"Melle for future"

Glockengeläut fürs Klima?

Image
20_04_melle_for_future.jpg

Im November hat sich die Gruppe „Melle for Future“ gegründet. Ihr Ziel: vor Ort ein Bewusstsein für den Klimaschutz schaffen. Dafür wünschen sich die Mitglieder, die sich in St. Petrus treffen, auch mehr Einsatz der Kirchen.


Rund 500 Teilnehmer zählte die jüngste Demonstration. Im Bild die Organisatorinnen Katja Rasmus, Rita Kuschel und Annette Twenning (oben von links nach rechts) sowie Gabi Meier (mit Mikrofon). Foto: "Melle for future"

Natürlich ruht zurzeit alles wegen der Corona-Krise. Aber das scheint nur äußerlich zu sein. Denn wenn Annette Twenning über ihr Engagement für „Melle for Future“ spricht, dann steht die Dringlichkeit des Themas mitten im Raum. Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft beschäftigen sie sehr. Das liegt vor allem an ihren beiden Kindern. 

Sie waren die Initialzündung für die Gründung der Gruppe „Melle for Future“ im vergangenen November, die sich seither in den Räumen der Gesmolder St.-Petrus-Gemeinde trifft. „Wir haben die gleichen Ziele wie ‚Fridays for Future‘ und wir möchten die Jugendlichen unterstützen“, sagt die zweifache Mutter über die Gruppe, in der sich Menschen von 18 bis 71 Jahren engagieren.

Unter dem Dach von „Melle for Future“ arbeiten Aktive zu verschiedenen Schwerpunkten zusammen. Eine Gruppe sorgt für den Austausch mit Politikern auf lokaler Ebene und lädt zu Diskussionsveranstaltungen ein. Eine andere kümmert sich um den Schutz von Amphibien, wieder andere organisieren Demonstrationen, und es gibt auch die „Voices for Future“. Das sind Veranstaltungen, bei denen gemeinsam gesungen wird. Im Moment muss natürlich alles verschoben werden. „Wir machen weiter, wenn es wieder geht“, sagt Annette Twenning. 

Für eine lebenswerte Zukunft kämpfen

Angefangen hat alles, als ihre 16-jährige Tochter im vergangenen Frühling betonte, beim großen Klimastreik Mitte März 2019 mitmachen zu wollen. „Ich habe das sofort unterstützt“, erinnert sich Twenning. Auch ihr Sohn wollte streiken – und so zeigte sich, dass es zu dem Zeitpunkt noch keine Fridays-for-Future-Gruppe in Melle gab. „Meine Kinder waren quasi Einzelkämpfer“, erzählt Annette Twenning. Und so war ihre Familie anfangs zunächst bei Aktionen in Osnabrück dabei. Auch beim Streik im September 2019. „Ich habe mich gefragt, warum es in Melle nichts gibt.“ 

Kurze Zeit später las sie in der Zeitung einen Bericht über den Klimastreik einer kirchlichen Melleraner Kindertagesstätte – und suchte umgehend den Kontakt zu Katja Rasmus, die ihn organisiert hatte. Gemeinsam mit Antonius Hilker gründeten die beiden schließlich im November „Melle for Future“. Ihre Motivation, sich zu engagieren, erläutert Annette Twenning so: „Falls meine Kinder mich später mal fragen sollten, was ich eigentlich für den Schutz des Klimas und der Umwelt getan hätte.“ 

Der Schritt in die Öffentlichkeit sei ihr anfangs schwergefallen: „Man macht sich angreifbar.“ Aber Klimaschutz sei eben wichtig. Dafür sei auch die Bündelung der Kräfte bedeutend, sagt sie mit Blick auf Gruppen wie „Scientists for Future“, „Parents for Future“ oder „Pädagogen for Future“. Davon fühle sich aber immer nur ein Teil der Bevölkerung angesprochen. Deswegen sei es ihr wichtig gewesen, einen umfassenderen Namen zu wählen. „Manche Menschen haben keine Kinder und die denken dann, sie dürften nicht mitmachen.“ 

Annette Twenning möchte möglichst viele Menschen in den Klimaschutz einbinden. Deshalb organisiere die Gruppe auch immer wieder Veranstaltungen mit Politikern oder Mitarbeitern aus der Verwaltung: „Damit alle sehen, was in Melle läuft.“ Aber zu gucken, was andere machen, reiche nicht: „Jeder kann in seinem Alltag etwas für den Klimaschutz tun und bewirken.“ 

Demo als Exkursion im Schulunterricht

In der Kürze der Zeit hat die Gruppe einiges auf die Beine gestellt. Bei der letzten Demonstration vor dem Begegnungsverbot seien 500 Menschen dabei gewesen. Manche Lehrer ermöglichten das sogar ihren Schülern, indem sie die Teilnahme an der Demonstration als Exkursion in den Schulunterricht eingebunden haben. „Man muss ein bisschen kreativ sein, dann geht das schon“, betont Annette Twenning, die sich mehr Engagement von den Kirchen wünscht. „Ich frage mich, warum bei den Demos nicht die Kirchenglocken läuten. Klimaschutz ist doch das Thema für die Kirche, um den Wert der Schöpfung hochzuhalten.“ 

Marie Luise Braun

Kontakt zu Annette Twenning per E-Mail: annette@twenning.de