"Weihnachtsmänner on Tür"
"Ich würde wieder mitmachen"
Was Weihnachten speziell mit dem männlichen Geschlecht zu tun hat, ist Thema bei der Aktion der „Weihnachtsmänner on Tür“. 13 Männer haben sich in Meppen getroffen und über Berufe, Berufung und Männerrollen gesprochen.
Die Corona-Pandemie hat in diesem Winter der Männerseelsorge und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) als gemeinsame Veranstalter einen Strich durch die Planung gemacht. Nur wenige der acht geplanten Abende mit dem Titel „Weihnachtsmänner on Tür“ konnten stattfinden. In Meppen aber schon: mit der 2G-Regel für Geimpfte und Genesene, mit Abstand und Masken – und einer guten Resonanz. 13 Männer zwischen 40 und 65 Jahren waren unterwegs durch die Stadt. Nach einer Andacht in der Kirche hielten sie an drei Stationen – hörten, wie der Alltag im Advent im Einzelhandel, in einer Apotheke und im Amtsgericht aussieht. Männerseelsorger Sebastian Mutke brachte das mit der Weihnachtsgeschichte in Verbindung – mit viel Raum für Nachfragen vor Ort, Gespräche zwischendurch und hinterher.
„Es hat sich schnell eine Vertrautheit unter uns eingestellt“, sagt Dietmar Schäfer, einer der Organisatoren – obwohl sich nicht alle der Teilnehmer vorher gut kannten. Statt der anfangs geplanten zwei Stunden blieben sie vier Stunden beieinander. „Es war eine fantastische Veranstaltung“, sagt Schäfer.
Das unterstreichen auch Bernhard Mammes, Filialleiter eines Modegeschäftes und Christian Behnes, Inhaber einer Apotheke. Sie erzählten in ihren Häusern von ihrem Beruf. Mammes machte deutlich, welchem Druck die Beschäftigten im Einzelhandel oft ausgesetzt sind: „Ein Lächeln, ein Danke, ein Gruß würde manches einfacher machen.“ Er findet es gut, dass die „Weihnachtsmänner“ eine Tür zu diesem Bereich öffnen: „Dann versteht man vieles besser.“ Behnes empfindet seine Arbeit als Dienst am Mitmenschen – etwa, wenn er im Notdienst einer besorgten Mutter mit einem Medikament unkompliziert helfen kann.
Männer in Bewegung setzen - das war die Idee
Da passt für ihn das Bild, das Mutke von den Heiligen Drei Königen zeigte. Auch die hätten heilende Gaben gebracht, sagt er im Nachhinein. Was Behnes besonders hervorhebt sind die Gespräche in der Runde: über Weihnachten, über die Rolle der Männer darin, über den Glauben und wie sie diesen leben können. „Das findet ja nicht mehr so häufig statt“, sagt er. „Aber sich darüber in diesem Kreis auszutauschen, war kurzweilig und spannend zugleich. Ich würde beim nächsten Mal wieder mitgehen.“
Männer in Bewegung zu setzen, war die Idee von Mutke. Er hat vor acht Jahren zum ersten Mal aus dem Weihnachtsmann die „Weihnachtsmänner“ gemacht. Wenn sie sich treffen und sich über ihre Arbeit austauschen, beobachtet Mutke eine sich weiterentwickelnde Selbstwahrnehmung: „Die Männer schauen nicht nur in sich selbst, sondern gehen einer Aufgabe für die Gesellschaft nach.“
So erneuern und erweitern die Männer ihr eigenes Rollenbild. Das jedenfalls kann ein übergeordnetes Ziel der Weihnachtstour sein, so Mutke. „Katholische Sozialisation, die aber nicht übergestülpt wird“, sagt der Männerseelsorger. In manchen Runden, so Mutke, essen die Männer aber auch einfach eine Wurst zusammen, reden und gestalten einen gemütlichen Abend. Denn auch das könne eine Form des Gottesdienstes außerhalb der Kirche sein.
Die Idee zu dieser Art des Weihnachtsausflugs konnten die KEB und die Männerseelsorge bereits über die Grenzen des Bistums hinaustragen. Im Jahr 2019 fand die Aktion in Fulda, Eisenberg bei Gera und in Berlin-Neukölln statt. 2018 und 2019 waren auch die „Weihnachtsfrauen“ in Bremen unterwegs. Die Chancen für die Männertour im kommenden Jahr stehen in Mutkes Augen nicht schlecht. Schließlich habe er trotz Corona in diesem und im vergangenen Jahr doch jeweils mindestens eine Veranstaltung umsetzen können.
Petra Diek-Münchow/Florens Böwering