Anstoß 35/21
Ins Herz gesät
Was in Köpfen alles wachsen kann – so fragte ein Liedvers, den ich aus einer Liedersammlung meiner Jugend in Erinnerung habe.
Es ist zum Staunen, was der menschliche Verstand hervorgebracht hat und es kann fassungslos machen, was für Unverstand in Köpfen wachsen kann.
Da sind die großen Erfindungen und Entdeckungen, die uns ermöglichen, die Naturgesetze zu verstehen und zu nutzen. Sie ermöglichen uns Dinge, die Menschen vor uns unvorstellbar waren. Selbst zum Mond können wir fliegen. Dazu kommen all die vielen kleinen klugen Erfindungen, die die technische Umsetzung der großen Ideen ermöglichen und die Arbeit der Menschen unglaublich erleichtern, wo sie verfügbar sind. Nicht weniger faszinierend sind die großen Visionen von Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde, Geschwisterlichkeit.
Zugleich wird zu jeder Zeit auch mancher Unverstand in den Köpfen geboren. Befremdliche Ideen, Verschwörungstheorien und Feindbilder stoßen auf fruchtbaren Boden, setzen sich fest und entfremden und verfeinden Menschen. Manchmal, wie in der Vergangenheit geschehen, bis hin zur Grausamkeit von Völkermord und Genozid, wiederum mithilfe dessen, was Köpfe an Technik ersonnen haben.
Das Leitwort der Kirchen auf der BUGA in Erfurt schaut auf ein Gegenstück. Es erinnert daran, dass Gott uns Gutes ins Herz gesät hat, das in uns wachsen will: Liebe, Hoffnung, Glaube, Freude, Güte. Wenn Herz und Verstand zusammenspielen, sollte Gutes wachsen können. Aber auch das Herz kann Boden für Neid, Gier und Hass werden. Oder Trauer, Angst und Furcht nisten sich in einer Weise ein, die der Lebensfreude keinen Raum zum Wachsen lassen.
Jesu Gleichnis vom Sämann führt uns vor Augen, dass unser Herz ganz unterschiedlicher Boden sein kann. Vielleicht weil unsere Lebenssituation es gerade so oder so bedingt. Auch wofür wir uns in Herz und Verstand öffnen können, hat seine „Jahreszeiten“.
Jesus macht aber auch Mut, Dinge wachsen zu lassen: weil wir manchmal nicht auf den ersten Blick unterscheiden können, was richtig und falsch, gut oder böse ist. Er macht Mut, Geduld zu haben, weil die gute Saat über Nacht und langsam wächst und wir wissen nicht wie.