Pfarrei Radeberg bekommt einen Anbau
Investition in mehr Offenheit
Eigentlich ist Sparen der Regelfall. Dank vieler Zuzüge kann die nahe der Landeshauptstadt Dresden gelegene Pfarrei Radeberg indes investieren. Die 1883 errichtete St.-Laurentius-Kirche bekommt einen modernen Anbau.
Pfarrer Eichler (links) und Andreas Eisele erläutern die Anbaupläne für die St. Laurentius-Kirche.| Foto: T. Gärtner |
„Wir haben Glück“, sagt Andreas Eisele von der Baukommission der Pfarrei. In diesem Jahr sollen die Arbeiten für einen Kirchenanbau beginnen. Mit einem einstöckigen Kubus rückt die Kirche optisch vor an die Seitenstraße – ein Stück auf die 18 000-Einwohner-Stadt zu.
Als Teil einer Verantwortungsgemeinschaft auf dem Weg zur Fusion mit Bischofswerda und Kamenz, profitiert die Pfarrei von der Nähe zu Dresden. Durch Zuzug junger Familien wächst sie. „Wir sehen uns als lebendige, offene Gemeinde, die nach außen wirken will“, sagt Andreas Eisele. Räume in dem Neubau könne sie künftig auch nichtkirchlichen Gruppen als Treffpunkt zur Verfügung stellen.
Raum für neue Veranstaltungsformen
Das Büro des Dresdner Architekten Christian Schaufel hat einen Flachbau in Sandsteinfarbe entworfen. Auf rund 110 Quadratmeter Grundfläche entstehen drei moderne Funktionsräume. Hinein und hinaus gelangt man durch die Kirche und einen Verbindungsgang.
Nutzen möchte die Gemeinde die Räume zum Beispiel für die kreative Arbeit von Kindern und Familien, für Vorträge, Konzerte, Kirchenkaffee, für das Ausprobieren neuer Gottesdienstformen. Ökumenische Bibelabende wären im eigenen Haus möglich, die Band könnte hier proben und die Gemeinde wieder Familienfeste feiern. Für Menschen, die keiner Kirche angehören, wäre Platz für Beratung und Begegnung; Behinderte, Senioren, Jugendliche hätten Zugang, Nachhilfe für Schüler könnten man anbieten, sich mit Asylbewerbern treffen, zu Kursen oder Weiterbildungen einladen.
Das Bistum Dresden-Meißen unterstützt das Vorhaben. Jüngster Beweis dafür sind rund 90 000 Euro aus Fördermitteln des Bonifatiuswerkes, die Radeberg bekommt. Das ist ein Zehntel der Gesamtbausumme von 900 000 Euro. Etwa 100 000 Euro davon müssen die fast 1300 Gemeindemitglieder aus Spenden aufbringen. Gestartet haben sie dafür unter anderem eine Aktion, bei der jeder symbolisch einen oder mehrere der insgesamt rund 5000 Steine des Anbaus stiften kann, für 20 Euro das Stück.
Entstanden sind die Pläne aus Raumnot. Etliche Jahre konnte die Gemeinde Räume in der benachbarten Alten Schule nutzen, 1886 für die katholischen Schüler errichtet, zu DDR-Zeiten Schulzentrum, nach 1990 Berufsschule. Zuletzt stand sie leer. Im Mai 2016 zogen 20 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge ein. „Das haben wir begrüßt und unterstützt“, sagt Andreas Eisele. Doch dieser Platz fehlt nun.
Gemeinde drängt sich in einstiger Pfarrwohnung
Die Gemeinde beschränkt sich deshalb auf die Kirche. Die weist eine Besonderheit auf: Wer den Gottesdienst besuchen will, muss eine Treppe hinauf. Der Kirchsaal befindet sich im ersten Obergeschoss. Im Erdgeschoss war 1883 die Wohnung des Pfarrers eingerichtet worden. In deren größten Raum passen maximal zwanzig Leute. „Es ist sehr eng geworden“, erzählt Christoph Eichler, Pfarrer für Radeberg. „Wo früher ein Pfarrer wohnte, drängt sich jetzt die ganze Gemeinde. Das hat unsere Arbeit sehr schwierig gemacht.“
Mehr: sankt-laurentius-radeberg.de
Von Tomas Gärtner