Caritas-Geschäftsführerin im Emsland

"Ich bin ein Caritas-Mensch"

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Marion Feldmann ist die neue Geschäftsführerin der emsländischen Caritas – und zugleich ein bekanntes Gesicht. Sie stammt aus der Region und arbeitet seit Jahren für den Verband. Sie sagt von sich: „Ich bin durch und durch ein Caritas-Mensch."


Vor der Infowand der emsländischen Caritas in Meppen hing lange ein Foto von ihr als Leiterin der Fachambulanz Sucht – aber seit Anfang Juli arbeitet die 52-Jährige als neue Geschäftsführerin des Regionalverbandes. „Mein anderes Büro muss ich auch noch beziehen“, erklärt sie bei einem Treffen in Meppen. Dazu war noch nicht genug Zeit. „So ist das bei der Caritas“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Was so viel heißen soll wie: Bei uns steht die Unterstützung der Menschen im Vordergrund, da ist ein Bürowechsel nebensächlich.

Diese pragmatisch-bodenständige Art zeichnet Marion Feldmann aus. Das mag an ihrer Herkunft liegen. Sie wächst mit ihren drei älteren Brüdern in einem gut katholisch geprägten Elternhaus in Herzlake auf, lebt dort jetzt auch mit ihrem Ehemann. „Das ist einfach meine Heimat“, sagt sie. In der Kirchengemeinde engagiert sie sich viele Jahre: im Pfarrgemeinderat, intensiv schon in der Jugendarbeit. Gute Erinnerungen sind das – und diese Zeit führt nach Abitur und einem „wunderbaren freiwilligen sozialen Jahr“ im Kindergarten zu dem Wunsch, für die Kirche zu arbeiten.

Sie studiert Religionspädagogik in Paderborn und packt nach drei Semestern das Studium in Sozialer Arbeit dazu. „Ich wollte ein weiteres Standbein.“ Die Doppelbelastung nimmt sie in Kauf: mit zwei Anerkennungsjahren, eins in der Gemeinde in Osnabrück-Nahne und eins bei der Caritas-Wohnungslosenhilfe in Meppen, und zwei Diplomarbeiten. „Aber ich hab‘s durchgestanden“, sagt sie lächelnd.

Und heute, im Rückblick, möchte sie kein Jahr missen, denn danach weiß sie: Bei der Caritas ist mein Platz, hier kann ich Menschen begleiten. „Ich bin durch und durch Caritas-Mensch“, sagt sie und das gilt damals wie heute. Caritas ist für sie nicht nur ein Arbeitgeber, sondern eine Haltung – und für sie ein Glaubenszeugnis. „Mein Glaube ist meine Motivation und meine Überzeugung. Ich finde es klasse, wenn durch unsere Arbeit etwas von der Botschaft Jesu‘ erfahrbar wird.“ Als ihr der Verband 1996 eine Stelle in der Suchtambulanz anbietet, muss Feldmann nicht lange überlegen.

Gute Zusammenarbeit mit dem Kreuzbund

Seitdem ist sie in diesem Bereich tätig: zielstrebig, strukturiert und verlässlich, mit verschiedenen Stationen. Zuerst hält sie als junge Frau Sprechstunden in den emsländischen Justizvollzugsanstalten ab, wechselt dann in die Beratungsstelle nach Lingen, macht dabei parallel die Weiterbildung zur Qualitätsmanagement-Beauftragten. Ebenso absolviert sie die Ausbildung zur Sucht- und Sozialtherapeutin und baut die ambulante medizinische Rehabilitation für Suchtkranke auf. Für diesen Bereich ist sie nach der Elternzeit komplett zuständig. Gern denkt sie dabei an die „wirklich tolle Zusammenarbeit mit dem Kreuzbund“ zurück. 2009 übernimmt Marion Feldmann die Gesamtleitung der Caritas Fachambulanz für Suchtprävention und Rehabilitation im Emsland. Bis heute wächst diese Abteilung von zwölf auf jetzt 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehreren Standorten.

Foto: Petra Diek-Münchow
Die neue Caritas-Geschäftsführerin Marion Feldmann (l.) legt Wert auf Teamarbeit,
hier bespricht sie sich mit Kollegin Lisa Ahlers.

Was sie aus dieser Zeit mitnimmt? Zuerst Dankbarkeit, dass sie als „Lotsin“ so manchen Menschen begleiten durfte – und dass sie dabei immer auf ihr Team bauen konnte. „Ich brauche die Kollegin rechts und den Kollegen links von mir“, sagt sie und hat sich oft genug an ihren eigenen Rat gehalten, sich vor dem Nachhauseweg im Nachbarbüro zuerst den „Kopf frei zu reden“. Aber sie nimmt aus diesen 25 Jahren in der Suchtambulanz auch die Erkenntnis mit, wie wichtig passende Rahmenbedingungen für die Beratungsarbeit sind – vor allem die Finanzen.

Dieses Thema wird für die neue Geschäftsführerin der emsländischen Caritas künftig noch wichtiger werden. Feldmann weiß, dass sie ihr Amt in herausfordernden Zeiten antritt. Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise: „Das ist dramatisch, das werden wir bei unserer Arbeit spüren. Und das alles kommt obendrauf.“ Denn die persönlichen Lebenskrisen, in denen Menschen eine gute fachliche Begleitung brauchen, werden nicht weniger.

In den nächsten Wochen liegt ihr Fokus zuerst darauf, die Teams, Inhalte und Bereiche in den anderen Caritas-Standorten im Emsland kennenzulernen. „Ich mag ein bekanntes Gesicht sein, aber ich weiß noch längst nicht alles.“ Viel unterwegs sein wird sie dafür.  Auch in anderen Fachverbänden wie den Sozialdiensten katholischer Frauen oder Männer, bei Kirchengemeinden, bei anderen Trägern sozialer Arbeit. Denn eins steht für Marion Feldmann fest: Die aktuell schwierige Situation lässt sich nur mit vereinten Kräften von Sozialverbänden, Kirchen und Politik meistern. „Da müssen wir gemeinsam Lösungen finden“.

Petra Diek-Münchow