Anstoß 44/21
Innovatives Personal
Ist doch interessant, dass in der Apostelgeschichte die damals junge, wachsende Kirche einfach einen neuen Beruf erfand, um eine Krise zu bewältigen: die Diakone.
Es ging um die Versorgung von Bedürftigen, insbesondere der Witwen. Fortan sollten sich sieben Gemeindemitglieder um die gerechte Ausgabe der Lebensmittel im „Tischdienst“ kümmern. Die Gemeinde wurde in das Vorgehen einbezogen und stimmte dem Vorschlag zu. Einzige Voraussetzung für die Berufenen: dass sie „einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sind“ (Apg 6,1-6).
Es ist jetzt 50 Jahre her, dass in der Kirche in Deutschland der Dienst der Pastoralreferenten (PR) eingeführt wurde. In der Diözese Berlin sind es 40 Jahre. Manch ein Bischof mochte sie nicht. Also gab es sie nicht in jeder Diözese. Einige Priester sahen und sehen sie als Konkurrenz.
Das Berufsprofil „der PR“ ist abwechslungsreich. Das zeigt sich unter anderem in der „kategorialen Seelsorge“ (der Polizei-, der Notfall-, der Gefängnis-, der Krankenhausseelsorge ...). Insgesamt haben sie das Bild und Wirkungsfeld unserer Kirche in der Gesellschaft bereichert.
Als ich 1993 mit der Pallottinischen Gemeinschaft nach Berlin kam, wollte ich nicht Pastoralreferentin werden, um nicht in ein Berufsschema eingesperrt zu werden. Heute denke ich, es ist in der verletzlichen Situation von Verlusten, Umbrüchen und Neugestaltung der weltbeste Beruf. Unverzichtbar ist mir der kollegiale Austausch. Oft erlebe ich Experimentierfreude und Entdeckergeist. Da ist die gemeinsame Sehnsucht, etwas nach vorne zu bewegen! Dennoch gibt es noch immer klerikale Engführungen und Flaschenhälse. Kleinkarierte Diskussionen, wer darf was und was darf man nicht … Wie sehr brauchen wir es daher, „vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt zu sein“! Nach Vinzenz Pallotti ist jeder als Apostel berufen, mitten im Leben.