Wie Hilfswerke Menschen in Afrika unterstützen

Hoffnung für Mensch und Tier

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Frauen und Vieh stehen vor einem Wasserkiosk in einem Dorf in Kenia
Nachweis

Foto: Caritas international

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Auf Knopfdruck: Ein solarbetriebener Wasserkiosk versorgt 550 Familien in Kenia mit Trinkwasser.

Die Menschen in Afrika leiden unter den Folgen der Erderhitzung: Dürren, Überschwemmungen, zerstörte Ernten. Katholische Hilfswerke berichten, wie sie in akuter Not helfen und wie sie Wege zeigen, sich an das veränderte Klima anzupassen.

 

Angola: Bauern pflanzen Hirse statt Mais

Der Süden Angolas, besonders die Provinzen Cunene, Namibe und Huíla leiden unter einer extremen Trockenheit. Seit Jahren werden diese Regionen regelmäßig von Dürren heimgesucht. 2021 führte das zu großen Ernteausfällen und zu einer Hungersnot mit zahlreichen Todesfällen. 

Aber nicht nur das Klima vergrößert die Not der Menschen. Weideflächen sind eine begehrte Ressource für die kommerzielle Viehzüchtung und den Abbau von Bodenschätzen. Das Land gehört dem Staat, nicht den Viehhirten, die dort nur aufgrund eines Gewohnheitsrechts leben und arbeiten. Sie haben keinen Landtitel und keine Sicherheit. So können sie von ihren Grundstücken vertrieben werden, wenn Unternehmen aus dem In- und Ausland dort kommerzielle Interessen verfolgen. Für ihre Herden haben sie dann kein Futter mehr. Dabei ist das Vieh die wichtigste Lebensgrundlage der traditionellen Hirtengemeinschaften. Um ihnen zu helfen, unterstützt Misereor eine lokale Partnerorganisation bei der Verteilung von Lebensmitteln.

Gemeinden, die weniger von Landraub betroffen sind, haben mehr Möglichkeiten, sich an den Wassermangel und die unregelmäßigen Regenfälle anzupassen. Seit 2021 wurde etwa die landwirtschaftliche Produktion vermehrt von Mais auf trockenresistente Hirse umgestellt. In Quipungo, Caluquembe und anderen Gemeinden unterstützt Misereor, gemeinsam mit lokalen Partnern, traditionelle Gemeinschaften beim Gartenbau entlang von Flussläufen und bei der Kleintierhaltung. Die Menschen lernen Methoden, um die Böden so aufzubereiten, dass sie besser Wasser speichern können. In Zukunft werden zudem Maßnahmen zur Filterung und Speicherung von Wasser eine wichtige Rolle spielen.

 

Tschad: Neue Bäume helfen gegen den Wüstensand

Zwei Männer reichen einander die Hand auf einem bepflanzten Feld im Tschad
Neue Methoden: Die Bäuerinnen und Bauern im Tschad lernen, wie sie die Böden schonen und Wasser sparen können. Foto: Caritas International

Die Region am Tschadsee in Zentralafrika leidet in zweifacher Hinsicht unter der Klimakrise. Zum einen ist der Tschadsee, die wichtigste Wasserquelle, in den vergangenen Jahrzehnten massiv geschrumpft. Zum anderen versanden die Böden aufgrund der langen Dürren und kurzen heftigen Regenfälle. Viele Bauern nutzen Polder, ausgetrocknete Seitenarme des Tschadsees, um Mais, Zwiebeln und Weizen anzubauen, weil die Böden dort noch gut sind. Aber auch diese Flächen sind vom Wüstensand bedroht.

Die Caritas Tschad unterstützt gemeinsam mit Caritas International die Menschen unter anderem bei der Landwirtschaft. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben Saatgut und Werkzeuge wie Schaufeln und Schubkarren aus. Gleichzeitig schulen sie die Menschen, wie sie beim Gemüseanbau die Böden schonen und Wasser sparen können. 

Damit die Ernte lange genutzt werden kann, gibt es neue Getreidespeicher. Dort können die Dorfbewohnerinnen und -bewohner ihre Ernte einlagern, bis sie sie verkaufen oder selbst essen. Gleichzeitig liegt dort ein Notvorrat an Mais für Familien, die eine schlechte Ernte hatten und nicht genug Geld haben, um sich Essen zu kaufen. Den geliehenen Mais ersetzt die Familie nach der nächsten Ernte. 

Die Caritas unterstützt die Bauern außerdem dabei, ihre Felder vor dem Wüstensand zu schützen. Dafür werden neue Bäume gepflanzt. Die Blätter schirmen den Boden vor der Sonne ab, die Wurzeln verhindern, dass der nährstoffreiche Boden weggeschwemmt wird. Die Caritas gibt Samen aus und erklärt den Menschen, wie sie die Setzlinge anpflanzen können. In Zukunft sollen die Bäume über viele hundert Meter eine Barriere zwischen den fruchtbaren Feldern und dem Wüstensand bilden.


Kenia: Mädchen gehen in die Schule statt zum Wasserholen

Drei Jahre lang sind die Regenzeiten im Norden Kenias komplett ausgeblieben. Die Folgen sind dramatisch: Die Bevölkerung ist verarmt und ausgezehrt. Ein Großteil der Menschen in der Provinz Marsabit lebt von der Viehwirtschaft. Bleibt der Regen aus, verhungern und verdursten ihre Tiere. Die Hirtenfamilien verlieren dann ihre Lebensgrundlage. Die Caritas und ihre Partnerorganisationen vor Ort helfen ihnen. Das Ziel: sofort Not lindern, aber auch langfristige Anpassungen an die schwierigen Bedingungen schaffen. 

Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Stärkung von Frauen und Mädchen. Sie sind für das Wasserholen zuständig. Dafür legen sie Strecken von bis zu 40 Kilometern zurück oder verbringen wie in El-Boru Magadho, einem abgelegenen Ort im  Norden Kenias, mehrere Tage an einem fast ausgetrockneten Brunnen, um an Wasser zu kommen. Anderes wird dafür vernachlässigt: Mädchen verpassen den Unterricht und brechen schließlich die Schule ab. Das hat fatale Folgen: Ohne Schulbildung steigt die Gefahr für sie, viel zu früh verheiratet zu werden. 

Amina Isako ist Wasseringenieurin bei der Caritas-Partnerorganisation PACIDA vor Ort. Frauen und Mädchen zu stärken, ist das, was sie antreibt: „Frauen und Mädchen haben eine große Last zu tragen. Das hat mich dazu motiviert, Wasseringenieurin zu werden, damit ich sie beim Zugang zu Wasser unterstützen kann“, erzählt sie. In El-Boru Magadho hat sie gemeinsam mit der Caritas einen solarbetriebenen Wasserkiosk errichtet, an dem 550 Familien auf Knopfdruck direkten Zugang zu Wasser haben.


Burkina Faso: Seelsorgliche Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Die Menschen in Burkina Faso haben immer größere Schwierigkeiten, sich mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen. Ein Grund: die Erderhitzung. Regenfälle sind unregelmäßiger und weniger planbar. Innerhalb weniger Tage kann es so viel Niederschlag geben, dass Felder überflutet werden. Andererseits ist es in der Anbauzeit oft viel zu trocken.

Hinzu kommt die Bedrohung durch islamistische Terrorgruppen. Sie überfallen Dörfer und töten viele Bewohner. Diejenigen, die fliehen können, stehen vor dem Nichts und leiden unter Hunger und Alpträumen. 

Die Ordensschwestern der „Servantes de l’Eucharistie et de la mission“ kümmern sich täglich um die Binnenflüchtlinge in der Diözese Diébougou im Südwesten des Landes. „Wir versuchen uns dem Leid unserer Brüder und Schwes-tern, die sich in einer Ernährungsnotlage befinden, zu stellen. Doch wir werden mit humanitären Bedürfnissen konfrontiert: Mangel an Unterkünften, Nahrungsmitteln, finanziellen Mitteln für die täglichen Notfälle“, beschreibt Schwester Perpétue Hien die schwierige Lage der Menschen. Gemeinsam mit dem Hilfswerk missio versucht sie die Not der Menschen zu lindern: Sie versorgt etwa 150 Familien mit Lebensmitteln und leistet bei den traumatisierten Flüchtlingen seelsorgliche Hilfe.


Mali: Neue Staudämme und Brunnen stärken die Dörfer

Menschen bewässern ein Feld in Mali
Voller Engagement: In Mali hilft die Caritas beim Bau von Brunnen und Kleinstaudämmen zur Wasserversorgung. Foto: Caritas International

Mali ist wie alle Länder in der Sahelregion von extremen Dürren, Trockenheit und heftigen Überschwemmungen aufgrund der Erderhitzung betroffen. Vor allem in den jährlich auftretenden Mangelperioden von Mai bis Oktober gibt es in der Region Ségou in Zentralmali schlichtweg zu wenig Ernteerträge. 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas San legen gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in 45 Dörfern Gemüsefelder neu an. Sie helfen ihnen, die Infrastruktur in den Dörfern an die extremen Dürren und Überschwemmungen anzupassen: Sie bauen Kleinstaudämme, Wasserbecken, Solarpumpen, Brunnen und kommunale Getreidespeicher.

Und sie zeigen den Menschen, wie sie als Gemeinschaft einander helfen können: Es gibt lokale Spar- und Kreditgruppen für Frauen, Wissensvermittlung über Landrechte und -nutzung sowie Umweltbildung an Schulen. Die Hoffnung: Indem das soziale Miteinander vor Ort gestärkt wird, kann Konflikten vorgebeugt werden.


Kongo: Eine Studie liefert neue Ideen für den Umweltschutz


Im Osten des Kongos haben im Mai verheerende Überflutungen mindestens 400 Menschen das Leben gekostet. UN-Generalsekretär António Guterres wertete die Unwetter als Folge der Erderhitzung. Die Überschwemmungen verschärfen die angespannte Ernährungslage in der Region Süd-Kivu zusätzlich. Angesichts starker Besiedlung und eines Bevölkerungswachstums von jährlich 3,8 Prozent reichen die Anbauflächen nicht aus. Die Folge: chronische Nahrungsmittelknappheit und Hunger.

Immer wieder kommt es zudem zu Unruhen und Gewaltausbrüchen. Viele Menschen suchen Zuflucht in relativ sicheren Regionen – und belasten die wenigen Ressourcen zusätzlich. Mangels anderer Flächen bewirtschaften sie sogar Steilhänge – auch wenn die Felder durch Erosion wieder verloren gehen. 
Die Misereor-Partnerorganisation Comité pour l’Autopromotion à la Base (CAB) zeigt den Menschen Methoden, wie sie ihre Ernten steigern können. Mit Erfolg: Nun werden neue Anbaukulturen wie Reis und Weizen sowie resistente Sorten wie Sorghum, Yamswurzeln und Wasserbrotwurzeln angebaut. Parallel gründete die CAB Solidaritätsinitiativen, um soziale Härten abzufedern. Eine von Misereor mitfinanzierte Umweltstudie soll Ansätze erarbeiten, Feuchtgebiete zu erhalten und das gesamte ökologische Gleichgewicht zu schützen.