Jubiläum von Kloster und Gymnasium

Handrup ist ein Markenname

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Vor 100 Jahren wurde in dem kleinen Dorf Handrup im Emsland der Grundstein für ein Kloster und eine Schule der Herz-Jesu-Priester gelegt. Heute besuchen rund 1300 Kinder und Jugendliche das Gymnasium Leoninum.

Gymnasium Leoninum – dieser offizielle Name wird allerdings nur selten verwendet. „Es heißt, ich gehe in Handrup zur Schule. Handrup ist unser Markenname. Damit ist die charakteristische Mischung von Schule und Kloster gemeint“, sagt Schulleiter Franz-Josef Hanneken. In seiner Stimme klingt Stolz mit. Immerhin hat es das Leoninum geschafft, 100 Jahre alt zu werden und sich als Klosterschule zu behaupten. 


Eine große Schulgemeinschaft bilden die 1300 Kinder und Jugendlichen mit dem Team des Gymnasiums Leoninum in Handrup. Foto: Gymnasium Leoninum


Nur noch wenige Ordensschulen in Niedersachsen

In Niedersachsen gibt es nur noch wenige Schulen und Gymnasien in Ordensträgerschaft. Dazu gehört das  Leoninum. Und der Handruper Rektor Pater August Hülsmann versichert, dass der Orden die Schule auch behalten möchte, „denn es ist eine Bereicherung der freien Schullandschaft. Ich finde, es ist nach wie vor wichtig, Formen zu entwickeln, wie wir auch in Zukunft den Glauben und die Gemeinschaft der Kirche leben können.“

Gegründet worden ist das Leoninum 1921 als Nachwuchsschule für den Orden. Die Rechnung ging damals auf. Von den 23 Schülern, die 1923 den Unterricht an der „Humanistischen Studienanstalt des Missionshauses Handrup“ aufgenommen haben, sind alle in den Orden eingetreten und Priester geworden, berichtet Pater Hülsmann. Er selbst war von 1959 bis 1967 Schüler in Handrup. Auch in seinem Jahrgang traten von den 13 Abiturienten noch drei in den Orden ein.

Bis heute wählen immer wieder einzelne Absolventen den Priesterberuf. Bekannte Beispiele sind der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, der die Schule einige Jahre leitete, und der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe. Der einzige Herz-Jesu-Priester im Kollegium, Pater Volker Kreutzmann, hat 2001 das Abitur in Handrup gemacht, und im März dieses Jahres ist der ehemalige Schüler Lukas Mey zum Diakon geweiht worden. 

Bis heute ist die Schule vom christlichen Menschenbild und von der Spiritualität des Ordensgründers Pater Leo Dehon geprägt. Die Zielsetzung hat sich allerdings gewandelt. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit liegt nicht mehr in der Rekrutierung des Ordensnachwuchses. „Wir wollen die jungen Leute in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken und unterstützen, damit sie die Gesellschaft von morgen verantwortungsvoll gestalten“, so Schulleiter Hanneken. Sollten sie dabei einen kirchlichen Beruf ergreifen oder in einen Orden eintreten, sei dies begrüßenswert, „aber das kann nicht das eindimensionale Ziel sein“, betont er. Vor 100 Jahren habe die Schule einen ganz anderen Charakter gehabt. Aber bis heute bilden Kloster und Gymnasium in Handrup eine Einheit. 

Vieles hat sich gewandelt in den 100 Jahren. Das Internat, das anfangs alle und später die meisten Schüler beherbergte, wurde 1999 geschlossen. 1971 wurden die ersten drei Mädchen in die ursprünglich reine Jungenschule aufgenommen. Heute bilden sie gut die Hälfte der rund 1300 Schülerinnen und Schüler, die überwiegend mit Bussen aus einem weiten Umfeld zur Schule kommen. 

Für das Schulgeld brachten Eltern früher zehn Pfund Butter 

Nach wie vor erhebt das Gymnasium Schulgeld, allerdings wird es nicht mehr wie vor 100 Jahren in Naturalien entrichtet, zum Beispiel monatlich zehn Pfund Butter oder ein 200-pfündiges Schwein im November. Das Unterrichtsangebot ist wesentlich größer als in den Anfängen – das Leoninum ist ein humanistisches, altsprachliches und neusprachliches Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Zweig. Wurde anfangs noch „Schönschreiben“ unterrichtet, so spielt das heute im Stundenplan keine Rolle mehr, „und ich bin sehr froh, dass es so ist“, stellt Hanneken mit einem Lachen fest. 

Für die Zukunft erhofft sich der Schulleiter zunächst, dass die Schulgemeinschaft nach der Corona-Pause bald wieder das leben kann, was den Geist der Schule ausmacht: unter anderem die monatlichen Vollversammlungen, das gemeinsame Feiern, die großen Gottesdienste auf dem Schulhof. Es gilt aber auch zu überlegen, wie sich die Erfahrungen mit Homeschooling und Wechselunterricht langfristig auf den Unterricht auswirken. Digitalisierung wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. 

Eine Frage, die den Schulleiter persönlich interessiert, ist der Christliche Religionsunterricht, der einen gemeinsamen Lehrplan der katholischen und evangelischen Kirche vorsieht. „Als konfessionell verankerte Schule stellt sich für uns die Frage: Was bedeutet das für uns, wie gehen wir damit um und welches Konzept fahren wir damit in der Zukunft? Das sind spannende Fragen, und ich freue mich darauf, mich damit weiter zu beschäftigen“, sagt Franz-Josef Hanneken.

Elisabeth Tondera

Weitere Informationen über das Gymnasium und über den Orden der Herz-Jesu-Priester