Garten, Haus oder Festmahl: Wie wird es sein in Gottes Reich?

Hinter der Tür

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Dass diese Welt mit ihren Abgründen nicht das letzte Wort ist, dass es etwas Schöneres, Vollkommeneres geben muss, diese Hoffnung durchzieht die Bibel. Aber wie es sein wird, das Leben bei Gott, darüber spricht sie nur in Bildern. 

Foto: pixelio.de/Stephanie Hofschläger
Was liegt hinter der Tür, die in den Himmel führt? Foto: pixelio.de/Stephanie Hofschläger

Von Susanne Haverkamp

Das Evangelium dieses Sonntags stammt aus der Mitte des Lukasevangeliums. Jesus zieht durchs Land und predigt, und dabei findet er sehr oft sehr harsche Worte. „Hütet euch vor Habgier“ (Lukas 12,15) ist da noch freundlich. Schlimmer ist diese Drohung: Der Herr wird den untreuen Knecht „in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen“ (12,46). Oder: „Ich sage euch, ihr werdet alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (13,4). Oder über den Baum, der keine Früchte trägt: „Hau ihn um!“ (13,7) Kein Wunder also, dass die Leute im Evangelium dieses Sonntags Jesus ängstlich fragen: „Sind es also nur wenige, die gerettet werden?“ (13,23)

Gerettet zu werden, Gottes Heil zu schauen – das wünscht Jesus denen, die ihm folgen. Auch wie das geht, macht er klar: Barmherzigkeit, Nächstenliebe. Und dass das nicht so einfach ist: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“ Bloß: Was ist hinter der Tür? Da ist Jesus sehr zurückhaltend. Wie die ganze Bibel. Immer wieder ist vom Leben bei Gott die Rede, aber wie es sein wird, darüber gibt es nur Bilder. Viele Bilder – vielleicht, damit sich jeder ein passendes aussuchen kann.
 

Es wird sein wie ein Festmahl

Wahrscheinlich ist dieses Bild das häufigste. Es existiert in vielen Variationen. Im heutigen Evangelium ganz knapp: „Sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“ Im Matthäusevangelium (22,1–14) vergleicht Jesus das Himmelreich mit dem Hochzeitsmahl eines Königssohnes – zu dem längst nicht nur die High Society geladen ist.

Auch im Alten Testament gibt es dieses Bild bereits. Beim Propheten Jesaja heißt es über die Zeit, die kommen wird, wenn der Tod „für immer verschlungen“ ist und Gott „die Tränen von jedem Gesicht abwischt“: „Der Herr der Heerscharen wird für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten fetten Speisen, mit erlesenen reinen Weinen“ (Jesaja 25,6–8).

Prall klingt das. Vielleicht wie der Wunschtraum derer, die darben müssen. Oder derer, die echte Genießer sind und Feierfreunde, die schon heute rundherum glücklich sind, wenn sie mit lieben Menschen um einen Tisch sitzen, essen und trinken. Vielleicht sogar etwas zu üppig, aber Hauptsache lustig. Gott scheint Verständnis dafür zu haben.


Es wird sein wie eine heilige Stadt

In der Bibel ist Jerusalem nicht irgendeine Stadt. Jerusalem ist überhaupt nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Symbol. Zion, der Berg, auf dem die Stadt liegt, ist der Berg Gottes. Und Jerusalem ist Gottes Stadt, die im Alten Testament oft idealisiert wird. Dorthin werden alle Völker pilgern, um Gott zu schauen. Tochter Zion, freue dich!

Im Neuen Testament nimmt vor allem der Seher Johannes dieses Bild auf in seiner berühmten Vision von Gottes Reich: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen.“ (Offenbarung 21,2) Und dann wird sie beschrieben in all ihrer Pracht: die edelsteinbesetzten Tore, die Gebäude aus purem Gold. Und niemand, „der Gräuel verübt und lügt“, kommt hinein, weshalb es auch niemals dunkel wird und die Tore nie geschlossen werden.

Ein Traum für alle, die heruntergekommene, stinkende und gefährliche Städte kennen. Die in Baracken leben, ohne Hygiene und irgendetwas Schönes. Also für viele – damals und heute.
 

Es wird sein wie ein Haus mit vielen Wohnungen

Noch ein Bild für Städter: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ (Johannes 14,2) Das sagt Jesus in seiner Abschiedsrede, als er sein Leiden ankündigt und die Jünger ihn etwas unbedarft fragen, wohin er denn gehen wird und was das heißt: zum Vater gehen.

Ich selbst bin in einem Haus mit vielen Wohnungen aufgewachsen. Für mich war das immer tröstlich: Musik von rechts, Türenschlagen von links, Kinderlachen von oben, der Fernseher des alten Ehepaares von unten. Gemeinschaft. Leben. Wunderbar. Mag aber nicht jeder.
 

Es wird sein wie ein Garten

Jetzt kommen die Naturverbundenen zu ihrem Recht, diejenigen, für die es der Himmel auf Erden ist, im Garten zu werkeln oder zwischen Blumen, Bäumen und dem plätschernden Brunnen zu entspannen.
 
Schon die ersten Seiten der Bibel setzten der Erfahrung der sengend heißen Wüsten einerseits und der zerstörerischen Fluten andererseits den Paradiesgarten entgegen. Mit Flüssen, die gerade die richtige Menge Wasser führen, um alles zum Blühen zu bringen und Früchte in Hülle und Fülle, die die Menschen nähren.

Später träumt das Volk Israel vom Land, in dem Milch und Honig fließen. Von den schattenspendenden Bäumen des Libanon, von einem Platz zum Ausruhen. „Gott lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser“, heißt es in Psalm 23. Und Jesaja kündigt dem Volk Israel den Trost Gottes so an: „Er macht ihre Wüste wie Eden und ihre Öde wie den Garten des Herrn“. (51,3) Möchten Sie dort sein, in Gottes wunderbarem Garten?
 

Es wird der Friede sein

Aber natürlich ist die Natur nicht nur paradiesisch, sie ist immer auch Fressen-und-gefressen-Werden. Deshalb ist das ein weiteres Bild von Gottes Reich: der paradiesische Friede.

„Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander“, heißt es bei Jesaja (11,6–7). Ebenfalls bei Jesaja stehen die Visionen von Frieden unter den Menschen. „Gott wird Recht schaffen zwischen den Nationen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg“ (2,4). Und in der heutigen Lesung kündigt Gott an, alle Völker „werden kommen und meine Herrlichkeit sehen“. Menschen aller Kulturen gemeinsam bei Gott – für Sie ein Traumbild?
 

Was wird sein hinter der engen Tür, von der Jesus im Evangelium spricht? Wie wird es sein? Welches biblische Bild spricht Sie besonders an? Und kann es sein, dass jedes Bild ein bisschen stimmt und dass jeder und jede genau das finden wird, was er oder sie ersehnt?