Ausbildung von Kirchenmusikern

"Jetzt bin ich sonntagstauglich"

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Mehrere Menschen stehen im Kreis und singen
Nachweis

Foto: Maria Hartelt

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Übung macht den Meister: 17 Frauen und Männer aus dem Bistum Osnabrück schließen die Ausbildung zum C-Kirchenmusiker ab.

Wer im Bistum Osnabrück in der Kirche Musik machen möchte, kann seit vielen Jahren den C-Kurs belegen. Vor zwei Jahren wurde diese Art der Ausbildung neu strukturiert, die ersten Teilnehmer schließen den Kurs jetzt ab. Alle eint die Freude an der Musik – ob Profi oder Amateur.

Ob großer Weihnachtsgottesdienst oder kleine Werktagsmesse – einer Liturgie, die ohne Musik auskommen muss, fehlt ein wesentlicher Beitrag für das Lob Gottes. Da sind sich die Fachleute einig. In nahezu jeder Gemeinde mangelt es an Frauen, Männern oder Jugendlichen, die begeistert in die Tasten der Orgeln greifen, die einen Chor leiten oder am Piano den Gemeindegesang animieren können. Droht ein eingeplanter Organist auszufallen, dann laufen landauf, landab vor dem Wochenende die Telefone heiß. Kaum eine Pfarrsekretärin, die sich nicht schon mal die Finger wund gewählt hat auf der Suche nach einem geeigneten Ersatz. Das gilt vor allem für Gemeinden, in denen nicht ein professioneller Musiker hauptamtlich vom Bistum angestellt ist.

Seit vielen Jahren existiert deshalb im Bistum Osnabrück eine besondere Form der musikalischen Ausbildung: der C-Kurs. Die zweijährige Ausbildung belegen viele junge Leute, die damit den ersten Schritt in eine mögliche berufliche Zukunft wagen. Aber auch Interessierte, die musikalische Grundkenntnisse mitbringen auf der Suche nach einer zeitlich ausfüllenden Freizeitbeschäftigung, die zudem sinnvoll ist. Zum ersten Mal schließt jetzt ein Kurs ab, der neu konzipiert worden ist und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Fachmodule angeboten hat, die neben den Basismodulen belegt werden konnten.

"Wir haben ein gelungenes Format gefunden"

Zur Basis gehört die Musiktheorie, der Gemeindegesang, der Liturgiegesang, Infos über die Liturgik und die Musikgeschichte, schließlich die Gehörbildung. Die neuen Fachmodule heißen Orgelspiel, Chorleitung, Singen mit Kindern, Liturgisches Singen und die Popularmusik, also zum Beispiel Gitarrenbegleitung. Geändert haben sich auch die üblichen Abläufe: War früher der Kurs alle 14 Tage in Präsenz, sind jetzt die gemeinsamen Zeiten deutlich reduziert bzw. in den digitalen Raum verschoben. „Wir haben ein gelungenes Format für diese wichtige Ausbildung gefunden“, sagt Maria Hartelt. Die Regionalmusikerin gehört zum Kreis der Dozenten.

Im Herbst wird ein neuer Kurs beginnen mit dem Bewerbungsschluss 2. August, aber auch, wer sich noch später entscheidet, hat eine Chance. Wer mitmachen will, muss nicht viele Voraussetzungen erfüllen: Lust an der Musik ist gefordert, Grundkenntnisse an einem Instrument sind notwendig, zum Beispiel Orgel, Gitarre oder Gesang. Interesse an der Gestaltung von Liturgie ist ebenfalls wichtig. Dann kommt es zur Eignungsprüfung, die zwar so heißt, die aber, geht es nach Maria Hartelt, eigentlich gar keine sein sollte. „Es geht darum, dass wir uns gegenseitig musikalisch kennenlernen“, sagt sie. „Wir wollen möglichst alle Interessenten aufnehmen und müssen wissen, wo der genaue Förderbedarf liegt.“

19 Frauen und Männer schließen den C-Kurs jetzt ab. Sie alle haben eine Bindung an eine Kirchengemeinde, „und ohne diese Bindung würde es auch schwer“, sagt Maria Hartelt. Die Teilnehmer, so war es auch in den Vorjahren, sind in den Gemeinden oft nicht nur musikalisch aktiv, sondern füllen auch Ehrenämter aus – sei es als Ministrant, sei es als Pfarrgemeinderatsmitglied. Für jedes der fünf Fachmodule haben sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden.

Kinderchorleitung: Saskia Wilking hat schon vor der C-Ausbildung den Kinderchor in Haselünne geleitet, „aber ohne spezielle Ausbildung“, wie sie sagt. Letztlich habe sie aber nicht richtig gewusst, wie sie den Chor dirigieren oder anleiten sollte. „Da bin ich jetzt viel sicherer geworden“, sagt sie. Sie weiß jetzt, wo der Chor im Gottesdienst am besten singen kann und wo besser die Orgel aktiv wird. „Der Chor soll begleiten und unterstützen, sich aber nicht selbst darstellen.“

Popularmusik: Angefangen hat es für Sabine Blom aus Büren damit, auf Taufen Klavier zu spielen. Dann kamen Hochzeiten und Gesangsanfragen dazu. Aber nicht für Geld. „Weil es schließlich doch langsam semiprofessionell wurde, wollte ich dazulernen“, sagt sie. Eher überraschend fand sich dann der Weg in den C-Kurs mit dem Fachmodul Popularmusik. „Mein Ziel war es, sicherer zu werden und nicht nur 08/15-Pop zu machen, das habe ich erreicht.“ Sie könne jetzt Intros schreiben und kleine Zwischenspiele selber machen. „Auch bei den Arrangements kann ich mich auslassen. Dass eine Gruppe genau das singt, was ich vorher aufgeschrieben habe, ist eine schöne Erfahrung.“

Orgelspiel: Seit 2004 erhält Sebastian Reuter Orgelunterricht, 2020 fing er an, in Bremen regelmäßig Vertretungen zu übernehmen. Heute spielt er meist in St. Katharina. „Der Orgelkurs hat dazu geführt, dass ich mich jetzt sicherer fühle. An Literatur hatte ich schon manches mitgebracht, jetzt bin ich variabler geworden.“ So kommt er zu dem Schluss: „Die Ausbildung hat mich sonntagstauglich gemacht und meine Möglichkeiten vertieft.“

Chorleitung: Eduard Kullmann kann sich an ein Leben ohne Chorgesang wahrscheinlich gar nicht erinnern. „Ich singe im Chor, seit ich drei Jahre alt bin“, sagt der 18-Jährige, der die verschiedenen Chöre am Osnabrücker Dom durchlaufen hat. „Chorgesang bedeutet mir viel. Und obwohl ich schon so lange dabei bin, hat mir der C-Kurs eine ganz neue Wahrnehmung des Chores gebracht“, sagt er. Ob Dirigieren, Musizieren oder die Planung von Proben – dass Kuhlmann weiß, was alles dahintersteckt, hilft ihm auch als Sänger weiter. „Ich weiß jetzt viel mehr: Worauf muss ich beim Gesang achten, was mache ich mit den Tönen, wie kann ich die Musik gestalten, die ich singe?“ Vor ein paar Wochen war er auf einer Chorreise in England und hat dort eine gute Erfahrung gemacht: „Da durfte ich mal die Probe der Männerstimmen anleiten.“ Er hat vor, Musik auf Lehramt zu studieren und vielleicht ein Studium für künstlerische Chorleitung anschließen.

C-Kurs: Maurice Stevens hat während der zwei Jahre eine richtungsweisende Entscheidung gefällt: Das erste Basisjahr hat dafür gesorgt, dass er begonnen hat, in Hannover Kirchenmusik zu studieren. Der C-Kurs sei dafür eine „gute Basis und eine perfekte Ergänzung“, sagt er. Früher spielte er Klavier und war im Musikunterricht sehr engagiert, mit dem Orgelspiel begann er aber erst 2021. Nach dem vierten oder fünften Semester Studium hätte er die C-Prüfung auch in der Tasche gehabt, „aber so geht es schneller“. Und er fügt augenzwinkernd hinzu: „Als C-Musiker werde ich besser bezahlt, wenn ich zum Beispiel eine Orgelvertretung in der Gemeinde mache.“ Stevens wünscht sich, dass er nach dem Studium eine Stelle als A-Musiker findet. „Es ist schön, als Kirchenmusiker über den Horizont der eigenen Gemeinden hinauszusehen.“

Termin

Die Werkstatttage Kirchenmusik sind nicht nur Bestandteil der C-Ausbildung, sondern stehen allen Interessierten offen. Sie finden vom 6. bis 11. Oktober im Lingener Ludwig-Windthorst-Haus statt. Es gibt Workshops, gestaltete Gottesdienste und Singen im Werkstattchor. Erwachsene zahlen 395 Euro, Schüler und Studenten 295 Euro, Teilnehmer der C-Ausbildung 120/60 Euro. Anmeldung bis 20. September 2024: kirchenmusik-im-bistum-osnabrueck.de/veranstaltungen/fortbildungen

Zur Sache

Das Bistum Osnabrück bietet ab Oktober neue Ausbildungskurse zur Qualifikation als C- oder D-Kirchenmusiker an. Die Kurse sind in flexiblen Modulen aufgebaut. Neue Inhalte, straffere Formen und der Einsatz moderner Medien helfen, sich parallel zum Alltag neue musikalische Horizonte zu erschließen. Ziel der Kurse ist es, Menschen dazu auszubilden, in Gemeinden musikalische Dienste zu übernehmen. Infos: Telefon 0541 318-211; kirchenmusik-im-bistum-osnabrueck.de/ausbildung

Matthias Petersen