Neue Frühchenstation im Hamburger Marienkrankenhaus

In guten Händen

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Das Katholische Marienkrankenhaus in Hamburg hat eine neue, moderne Station für Frühchen. Das Besondere an der neuen Neonatologie: Eltern können rund um die Uhr im selben Zimmer sein wie ihr zu früh geborene Kind. 

Frühchen mit Mutter in der neuen Intensivstation des Marienkrankenhauses
Ilker Aslan schläft auf der Brust seiner Mutter Selma Isik.  Foto: Wilhemstift

Von dem Trubel um sich herum lässt sich der kleine Ilker Aslan nicht stören. Friedlich schlummert der winzige Junge unter einer dicken Decke im Rollbett, das neben seiner Mama steht. Selma Isik ist froh, dass ihr Baby die ersten Lebenswochen gut überstanden hat und von Tag zu Tag kräftiger wird. Bei seiner Geburt am 22. April wog Ilker nur 725 Gramm. Jetzt hat er sein Gewicht fast verdreifacht. Die Waage zeigt 2 120 Gramm. Inkubator und Wärmebett werden nicht mehr benötigt.

Domkapitular segnet die Räume

Der Neugeborene und seine Mutter sind im Katholischen Marienkrankenhaus an der Alfredstraße, einem Haus der Ansgar Gruppe, in guten Händen. Betreut werden Kind und Mutter in der Neonatologie. Am vergangenen Montag eröffnete Cornelia Prüfer-Storcks den Erweiterungsbau der Neugeborenen-Intensivstation. Die Gesundheitssenatorin übergab einen symbolischen Schlüssel an Werner Koch, Geschäftsführer des Marienkrankenhauses, und Professor Dr. Lutz Koch, Chefarzt der Neonatologie. Im Anschluss segnete Domkapitular Berthold Bonekamp die Räume im Dachgeschoss mit Weihwasser und überreichte ein gesegnetes Kreuz, das auf der neuen Station hängen soll. 

Rund 10 000 Kinder kommen jährlich in Deutschland mit einem Gewicht von weniger als 1 500 Gramm auf die Welt. Für diese kleinsten Menschen bietet das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gemeinsam mit dem Marienkrankenhaus seit vielen Jahren mit seinem Perinatalzentrum Level 1 eine medizinische Versorgung der höchsten Stufe an. Der Erweiterungsbau der Neonatologie kostete knapp 8,9 Millionen Euro. Die Hamburger Gesundheitsbehörde förderte das Projekt mit 8,52 Millionen Euro. Baubeginn war Mitte März 2016.

Der Erweiterungsbau, laut Werner Koch das größte und erfolgreichste Gemeinschaftsprojekt von Wilhelmstift und Marienkrankenhaus, wurde um das Behandlungskonzept EFIB herum konzipiert. EFIB steht für entwicklungsförderndes, familienzentriertes und individuelles Betreuungskonzept. „Es ist in dieser Form einmalig in Hamburg. Das Konzept sieht vor, Eltern bewusst so früh wie möglich in die Versorgung der Frühgeborenen einzubinden, um so die Familienbindung von Anfang an zu fördern“, betonte Chefarzt Lutz Koch.

„Wir glauben, dass gute Geburtshilfe mit ganz besonderer Betreuung von Mutter und Kind beginnt“, so Krankenhaus-Geschäftsführer Werner Koch. Mit der Erweiterung der Station von zwölf auf 22 Betten und dem Neubau von sieben gemütlich eingerichteten Eltern-Kind-Zimmern setzt die Klinik auf eine frühstmögliche „Rooming-In“-Versorgung auf einer neonatologischen Intensivstation. 

Das heißt, es wird Eltern ermöglicht, im selben Zimmer mit ihren Kindern aufgenommen zu werden. „Dadurch können Mütter und Väter kontinuierlich bei ihren Babys sein und den Kleinen einen möglichst sanften und natürlichen Start in das Leben ermöglichen“, erklärte Senatorin Prüfer-Storcks. „Die Eltern dürfen ihre Babys wickeln, füttern und so oft es geht mit den Kleinen ,känguruhen’. Die Kinder schlummern also auf den Bäuchen der Mamas oder Papas. So fördern wir die Entwicklung der Frühgeborenen“, ergänzte Neonatologie-Chefarzt Lutz Koch. „Eine normale Entwicklung des Gehirns außerhalb des Mutterleibes ist möglich, wenn das frühgeborene Kind viel Zuwendung und positiv wirkende Reize erfährt, während unangenehme Erfahrungen und Reize vermieden oder minimiert werden.“ .

Ilker Aslan hat die schwerste Zeit seines noch jungen Lebens hinter sich. Bald kann er, größer und kräftiger, gemeinsam mit seiner Mutter das Krankenhaus verlassen. Viele weitere Babys und ihre Eltern werden folgen. „Die Neonatologie mit moderner Intensivmedizin und intensiver elterlicher Betreuung ist ein gutes Angebot, das auf viel Interesse stoßen wird“, blickte die Gesundheitssenatorin in die Zukunft.

Text: Norbert Wiaterek