Impuls zur Fastenzeit
Jetzt ist die Zeit!
Wie wäre es, die sechs Wochen bis Ostern mal nicht für gute Vorsätze zu nutzen, sondern für gute Taten? Wie wäre es, in dieser Fastenzeit einfach anzufangen – mit dem Bibellesen, dem Versöhnungsbrief, dem ehrenamtlichen Engagement? Jesus kann uns dabei ein Vorbild sein.
Von Susanne Haverkamp
Eigentlich müsste man .... Demnächst machen wir ... Ich sollte mal wieder ... Das Leben ist voller solcher Sätze. Zu Hause, bei der Arbeit, im Verein, in der Gemeinde. Pläne ohne Ende – aber leider auch ohne klare Perspektive.
Oder diese Variante: Ja, es müsste sich etwas ändern, aber die Zeit ist noch nicht reif. Ja, natürlich müssen wir etwas tun, aber noch nicht jetzt, nicht so überstürzt, wir müssen das noch vorbereiten ...
Ja, gut Ding braucht Weile. Einerseits. Andererseits ist da die Botschaft Jesu. Der sagte gleich am Anfang seiner Predigttätigkeit: „Kehrt um, denn das Reich Gottes ist nahe.“ Und gegen Ende: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“
Die Lesung am Aschermittwoch, mit dem in dieser Woche die Fastenzeit begonnen hat, sagt es noch drastischer: „Lasst euch mit Gott versöhnen! Denn jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade.“ Daraus ist ein modernes geistliches Lied entstanden, das Sie vielleicht auch schon einmal gesungen haben: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde ...“
Vor einigen Jahren trug die Fastenaktion der evangelischen Kirche den Titel: „Sieben Wochen ohne zaudern“. Sie rief dazu auf, das „Eigentlich“ und das „Demnächst“ einfach mal wegzulassen und anzufangen. Womit auch immer. Mit dem Beten vielleicht. Dem Bibellesen. Dem Schreiben des lang erwarteten Versöhnungsbriefs. Der Aussprache. Der neuen Ernährungsgewohnheit. Dem Sportkurs. Dem ehrenamtlichen Engagement. Dem Krankenbesuch. Vielleicht auch mit der Entscheidung, die das Leben verändern wird, die schmerzhaft ist, schwierig und doch notwendig.
Ein kleiner Schubs, das zu wagen, was gerade ansteht
Der 1. Januar ist bekanntlich die Zeit der guten Vorsätze. Kein Wunder, dass er ein weltlicher und kein christlicher Feiertag ist. Denn Jesus war nicht der Mann der guten Vorsätze, er war der Mann der guten Tat. Am Sabbat, wenn es sein muss – und auch, wenn man anschließend Ärger mit der Obrigkeit bekommt. Ohne Zaudern und ohne Demnächst. Es ist nicht fast Zeit zu helfen, es ist höchste Zeit.
Es ist nicht fast Zeit, es ist Fastenzeit. Sechs Wochen bleiben uns, um Ostern entgegenzugehen. Sechs Sonntage, um dem Leben ein Stück näherzukommen. Nicht als religiöse Pflicht, der irgendwie nachzukommen ist, nicht als Regelwerk, das Katholiken einzuhalten haben. Sondern als Chance. Als kleiner Schubs, das zu wagen, was jetzt gerade ansteht. Als Einzelne, als Familie, als Gemeinde, als Gesellschaft, als Kirche, als Volk Gottes.
Eigentlich? Demnächst? Die Zeit ist noch nicht reif? Doch, das ist sie. Für vieles, das dringend getan werden muss. Nutzen wir die Fastenzeit doch einfach als Übungszeit. Um zu spüren, wie es ist, wenn sich was tut. Wenn wir was tun. Jetzt ist die Zeit.