Patronatsfest der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt
Glauben ins Heute übersetzen
Verleihung der Förderpreise bei der Akademischen Feier im Erfurter Dom: Professor Thomas Johann Bauer, Paula Greiner-Bär, Ludwig Motz und Professorin Julia Knop. Foto: Sophie v. Kalckreuth |
„Werden wir zu Kolossen der Hoffnung und des Lebens!“ So begrüßte Professor Jörg Seiler, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, die am 15. November zum Patronatsfest Albertus Magnus geladenen Gäste im Erfurter Dom. Und Worte wie Hoffnung und Mut waren immer wieder zu hören im Gottesdienst und bei der akademischen Feier, die wegen Corona nur im kleinen Kreis stattfand.
Theologisch profiliert und spirituell fundiert
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige betonte in seiner Predigt, wie wichtig es jetzt sei, Mut zur Veränderung zu haben. Auf keinen Fall sei das, „was vom Zeitgeist vergangener Jahrhunderte geprägt wurde, von vornherein besser als das, wozu uns heutige Erfordernisse und Möglichkeiten führen könnten“, sagte Feige. Notwendig sei, „den Glauben immer wieder zu übersetzen und verständlich zu machen“.
Inwieweit die Erfurter Fakultät dieser Aufgabe gerecht werden kann, fasste Dekan Seiler zusammen: „Ich denke, eine theologisch profilierte Fakultät, ein spirituell fundiertes Miteinander und ein durch Menschlichkeit begnadetes Lebensfeld darzustellen, zu fördern und immer dichter zu entwickeln — das ist der Weg unserer Berufung hier in Mitteldeutschland, der Weg der Berufung unserer Studierenden, der Weg der Berufung unserer Priesteramtskandidaten, der Weg unserer eigenen Berufung.“
Um die Berufung und das „Wozu“ der Theologie ging es auch im Festvortrag von Professor Holger Zaborowski. Er ist seit 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie. Zaborowski lenkte den Blick auf die Frage, was Kirche und Theologie den Menschen in Zeiten der Krise anbieten können. Krisen gäbe es etwa in Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft. Alle diese Krisen seien von Angst geprägt – der Angst vor dem Neuen, vor dem Innehalten oder vor einer Wahrheit, die „wir nicht endgültig besitzen können“. Eine hoffnungsvolle Theologie, so Zaborowski, „müsste neue Wege finden, Kirche in der Welt von heute zu sein“. Dafür sei „der Exodus aus der Sicherheit der Kirchengebäude und kirchlichen Blasen und Ghettos heraus in die Welt“ nötig. Dies bedeute anzuerkennen, „dass der Andere nicht am Rande steht, sondern uns helfen kann; dass er nicht nur Ohren zum Hören hat, sondern auch einen Mund, mit dem er uns ansprechen kann“, betonte Zaborowski.
Fakultät konnte 29 neue Studierende begrüßen
Während der akademischen Feier konnten mit je einer Rose 29 neue Studierende sowohl diesen als auch letzten Jahres begrüßt werden – eine erfreuliche Nachricht für die Fakultät, an der, wie Dekan Seiler betonte, das studentische Miteinander auch „jenseits der akademischen Herausforderungen“ eine große Rolle spielt. Dieses Miteinander aufrecht zu erhalten, sei zu Zeiten der Corona-Pandemie eine durchaus große Herausforderung, der sich die Studierenden mit Kreativität und Einfallsreichtum stellten, wie Fachschaftssprecherin Floriane-Luisa Thorak berichtete. So fanden beispielsweise regelmäßig digitale Gottesdienste mit anschließenden Spieleabenden statt.
Der Förderpreis des Freundeskreises der Fakultät ging diesmal an die Verfasser zweier sehr unterschiedlicher, aber gleichermaßen bemerkenswerter Abschlussarbeiten: Paula Greiner-Bär hat in ihrer Magisterarbeit mit dem Titel „Wo ist der neugeborene König der Juden? (Mt 2,2). Orte und Räume in der matthäischen Kindheitserzählung“ analysiert. Diese Art der Textanalyse, die man eher aus dem Bereich der Literaturwissenschaft kennt, stellt neben der klassischen narrativen Analyse einen interessanten neuen Blickwinkel in der Auslegung der Evangelien dar. Auch in der Magisterarbeit des anderen Preisträgers, Ludwig Motz, geht es um Sprache, aber in einem anderen Kontext. Die Arbeit trägt den Titel „Polarisierungen verstehen. Eine exemplarische Analyse innerkirchlicher Konfliktthemen und deren argumentativer Grundlagen“ und beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit bestimmte Arten zu argumentieren zur Polarisierung der Debatten innerhalb der Kirche beitragen. Als Vorsitzender des Freundeskreises überreichte Professor emeritus Michael Gabel den Förderpreisträgern ihre Urkunden.
(svk/kna/tdh)