Gefängnisseelsorge

Gespräch bei einer Tasse Kaffee

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Ein Mann steht an einer Schultafel und nimmt eine Schülerin dran, die aufzeigt.
Nachweis

Foto: Thomas Osterfeld

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Gefängnisseelsorger Frank Kribber sprach vor Schülerinnen der Angelaschule Osnabrück. Foto: Thomas Osterfeld

In einem Kurs des Sozialen Seminars befassten sich Schülerinnen in Osnabrück mit Themen abseits des Schulalltags. Was es bedeutet, im Gefängnis zu sein, erläuterte Pastor Frank Kribber.

An welchen Plätzen übernachten Wohnungslose, wenn sie im Freien schlafen? Wo gibt es Beratung für Mütter oder gut erhaltene Kinderkleidung? Antworten darauf und damit Einblicke in andere Lebensumstände erhielten 13 Schülerinnen des Osnabrücker Gymnasiums Angelaschule, die an einem Kurs des Sozialen Seminars teilnahmen. Sie erfuhren, dass Osnabrück eine Babyklappe hat und dass bei den Helfern der Bahnhofsmission viele Menschen stranden, die sonst nirgends hingehen mögen. 

Auch die Osnabrücker Wärmestube, in der für Wohnungslose gekocht wird, und das Franziskus-Seniorenzentrum gehörten zu den Orten, die während des Unterrichts besucht wurden. Das kam gut an. Batchupee Kamaha (15) fand es besonders im Ameos-Klinikum, einem Krankenhaus für Psychiatrie, interessant, und Mia Linnemeyer (15) meint, es sei gut gewesen, dass sie in diesem Wahlpflichtkurs so oft rausgegangen sind. „Alles, was wir gemacht haben, war sehr, sehr spannend“, sagt Melina Hindermann (15).

Ein Ort, den sie nicht besuchen konnten, war das Untersuchungsgefängnis in Osnabrück. Um aber mehr zum Thema Gefängnisseelsorge zu erfahren, hatte Lehrerin Andrea Tüllinghoff Pastor Frank Kribber eingeladen. Er ist seit elf Jahren in der Gefängnisseelsorge tätig, die sich nicht nur an die Häftlinge, sondern auch an die Angestellten richtet. Auch diese können zu ihm kommen und über Belastendes sprechen. Kribber unterliegt als katholischer Priester der Schweigepflicht.

Ein Teller mit Süßigkeiten

Wenn er Einzelgespräche mit Gefangenen führt, stellt er in seinem Büro einen Teller mit Süßigkeiten hin und bietet Kaffee an; über die Gemeinschaftsverpflegung bekommen die Häftlinge nur Tee. Wer nicht zugeben mag, dass ihm das Gespräch mit dem katholischen Seelsorger am Herzen lag, kann immer noch sagen, er sei nur wegen des guten Kaffees hingegangen. Um einen Termin bei Kribber zu bekommen, füllen die Gefängnisinsassen einen Antrag aus. Neben den Einzelgesprächen gibt es auch Gruppenangebote der katholischen Seelsorge, zum Beispiel Bibel-Teilen oder Nachmittage, an denen T-Shirts bemalt oder Weihnachtskarten gebastelt werden können. Für manche, denen es schwerfällt, an einer Sache dranzubleiben, sei es ein Erfolgserlebnis, wenn sie einen Gruß an die Familie schicken können, den sie selbst hergestellt haben. Außerdem bietet die katholische Seelsorge Gottesdienste an, immer 14-tägig im Wechsel mit den evangelischen Seelsorgern. 

Kribber arbeitet an den Standorten der Haftanstalten in Lingen, Groß Hesepe und Osnabrück. Wie schwer ein Gefängnisaufenthalt in einer Zelle von etwa neun Quadratmetern ist, machte er beim Sozialen Seminar durch die Schilderung des Tagesablaufs deutlich: 6 Uhr „Lebendkontrolle“, dann Frühstück, Arbeiten, Mittagessen, wieder Arbeiten und am späten Nachmittag ist Gelegenheit, beim Umschluss einen anderen Gefangenen zu besuchen. Die Nachtruhe beginnt um 19 Uhr – das ist der Zeitpunkt, an dem man in der Zelle wieder eingeschlossen ist. Kribber fragte die Schülerinnen nach den Dingen, auf die sie nicht gerne verzichten würden: „Familie, Freunde, das Haustier, Hobbys, genügend Geld, Handy und Internet.“ Das stand als Wortsammlung an der Tafel und Kribber strich die Wörter nach und nach durch: „Das alles haben Gefangene nicht.“ 

Wer im Gefängnis die Gelegenheit zum Arbeiten hat, ist privilegiert, auch wenn der Lohn gering ist. Das Geld wird gebraucht, um Kaffee, Tee, Duschgel und Waschpulver einzukaufen. Jeder Häftling versuche, so gut wie möglich durchzukommen und schaue nur auf seinen eigenen Vorteil, sagt Kribber: „Es gibt keine Freunde im Gefängnis.“ 

 

Andrea Kolhoff