„Gott will Originale“

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Erzbischof Stefan Heße hat vergangenen Samstag den Benediktinerbruder Lukas Boving OSB zum Diakon geweiht. Zur Feier in Nütschau kamen viele Jugendliche, denn zeitgleich fand dort das Glaubensfestival „JuSt.Be“ statt.

 Nach der Weihe von Bruder Lukas zum Diakon ging es auf der Bühne am Jugendhaus weiter.
Nach der Weihe von Bruder Lukas zum Diakon ging es auf der Bühne am Jugendhaus weiter. Foto: Marco Heinen

Es ist kurz nach 13 Uhr. In der Klosterkirche von Nütschau wird geprobt: Wo kniet Bruder Lukas, wenn der Erzbischof ihm die Hand auflegt? Wo kommt nach der Lesung das Lektionar hin und wer kümmert sich darum? So eine Dia­konweihe ist ganz offenbar keine Routine. Prior Bruder Johannes, Bruder Elija und andere sind da, um alles genau zu besprechen. Dann kommt schon die St. Birgitta Band aus Lübeck mit ihren Instrumenten, die den Gottesdienst auf herzerfrischende Art und Weise musikalisch gestalten wird. Auch sie wollen proben, einen Soundcheck machen. Die Spannung steigt.

Auch bei Bruder Lukas Boving? Gewiss. Doch äußerlich ist der 42-Jährige die Ruhe selbst. Wie er sich fühlt? „Ich bin bereit“, sagt er. „Ich bin bereit, mich weihen und in Dienst nehmen zu lassen.“

Als Christian Boving wird er in Aachen geboren und wächst in Düren auf. In einer durch und durch katholischen Familie übrigens, denn beide Eltern sind Religionslehrer. Sie sind wie viele andere Familienmitglieder angereist. Nach seinem Fachabitur beginnt der junge Mann alsbald in der Werbung zu arbeiten, zunächst in Köln. Zur Jahrtausendwende zieht es ihn in den Norden. Bruder Lukas ist gut in seinem Job. Er betreut namhafte Unternehmen, teils europaweit. 2005 gerät er erstmals ins Grübeln. Der Weltjugendtag in Köln, das Erleben des Glaubens in der Gemeinschaft beeindruckt ihn sehr. „Das fand ich sehr inspirierend“, erinnert er sich. 2007 auf dem Jakobsweg wird ihm klar, dass er ein geistliches Leben führen will. Ans Kloster denkt er da noch nicht. Doch langsam merkt er, dass Geld und Karriere nicht alles sind. Und er stellt fest, dass er nicht mehr die Beziehung zu Jesus Christus hat wie noch zur Kinder- und Jugendzeit. „Ich konnte nicht mehr so beten wie als Jugendlicher.“ Im Internet gibt er bei Google „Gebetsschule“ ein und landet in Nütschau, das er noch nicht kennt, das er aber kennen und lieben lernt. 2010 fasst er dann seinen Entschluss: „Weil ich gespürt habe, dass ich mehr möchte, dass mir mein Leben in der Werbung auf Dauer nicht reicht.“ 

Bei der Diakonenweihe erhält Lukas Boving OSB ein Evangelium aus den Händen von EB Heße
Gleich ist es vollbracht: Diakon Lukas Boving OSB erhält ein Evangelium aus den
Händen des Erzbischofs. Im Hintergrund steht Prior Br. Johannes Tebbe.
Foto: Marco Heinen

2015 feiert Bruder Lukas seine Profess und beginnt am Seminar für Spätberufene in Lanters­hofen bei Bonn sein Studium, das er vor wenigen Wochen beendet hat. Im kommenden halben Jahr wird er je zur Hälfte in der Pfarrei St. Ans­verus als Diakon tätig sein und das Jugendhaus in Nütschau leiten. Im Mai 2020 wird er, so Gott will, schon zum Priester geweiht. Denn bei Ordensleuten sind die Regularien etwas anders als bei anderen Geistlichen. 

Als der Gottesdienst beginnt, sind die Klosterkirche und die Vorhalle bis auf den letzten Platz gefüllt. Es sind sehr viele Jugendliche dabei. Die Diakonweihe wurde extra in das Glaubensfestival „JuSt.Be“ integriert und das Gespräch über Berufungen bei den Workshops in den Mittelpunkt gestellt. In seiner Predigt ermutigt Erzbischof Stefan Heße Bruder Lukas dazu, sich immer auf sich selbst zu besinnen. „Gott will Originale“, sagt er. Er wirbt auch für das Leben im Kloster, wo man quasi „den Ernstfall des Glaubens“ lebe. „Es müssen ja nicht alle Mönche werden, aber immer wieder ein paar“, so Heße.

Bald darauf geht es beim Jugendhaus weiter, wo eine Musikbühne aufgebaut ist und es erst einmal etwas zur Stärkung gibt, bevor die erste Band auftritt. Ob unter den Jugendlichen wohl Kandidaten fürs Kloster sind? Für die Cousins Jakob und Tim Hinkelmann ist das eher keine Option. Aber die Zeremonie habe sie fasziniert, sagen sie. Und das Festival habe ihren Glauben gestärkt und aufgefrischt. Auch Marta d’ Angelo ist begeistert: „Es ist ein wunderschönes Erlebnis, hier mit dabei zu sein.“

Text u. Fotos: Marco Heinen