Inklusiv und naturnah

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Die Kita St. Paulus in Billstedt besteht seit 50 Jahren. Mit mehr als 170 Kindern ist sie eine der größeren Einrichtungen. Mit besonderen Angeboten geht sie schon seit jeher auf die spezifischen Bedürfnisse im Stadtteil ein.


Im Sinne ihres naturnahen Konzepts hat die Kita St. Paulus auch die Patenschaft für einen Grünstreifen nahe ihres Geländes auf städtischem Gebiet übernommen. Dort führen unter anderem die Erzieherin Stefanie Maus und Kita-Leiter Martin Schrörs die Kleinen an die Pflanzenwelt heran. | Foto: Sozialkontor Billstedt

„Im Sommer wird es eine große Feier geben mit den Eltern“, freut sich Martin Schrörs jetzt schon. Er leitet seit 30 Jahren die Kindertagesstätte St. Paulus in Billstedt. Anlass für das Fest ist aber das 50jährige Bestehen der Kita. „Es gab schon 1968 eine Spielgruppe hier neben der St. Paulus-Schule“, berichtet Schrörs, „aber offiziell besteht die Kita seit 1973“. 175 Kinder werden derzeit in dem neuen, 2012 errichteten Bau betreut, und zwar nicht nur von gut 40 Pädagoginnen, sondern auch von vier Pädagogen. „Als sehr große Tagesstätte haben wir schon immer auch männliche Betreuer gehabt“, sagt der 62 Jahre alte Schrörs.

Die Kita zeichnet sich bis heute durch weitere Merkmale aus. So ist sie seit mehr als zehn Jahren auch eine Inklusionseinrichtung, im Amtsdeutsch also eine „Kita mit Eingliederungshilfe“. Momentan kümmern sich die Betreuer um 20 Kinder, die beispielsweise am Down-Syndrom leiden, autistisch sind oder andere Verhaltensstörungen haben. „Inklusion bedeutet mehr Arbeit“, sagt Schrörs, aber sie mache sowohl die Mitarbeiter als auch die Kinder kompetenter.

Und diese Arbeit nehme noch zu. „Derzeit gibt es wenige Einrichtungen, die Inklusion anbieten oder anbieten möchten. Daher bekommen wir umso mehr Anfragen dieser Art.“ Zwar werde so ein Kitaplatz mit 5 000 Euro gefördert, aber man müsse für diese Betreuung auch investieren. Schrörs: „Wir haben beispielsweise einen Diplom-Heilpädagogen dafür eingestellt.“

Ein weiteres herausstechendes Charakteristikum der Kita ist eine starke Naturnähe. Damit werde auch auf die städtische Umgebung reagiert, die nur wenig zu Bewegung einlade, sagt Schrörs. Zwar gibt es eine Schaukel, eine Rutsche, eine Sandkiste und Ähnliches, aber statt riesiger Geräte finden sich auf dem Außengelände viele Ecken mit einheimischen Pflanzen, ein Gemüsegarten, viele Obstbäume und sogar ein Bienenstock. Entsprechend sind die Kindergruppen nach Pflanzen benannt, heißen Sommerflieder, Zaubernuss, Goldglöckchen, Ahorn, Kastanie und Eiche. Das ist auch ein Erbe aus den Anfangsjahren der Kita, als es dort sogar einen kleinen Park mit Eseln und Ziegen gab. Dazu passt, dass auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet wird, die im eigenen Haus zubereitet wird. Versorgt werden damit auch die Mensa der Schule St. Paulus sowie die weitere Kita der Pfarrei in Mümmelmannsberg.

Seit vielen Jahren gibt es eine Sprachkita

Etwa 70 Prozent der Kinder kommen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil kein Deutsch spricht. Auch darauf ist schon relativ früh reagiert worden: Seit 17 Jahren gibt es in St. Paulus eine Sprachkita, sodass die Kinder anderssprachiger Eltern hier auch Deutsch lernen. Ähnlich hoch ist der Anteil katholischer Elternhäuser.

Aber auch verhältnismäßig viele orthodoxe Christen schicken ihre Kinder dorthin. Der Anteil von Kindern mit evangelischen Eltern liegt bei etwas mehr als zehn Prozent. Darüber hinaus kommen auch Kinder, bei denen wenigstens ein Elternteil muslimisch ist, einer anderen Religion angehört oder gar keiner.„Hin und wieder aber ist beispielsweise auch ein Teil katholisch und der andere nicht“, weiß Schrörs.

Natürlich steht die Kita allen offen, gleichwohl liegt ihrer Arbeit das christliche Welt- und Menschenbild zugrunde. Die Kinder feiern die christlichen Feste, lernen altersgerecht Gebet und Gottesdienst kennen. Über 90 Prozent von ihnen besuchen anschließend auch die benachbarte katholische St. Paulus Schule.

„Katholische Bildungseinrichtungen genießen immer noch einen hohen Vertrauensvorschuss“, hat Schrörs erfahren. „Das ist auch eine Chance als Kirche.“

VON MATTHIAS SCHATZ