Auf ein Wort
Gleiche Würde für alle
„Gemeinsam gegen die Einsamkeit“ so lautete der Titel einer bundesweiten Aktionswoche im Sommer. Nichts anderes klingt im sogenannten zweiten Schöpfungsbericht an, wenn dort Gott mitfühlend feststellt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.“ (Gen 2,18)
So kommt es zur Erschaffung der Frau oder besser aus dem Hebräischen übertragen der „Männin“, für den Mann als „Gegenpart“, wie Martin Buber trefflich übersetzt. Es geht also nicht um Unterordnung der Frau, wenn von der Hilfe die Rede ist.
Vielmehr ergänzt sie als Gegenpart, was fehlt und einsam macht. Das heißt, Frau und Mann begegnen sich als Partner. Das betont gleichfalls Jesus, wenn er sowohl die Frauen als auch die Kinder besonders in den Blick nimmt.
Beide galten zu seiner Zeit in vieler Augen als Menschen zweiter Klasse. Jesus dagegen nimmt die Würde der Frau ernst, indem er sie vor der Willkür der Männer schützt. Schließlich konnte schon ein verbranntes Essen ein legitimer Scheidungsgrund sein.
Ebenso schenkt er den Kindern besonderes Ansehen, wenn er diese liebevoll herzt und segnet. Aus dem Blickwinkel Gottes, den Jesus einnimmt, gibt es keine Menschen zweiter Klasse.
Alle haben die gleiche Würde. Das ist nach wie vor revolutionär und verpflichtet uns als Christen, es ihm gleichzutun, gerade im Blick auf Personengruppen, die heute gesellschaftlich oder kirchlich ausgegrenzt werden. Jesus ist überraschend anders – darin bleibt er Vorbild.
Der Autor Johannes Eckert ist Abt der Benediktinerklöster St. Bonifaz in München und Andechs