Anstoß 31/21

Gibt’s nicht

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Viele Menschen glauben, Gott gibt’s nicht. Denn er gibt uns nicht, worum wir ihn bitten.


Vor ein paar Tagen hat die Kirche das Fest der heiligen Marta gefeiert. Nach dem Johannesevangelium war sie die Schwester des Lazarus. Sie scheint Verständnis dafür zu haben, dass Gott ihre Bitte für Lazarus nicht erhört. Deshalb geht sie gleich eine Etage höher und spannt Jesus ein: „Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ (Johannes 11,22) Es klappt, Marta bekommt ihren Bruder zurück.
Warum funktioniert das bei mir nicht? Sind meine Bitten weniger wert? Mit Blick auf Materielles fällt mir die Antwort leicht. Gott ist nicht da, damit wir im Überfluss ertrinken.
Aber es gibt doch richtig gute Bitten. Wenn wir für einen kranken Menschen um Heilung oder für einen Sterbenden bitten. Das tue ich auch.
Ich kenne eine Darstellung von der Auferweckung des Lazarus, auf der sieht er alles andere als glücklich aus. Warum? Lazarus muss leben, damit an ihm sichtbar wird, wer Jesus Christus ist. Aber Lazarus bleibt ein Mensch. Er wird noch einmal sterben. Keine schöne Vorstellung.
Krankheit und Tod gehören zu uns Menschen. Wir können heute viele Krankheiten heilen, die vor kurzem noch ein Todesurteil waren. Aber Krankheit und Tod werden immer Teil unseres Lebens sein. Arnold Gehlen, der deutsche Anthropologe, nennt den Menschen deshalb ein Mängelwesen. Denn alles in allem sind wir nicht besonders gut auf unsere Umwelt angepasst.
Ich würde sagen, genau das macht uns zu Menschen und das Leben so wertvoll. Nichts ist selbstverständlich. Nicht was wir haben, nicht unsere Gesundheit, nicht einmal, dass wir sind.
Deshalb kann ich den Wunsch nach Gesundheit gut verstehen. Aber ich glaube, was der Kranke zum Leben braucht, ist Kraft zu haben in der Krankheit. Und genau wie Marta fällt es mir schwer, den Tod zu akzeptieren. Aber ich glaube, im Sterben ist das Wichtigste, dass dem Menschen die Hoffnung nicht ausgeht.

Ich glaube tatsächlich, dass es Gott gibt. Er ist die Kraft in der Krankheit und die Hoffnung im Sterben. Das gibt’s, ich habe es gesehen.
 
Pfarrer Marko Dutzschke, Lübbenau