapelle, Handruper Klosterschule – „das ging alles Hand in Hand, das hat mich geprägt“, sagt er. „Und es war nicht die verkehrteste Prägung.“ Oder anders ausgedrückt: eben „klassisch.“
Wenn er erzählt, wird deutlich, dass diese „klassische Prägung“ nicht automatisch und geradlinig ins Priesterseminar geführt hat. Sicher, da war der Leistungskurs Religion in der Schule, der ihn „auf den Geschmack gebracht hat, mich mit theologischen Fragen zu beschäftigen“. Und auch im anschließenden Freiwilligendienst im Jugendbüro des Dekanats geht er der Frage nach, wie kirchlicher Dienst gehen kann. Dafür bleibt er in der Nähe des Elternhauses. „Der Emsländer geht ja nicht weit raus“, sagt er, um lachend hinzuzufügen: „Immerhin habe ich die vier Kilometer bis Freren geschafft.“
Und auch die Entscheidung, nach dem Freiwilligenjahr in Münster Theologie zu studieren, klingt nach Geradlinigkeit. Aber die Priesterfrage ist zu dem Zeitpunkt im Jahr 2013 im Hintergrund. „Sie musste noch nicht beachtet werden“, sagt Mey. „Ich hatte alle Offenheit, da konnte ich nichts verlieren.“ Dagegen lässt er sich gerne gleich nach Studienbeginn in den Bewerberkreis für die Pastoralreferenten aufnehmen, schon allein, um Kontakte zu bekommen. „Und den Beruf konnte ich mir für mich auch gut vorstellen.“
Zeitgleich beginnt sein Engagement für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Er wird zu einem der Diözesanvorsitzenden gewählt und verbringt viel Zeit damit, sich für die Jugend einzusetzen. So viel, dass er an die üblichen zehn Semester noch zwei weitere anhängen wird. Im Laufe dieser Zeit kommen verschiedene Gedanken: Was bewegt mich, wo kann ich Erfüllung finden? Und: „Brennt da nicht etwas, wenn ich die Eucharistie mitfeiere?“ Als er mit anderen jungen Leuten die Kar- und Ostertage auf Langeoog erlebt, weiß er für sich die Antwort. Die Hingabe Jesu zieht ihn an, die Auferstehung begeistert ihn.
Die Menschen weiter im Glauben bestärken
Da sind es noch Prozesse im Inneren. Der Schritt an die Öffentlichkeit, der Weg ins Seminar – beides braucht noch etwas. In den letzten Semestern geht er im Priesterseminar noch einmal konzentriert der Frage nach, wie Christus sein Leben prägt. „Und ob ich wirklich berufen bin, Menschen in ihrem Glauben zu bestärken und zu begleiten, ob ich mit ihnen die Geheimnisse des Lebens feiern kann.“ Als er seinen Eltern erzählt, dass er Priester werden möchte, ebenso Freunden und Bekannten, da löst er kaum Überraschung aus. „Viele haben signalisiert, dass es wohl passen würde“, sagt Mey. Und auch diejenigen aus dem Freundeskreis, die der Kirche nicht so nahestehen, zollen Respekt.
Es folgt ein Praktikum in der Pflege in Hagen, ein weiteres in der Diaspora in Schweden scheitert an Corona. Dann geht er als Pastoralpraktikant in die Harener Pfarreiengemeinschaft. Dort, in der St.-Martinus-Kirche, erfolgt 2021 die Weihe zum Diakon. Dort wird er nach der Priesterweihe auch als Kaplan bleiben.
Er wird Priester in einer Kirche, die sich stark im Wandel befindet, deren volkskirchliche Strukturen nicht mehr tragen. Viele kehren ihr den Rücken. „Das fasst mich an, auch wenn ich die Schritte nachvollziehen kann“, sagt Lukas Mey. Wer in solchen Zeiten wie diesen keinen Halt durch seinen Glauben finde, für den sei es sicher schwer, dabeizubleiben.
Was die Zukunft bringt? Lukas Mey sieht sich in „gespannter Erwartung“, wie er sagt und ist froh, daran teilhaben zu können: „Es muss ja jetzt vieles gestaltet werden.“ Da seien Kreativität und Innovation gefragt. Es geht zum Beispiel um die Frage, wie die Kirche sein wird, wenn es weniger Gläubige, weniger Priester gibt, wie sie sakramental bleiben kann, welches Maß an „Reisebereitschaft“ von Priestern erwartet wird. „Pfarrer im Emsland – das kann ich mir gut vorstellen. Aber nicht in einer übergroßen Einheit ohne Nähe zu den Menschen“, sagt er. „Ich hoffe, dass wir Wege finden, die Menschen weiter im Glauben zu bestärken und die Gesellschaft zu prägen.“
Bei der Priesterweihe wird er seine Hände vertrauensvoll in die eines Bischofs legen, der dafür steht, den Wandel gestalten zu wollen. Ihm und seinen Nachfolgern gelobt er Treue. Und wenn nun jemand Bischof wird, der ganz andere Ansichten hat? Ja, sagt Lukas Mey, da sei der Treueeid, da sei aber auch die Einbindung in die Gemeinschaft aller Priester des Bistums, die ihm ebenfalls die Hände auflegten. Und dann ist da natürlich auch noch das große Volk Gottes. „Gemeinsam müssen wir uns doch alle zurechtruckeln.“
Matthias Petersen
Ein Video mit Lukas Mey sehen Sie auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.com/derkirchenbote
Zur Sache
Den Weihegottesdienst am Samstag, 4. Juni, feiert Bischof Franz-Josef Bode. Beginn ist um 9.30 Uhr im Dom. Die Messe wird im Internet live übertragen. Eine Primizandacht mit dem Segen findet am Pfingstsonntag, 6. Juni, um 17 Uhr in der St.-Andreas-Kirche Andervenne statt. Am Pfingstmontag um 15 Uhr ist dort die Primizmesse, in der der Neupriester zum ersten Mal selber die Eucharistie feiert. Am Samstag, 11. Juni, feiert Lukas Mey eine Primizmesse in der Harener St.-Martinus-Kirche, wo er Kaplan sein wird. Beginn ist um 16.30 Uhr.