"Kirche der Beteiligung"
Glaube ist nicht nur die Sonntagsmesse
„Kirche der Beteiligung“: Unter diesem Stichwort ruft das Bistum seit Jahren dazu auf, Ehrenamtliche an Prozessen im Leben der Gemeinden zu beteiligen. Wie das geht, kann man bei Infotreffen lernen.
„Macht euch keinen Druck, sondern lasst etwas in Euch nachklingen.“ Das Infotreffen zur „Kirche der Beteiligung“ geht dem Ende zu, und Moderatorin Nicole Muke möchte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch etwas mitgeben auf den Weg. Nicht gleich handeln, erst mal nachdenken. Menschen aus dem ganzen Bistum haben sich an diesem Abend die Frage gestellt: Was bedeutet „Kirche der Beteiligung“ überhaupt und wie sieht Kirche in Zukunft aus?
Dabei wird schnell klar: Es kann nicht in jeder Gemeinde gleich aussehen. „Kirche der Beteiligung“ ist als Prozess zu verstehen, in dem man das eigene Verhalten reflektiert und sich darüber bewusst wird, welche Werte man in der Gemeinde leben möchte. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern es geht darum, gemeinsam herauszufinden, was Beteiligung überhaupt bedeutet und wie man als Gemeinschaft diesen Prozess aktiv mitgestalten kann.
Genau damit beschäftigt sich die Auftaktveranstaltung, in der schnell die Motivation der Veranstaltungsteilnehmer deutlich wird. Sie wollen in ein neues Miteinander einsteigen, über den eigenen Tellerrand hinausschauen und Impulse sammeln, was in der eigenen Gemeinde verändert werden kann. Als hilfreich zeigen sich dafür die sogenannten Leitplanken, die das Bistum vor einigen Jahren als Rahmen herausgegeben hat. Zentraler Punkt: Alle Getauften sind dazu berufen, sich an der Gestaltung der Kirche zu beteiligen. Weiter geht es darum, sich vom Wort Gottes inspirieren zu lassen oder Verantwortung zu teilen. Dabei sollen die Leitplanken nicht einengen: „Sie sollen uns Sicherheit geben, aber gleichzeitig existiert dazwischen viel Gestaltungsspielraum“, sagt Nicole Muke.
Mit kleinen Dingen kann man viel bewegen
Gemeinden, die sich mit der „Kirche der Beteiligung“ näher beschäftigen wollen, schicken Haupt- und Ehrenamtliche in Werkstätten, um mehr über den Prozess zu erfahren. Hier kommen Menschen aus verschiedenen Gemeinden in Austausch miteinander, lernen voneinander und bekommen konkrete Tools an die Hand, wie sie Werte hinter den Leitplanken leben können. Zwei Teilnehmer erzählen von ihren Erfahrungen. Aus dem Einblick zeigt sich, dass eine offene Kommunikation ein wesentlicher Baustein im Prozess der Beteiligung ist.
„Glaube besteht nicht nur darin, sonntags zum Gottesdienst zu gehen, sondern rauszugehen zu den Menschen einer Gemeinde, mal die Perspektive zu verändern und eine Kultur des Miteinanders zu schaffen“, erzählt jemand. Bei der „Kirche der Beteiligung“ gibt es keinen Automatismus oder ein festes Programm, sondern man kann überall anfangen und mit kleinen Dingen enorm viel bewegen.
Was können die Teilnehmer aus der Auftaktveranstaltung mitnehmen? „Erst mal, dass so ziemlich alles möglich ist und es keine Sache gibt, die nicht geht. Es ist wichtig, mal aus den üblichen Strukturen auszubrechen und weiterzudenken“, so Annabell Nielen, die unter anderem als Jugendreferentin im Gemeindedienst in Ostfriesland tätig ist. Besonders beeindruckend seien die Erfahrungsberichte aus den Werkstätten gewesen, die auch gezeigt hätten, wie wichtig der Austausch in diesem Prozess sei: „So kann man, neben ,learning by doing‘, auch von den Erfahrungen anderer profitieren“, sagt sie.
Ann-Kristin Oeltjen
Am Donnerstag, 6. Mai, von 19.15 bis 21.15 Uhr, wird die digitale Auftaktveranstaltung zur „Kirche der Beteiligung“ erneut stattfinden. Alle Interessierten können sich kostenlos bis zwei Tage zuvor bei Elisabeth Oesterreich anmelden. E-Mail: e.oesterreich@bistum-os.de; Telefon 05 41/31 82 21. Darüber hinaus ist im Sommer eine weiterführende Veranstaltung zur „Kirche der Beteiligung“ geplant, deren genaues Datum noch bekanntgegeben wird.