Vertrag zwischen Bolivien und zwei deutschen Bistümern

Impulse für die Partnerschaft

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Die neue Partnerschaftsvereinbarung zwischen der Katholischen Kirche von Bolivien und den beiden deutschen Bistümern Trier und Hildesheim ist unterschrieben. Drei Punkte werden in diesem bis zum Jahr 2030 gültigen Vertrag besonders hervorgehoben: mehr Freiräume für junge Menschen, mehr Beteiligung von Frauen und ein verstärkter Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit.


Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit,
mehr Beteiligung von Frauen, mehr Freiräume für
junge Menschen – das sind Schwerpunkte der neuen
Partnerschaftsvereinbarung.

Traditionell begehen die drei Partnerkirchen die Woche vor dem Erntedankfest als gemeinsame Gebetswoche. Den Auftakt im Bistum Hildesheim bildete dabei der Bolivientag, der in diesem Jahr in Lüneburg begangen wurde (die KiZ berichtete). Drei Online-Seminare zum Thema Klimagerechtigkeit sowie gemeinsame Gebete und Gottesdienste rundeten die Partnerschaftswoche ab, an deren Ende die Unterzeichnung der neuen Vereinbarung steht. Sie trägt jetzt die Unterschriften von Ricardo Centellas, dem Erzbischof von Sucre als Vorsitzendem der bolivianischen Bischofskonferenz, dem Trierer Bischof Stephan Ackermann und von Bischof  Heiner Wilmer. Auch die Mitglieder der Bolivienkommission im Bistum Hildesheim, die die Partnerschaft inhaltlich gestaltet, haben die Vereinbarung unterzeichnet.

Bischof Wilmer erinnerte bei einer online durchgeführten Abschlusskonferenz zur gemeinsamen Gebetswoche an die Zukunftskonferenz der drei Partnerkirchen vom Juli dieses Jahres: Diese dreitägige Konferenz habe ihm noch einmal den ganzen Reichtum der Bolivienpartnerschaft vor Augen geführt. Menschen unterschiedlichen Alters, aus völlig verschiedenen geografischen, sozialen und kulturellen Hintergründen seien zusammengekommen und hätten gemeinsam Ziele definiert, gelacht, gesungen, gebetet. Er hoffe, dass die Partnerschaftsvereinbarung 2030 viele Früchte tragen werde, sodass man miteinander diesen Weg weitergehen könne.

Eine Schule der Solidarität

Für Erzbischof Centellas gilt es, Herausforderungen wie die Bewahrung der Schöpfung gemeinsam anzugehen und den Weg der Geschwisterlichkeit und Solidarität fortzusetzen. Die „Hermandad“ („Geschwisterlichkeit“), wie die Partnerschaft in Bolivien genannt wird, sei für ihn eine Schule der Solidarität: „Sie bereichert unsere christliche Verpflichtung, sich für eine bessere Welt einzubringen.“

Die Vorsitzende der Bolivienkommission des Bistums Hildesheim, Bettina Stümpel, sagte. mit dem Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit stelle sich die Partnerschaft einer der großen Herausforderungen der Zukunft. „Mit dem Aufruf und vielen Aktionen zum weltweiten Klimastreik Ende September haben wir schon mit der Umsetzung der Ziele begonnen“, betonte Stümpel.„Das erfüllt mich mit Zuversicht für das Fortbestehen der Partnerschaft.“

Daher wird sich die Partnerschaft durch die neue Vereinbarung zentralen Fragen der Bewahrung der Schöpfung, der Klimagerechtigkeit und der Überwindung von Ungleichheit und Armut annehmen – der Sorge um das gemeinsame Haus. Ökologische und soziale Fragen müssen gemeinsam bedacht und auch vor dem Hintergrund des eigenen Lebensstils beantwortet werden. Die Partnerkirchen sind sich dabei ihrer eigenen Verantwortung bewusst, die sowohl das öffentliche Eintreten für die Klimagerechtigkeit, als auch das eigene konkrete Handeln betrifft.

Eine weitere Idee ist die Einrichtung einer von allen drei Partnern getragenen Umweltkommission, in der politisches Engagement, ökologische Schulungsprogramme sowie spirituelle und somit bewusstseinsbildende Fragen gemeinsam verabredet werden.

Mehr Freiraum soll zudem jungen Menschen in der Partnerschaft eingeräumt werden. Zum einen durch den Ausbau des bestehenden Freiwilligendienstes, der jungen Erwachsenen aus Bolivien und Deutschland das Kennenlernen von Glauben, Kultur und Menschen im Partnerland ermöglicht und so ein Zeichen von Solidarität setzt. Zum anderen werden weitere Angebote und Formate jungen Menschen umfassendere Möglichkeiten bieten, sich in die Partnerschaft einzubringen: zum Beispiel durch thematische Workcamps oder eine trilaterale Jugendkonferenz.

Weiterer Schwerpunkt der Vereinbarung: Für die zukünftige Entwicklung braucht die Kirche die Beteiligung von Frauen in ihren Entscheidungsgremien. So werden in der Partnerschaft noch stärker als bisher Vorhaben und Initiativen zum Schutz von Frauen und ihren Rechten aufgegriffen und unterstützt.

Doch mit dieser Unterzeichnung durch die Bischöfe der Partnerkirchen sind die Unterschriften noch nicht am Ende: Alle Gruppen und Initiativen, die sich die Ziele der Partnerschaft zu eigen machen, sind gebeten, die Vereinbarung zu unterzeichnen. „Eine möglichst breite Beteiligung war uns bei der Vorbereitung des Vertrages wichtig und ist es auch bei der Verankerung in den Partnerkirchen, gerade, wenn es um wesentliche Zukunftsfragen nicht nur der Kirche, sondern unserer Gesellschaft geht“, betont Dietmar Müßig, Leiter der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Hildesheim.

Rüdiger Wala