Helfen in Kiel und Klaipėda
Vier Litauer unterstützten die Sanitäter des Malteser Hilfsdienstes auf der Kieler Woche. Nun reisen vier deutsche Malteser zum „Klaipėda Sea Festival“.
Es gibt Menschen, die nehmen sich Urlaub, um zu arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel die Ehrenamtlichen des katholischen Malteser Hilfsdienstes, die jedes Jahr auf der Kieler Woche mit dazu beitragen, dass bei großen und kleinen Notfällen die medizinische Versorgung sichergestellt ist. Einer dieser Helfer, der vom 22. bis 30. Juni mit an der Förde im Einsatz war, ist Paul Hirnstein: „Ich genieße meinen Urlaub, sage ich immer. Auch die anderen sind alle mit Spaß dabei.“
Der 34-jährige Sozialpädagoge, der hauptberuflich in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Kiel tätig ist und darüber hinaus einen Lehrauftrag an der Christian-Albrechts-Universität Kiel inne hat, kümmert sich auch noch um den Kontakt zu den Medien, wenn es um die Arbeit der Kieler Malteser Gliederung geht. Wenn er sich mit der Leiterin des Sanitätsdienstes austauschen will, kann er das am Frühstückstisch tun, denn seine Frau Henriette Hirnstein hat an der Förde für diesen Bereich den Hut auf.
Die Kieler Woche ist nicht nur ein tolles Fest, das Gäste und Sportler von nah und fern anlockt, sondern auch eine Herausforderung für alle Helfer, von der Polizei über die Feuerwehr bis zu den Sanitätsdiensten. Neben dem Malteser Hilfsdienst beteiligten sich wie in den Vorjahren das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund und die Johanniter Unfallhilfe, die abwechselnd für je einen von vier Abschnitten in der Stadt zuständig waren. Dort gab es jeweils eine größere Sanitätsstation und darüber hinaus viele zwei-Personen-Streifen mit Notfallrucksäcken auf dem Rücken.
Viele Besucher klagten über Insektenstiche
Von den insgesamt 650 ehrenamtlichen Helfern im Sanitätsdienst trugen 99 Frauen und Männer das Malteserkreuz auf dem Ärmel. Es wurden insgesamt während der acht Tage 1 233 Versorgungen „vom Pflaster bis zur Reanimation“ geleistet, wie es auf der Facebook-Seite der Feuerwehr Kiel heißt.
Die Sanitäter kümmerten sich um Kreislaufprobleme, Schnittverletzungen, kleinere Verbrennungen und Fußverletzungen. „In diesem Jahr hatten wir ziemlich viele Insektenstiche zu versorgen“, erläutert Paul Hirnstein. Je weiter der Tag und Abend voranschreitet und der Alkoholpegel steigt, umso mehr kommen dann in der Regel noch blutige Nasen und Betrunkene dazu. Schlaganfälle und Herzinfarkte, auch solche absoluten Ernstfälle gibt es manchmal. Wobei die Überlebenschance dann vielleicht auf einer Großveranstaltung sogar größer ist als zu Hause, weil die Helferdichte hoch ist und die Patienten nicht lange unentdeckt bleiben, wie Hirnstein erläutert.
Helfer kamen auch aus Berlin, Fulda und Erding
Einige Helfer waren sogar aus Berlin, Fulda und Erding gekommen, um bei der 125. Auflage des Festes an der Förde mit auszuhelfen. Doch den weitesten Weg hatte zwei Frauen und zwei Männer, die von Litauen aus anreisten. Die vier sprachen zwar fast kein Deutsch, dafür klappte aber die Verständigung auf Englisch sehr gut. Und so konnten sie problemlos mit einem deutschen Malteser an ihrer Seite auf Sanitätsstreife gehen und aufmerksam zusehen, wie Sanitätsdienst in Deutschland läuft.
„Es ist sehr interessant, sich über einzelne Maßnahmen auszutauschen, weil es doch einige Unterschiede gibt“, sagt Paul Hirnstein. Eingefädelt hatte diesen kleinen deutsch-litauischen Austausch seine Frau Henriette. Sie hatte Ende Februar selbst an einem offiziellen Malteser-Austauschprogramm teilgenommen, bei dem die hauptberufliche Physiotherapeutin vier Wochen lang die Malteser in Klaipėda unterstützte. „So kam der Kontakt zustande“, erinnert sich Paul Hirnstein. Und es dauerte nicht lange, bis die Idee in der Welt war, sich auch im Bereich des Sanitätsdienstes mal gegenseitig über die Schulter zu schauen. Denn nachdem die Gäste eine Woche in Kiel waren, werden nun Henriette und Paul Hirnstein sowie zwei weitere Kieler Malteser kommende Woche nach Klaipėda reisen. Dort findet das dreitägige Klaipėda Sea Festival statt, ein Kulturfestival, das den Besuchern das Baltikum näher bringen soll und zu dem auch eine große Schiffsparade mit vielen Großseglern gehört. „Es ist wohl ein bisschen wie die Kieler Woche in kurz“, glaubt Paul Hirnstein, der schon sehr gespannt ist.
„Es schreit ja danach, so etwas zu machen“, meint er. Schließlich legen von Kiel aus die Fähren nach Litauen ab und das kleine Land im Baltikum ist enger Partner des Hamburger Diözesanverbands der Malteser. Mit einem älteren Krankentransportwagen werden die vier Kieler Malteser am Donnerstag zur Fähre fahren und sich auf die 19-stündige Überfahrt begeben. Schon am Sonntag geht es dann zurück. Wie gesagt, Malteser nennen so etwas Urlaub.
Text: Marco Heinen