Neue Doppelspitze in Lingen
Hand in Hand für das Christophoruswerk
Foto: Christiane Adam
Verantwortung übernehmen möchte, hat sich Frank Surmann auf die Stelle des Geschäftsführers im Lingener Christophorus-Werk beworben. Zuvor hatte Georg Kruse diese Position 20 Jahre ausgefüllt. „Ich möchte nicht nur meckern, sondern selbst anpacken. Und ich hatte Lust, diesen Schritt jetzt zu gehen, wo noch viele Berufsjahre vor mir liegen“, begründet der 41-jährige Surmann seinen Entschluss. Seit acht Jahren kennt der Bawinkler das Christophorus-Werk: zuerst als Projektkoordinator für berufliche Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete, später als Abteilungsleiter der Tagesförderstätte und Fachdienste, schließlich seit April 2019 als Bereichsleiter Berufliche Bildung und Arbeit.
Kerk kennt die Einrichtung in- und auswendig
Mit Stefan Kerk steht Surmann dabei jemand zur Seite, der das Christophorus-Werk in- und auswendig kennt. Nach seinem Abitur 1991 hat der Gerstener hier zunächst eine Ausbildung als Bürokaufmann absolviert, anschließend dann seinen Zivildienst geleistet, um später berufsbegleitend Betriebswirtschaft zu studieren. Seit 2012 ist Kerk Mitglied der Geschäftsführung. Die Doppelspitze hat Tradition in der Lingener Einrichtung. Es habe sich bewährt, dass der eine sich um kaufmännische Angelegenheiten kümmert, während der andere die inhaltlichen Belange im Blick hat, meint Kerk.
Eng verzahnt sind die beiden Bereiche dennoch, denn das eine hängt unmittelbar mit dem anderen zusammen, wie beide wissen. Das Christophorus-Werk erfülle eine hoheitliche Aufgabe im Auftrag des Staats, sagt Surmann, und daher gelte es, mit den Geldern verantwortungsvoll umzugehen. Dabei müssen die Einrichtungen für Menschen mit Behinderung einen Spagat vollziehen. Die Beschäftigten der Werkstätten arbeiten produktiv – gleichzeitig müsse darauf geachtet werden, dass die Menschen dabei ihre Fähigkeiten entwickeln und sinnstiftende Arbeiten ausführen. Die Aufgabe bestehe darin, den ihnen anvertrauten Menschen Teilhabe zu ermöglichen.
Die Herausforderungen werden dabei immer anspruchsvoller. Das liegt nach Auffassung von Surmann und Kerk zum einen daran, dass die Klienten deutlich komplexere Behinderungen hätten – vor allem sozialer/emotionaler Art. Gleichzeitig sei durch das Bundesteilhabegesetz der bürokratische Aufwand immens gestiegen. Zudem muss nach ihren Worten nun der Kostenaufwand gestemmt werden, der durch den am 1. März in Kraft getretenen Tarifvertrag entstehe: Effektiv seien das fast zwölf Prozent höhere Löhne. Derzeit sind am Christophorus-Werk ca. 1060 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt
Immer wichtiger werde dabei das Thema Frühförderung. „Es geht um Kinder, die von Behinderung bedroht sind. Es wird heutzutage genauer hingeschaut, außerdem gibt es bessere Diagnostik dafür“, sagt Surmann. Froh ist er, dass der Landkreis Emsland auf dieses Thema setze und in diesem Bereich investiere. Das sei nicht überall so.
Ein weiteres großes Thema sind die Baumaßnahmen, die derzeit an den unterschiedlichsten Stellen stattfinden: Über rund 30 Millionen Euro muss Stefan Kerk entscheiden, die unter anderem in die Renovierung der Wohnheime, eine nachhaltige und ressourcensparende Haustechnik, in das Berufsbildungswerk sowie in zwei neue Kindertagesstätten in Freren und Lingen-Holthausen fließen sollen.
„Diesen Beruf muss man wollen“
Und auch das Christophorus-Werk hat, wie alle Einrichtungen selbiger Art, mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. „Wir konkurrieren mit anderen Trägern um die ohnehin sinkenden Zahlen in pflegerischen und erzieherischen Berufen und haben dabei oft noch unattraktive Arbeitszeiten zu bieten“, so Surmann. „Diesen Beruf muss man wollen“ – er selbst will offensichtlich, denn mit seinem Eintritt in die Geschäftsführung übernimmt er die Verantwortung für viele Menschen.
Das Christophorus-Werk in Lingen betreut als gemeinnütziges, christlich orientiertes Sozialunternehmen über 2300 Klientinnen und Klienten. Das Angebot umfasst die Förderung von Menschen mit Behinderungen vom Kindes- bis ins Seniorenalter, die Kinder- und Jugendhilfe sowie die berufliche Rehabilitation. Dazu zählen unter anderem das Berufsbildungswerk, die Werkstatt, Wohnen und Tagesstätten, Frühförderung und Entwicklungsberatung sowie Kindertagesstätten und die Tagesbildungsstätte. Dafür engagieren sich über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.