Große Spenden für Pfarreien Hoyerswerda und Wittichenau
„Ich bin immer noch sprachlos“
Pfarrer Peter Paul Gregor mit Roswitha und Johannes Scholze und Claudia Florian vom Kirchenvorstand in Hoyerswerda. | Fotos: Raphael Schmidt |
„Liebes Jubelpaar Roswitha und Johannes Scholze! In Dankbarkeit für Ihre großherzige Spende werden wir am 105. Weihetag unserer Katholischen Pfarrkirche ,Heilige Familie‘ – am 25. Mai – in der Vorabendmesse besonders für Sie beten und Gottes Segen für Sie erbitten. Im Gebet verbunden, Ihr Pfarrer Peter Paul Gregor.“ Dieser Text steht im Innern der Karte, die Pfarrer Gregor auf dem Foto neben der Kerze in seinen Händen hält. Am Vormittag zuvor, am 24. Mai, kam das Ehepaar Scholze ins Hoyerswerdaer Pfarrhaus und übergab 10 000 Euro an Claudia Florian vom Kirchenvorstand und an Pfarrer Gregor. Er fand es so unglaublich, was der Pfarrei geschah, dass er einen Tag zuvor darüber informierte. Er sagte: „Ich bin immer noch sprachlos. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.“ Das Ehepaar
Scholze hat ihre Diamantene Hochzeit in Dörgenhausen gefeiert, wo sie wieder wohnen. Zuvor haben sie 40 Jahre in Hoyerswerda gewohnt. Pfarrer Gregor hatte die Goldene Hochzeit mit ihnen gefeiert; die Diamantene feierte Pfarrer Wolfgang Křesák aus Wittichenau mit ihnen. Auch er konnte Tage vor dem Termin in Hoyerswerda nicht fassen, was ihm und seiner Pfarrgemeinde geschah, denn auch nach Wittichenau brachte das rüstige Rentnerpaar weitere 10 000 Euro. „Diese riesige Summe ist uns eine ganz große Hilfe. Herzlichen Dank dafür. Als sie die Spende überbrachten habe ich den Dank vor der Gemeinde öffentlich gemacht“, sagte Pfarrer Křesák. Das Diamantene Paar kennt er „als treue Katholiken, die fest zur Kirche stehen“.
Spendenbarometer in Wittichenau |
Kirchliche Hochzeit war verboten worden
Der Onkel von Herrn Scholze ist Alois Scholze, ein Martyrerpriester, der mit Alois Andritzki im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war und ein halbes Jahr vor Alois Andritzki dort ermordet wurde. Auch Johannes, der Neffe von Alois Scholze und seine Braut hatten in der Folge-Diktatur Verfolgung zu ertragen, wenngleich in einer anderen Art und Weise. Johannes Scholze sagt: „Wir haben in Bautzen in einer Kapelle geheiratet, da mir verboten worden war, in Hoyerswerda kirchlich zu heiraten. Gewundert hatten wir uns, dass uns nach Bautzen ein dunkler Wagen folgte. Ich habe damals in der Stadtverwaltung gearbeitet und wurde kurz nach unserer Hochzeit zum Gespräch mit dem Bürgermeister gebeten. Dieser hat mir mitgeteilt, dass diese ,Tat‘ – so nannte er unsere Hochzeit in der Kirche – im Widerspruch mit meiner Tätigkeit in der Volksbildung steht, denn der Auftrag lautete ‚Sozialistische Erziehung in kulturellen Bereichen‘. Ich wurde mit sofortiger Wirkung von meinen Aufgaben entbunden und wie ein Verräter an der Gesellschaft behandelt, nur wegen der katholischen Heirat.“
Pfarrer Křesák erinnert sich daran, dass das junge Ehepaar Grund und Boden in Dörgenhausen, einem Dorf zwischen Hoyerswerda und Wittichenau, der Kirche geschenkt hatte, auf dem die Christus-König-Kapelle errichtet wurde, die Kapitelsvikar Ferdinand Piontek eingeweiht hat. Pfarrer Gregor fügte an, dass auch das Gemeindezentrum „St. Thomas Morus“ in der Merzdorfer-Straße 49 in Hoyerswerda nicht ohne die Hilfe von Johannes Scholze, insbesondere hinter den Kulissen, hätte errichtet werden können. Dort ging es um einen Grundstücks-Tausch, bei dem es zunächst nicht nach einer Lösung aussah.
Anonyme Spende im Briefkasten der Pfarrei
Auf die Frage, warum sie so viel Geld spenden, wo man davon eine Weltreise finanzieren könnte, sagte Roswitha Scholze: „Die Welt haben wir gemeinsam schon einige Jahre lang bereist.“
Die Intentionen, was mit dem Geld passieren soll, wurde vom Diamantenen Ehepaar vorher klar formuliert. Auf dem Pfarrgrundstück in Hoyerswerda soll der Zaun, der das parkähnliche Gelände umgibt, erneuert werden. In Wittichenau steht die Innensanierung der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt an. Dafür hat das Ehepaar Scholze dort das Geld gegeben. Nachdem Pfarrer Křesák die Spende und den Dank öffentlich gemacht hatte, „steckte zwei Tage später ein Kuvert im Pfarr-Briefkasten, mit 1 000 Euro von einem anonymen Spender“.
Von Raphael Schmidt